Newsletter

Abonnements

Konzernen fehlen die Nachwuchs-CFOs

Unternehmen haben es in den vergangenen Jahren versäumt, das mittlere Management auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten.
Digital Vision/Photodisc/Thinkstock/Getty Images

„Niemand ist unersetzlich“ ist eine Phrase, die man von Personalmanagern oft hört. Doch tatsächlich haben Konzerne immer größere Schwierigkeiten, Top-Manager zu ersetzen. So sind laut dem Personaldienstleister Robert Walters die Suchanfragen nach Führungskräften im zweiten Quartal 2015 um rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Der hohe Stellenbedarf entsteht durch eine Kombination aus hoher Wechselbereitschaft und einer hohen Nachfrage nach Finanzexperten. Um den Bedarf zu decken, brauchen Unternehmen eine funktionierende Nachwuchsarbeit – andernfalls müssen sie sich voll auf externe Kandidaten verlassen.

CFOs sollten sich um Nachfolger kümmern

Genau da liegt für CFOs und ihre Finanzbereiche aber die Krux: Oft gibt es keine internen Nachfolger für die Führungspositionen. Das führt zu einem Konkurrenzkampf um die besten Kandidaten für das Top-Management.

Dabei ist Nachwuchsarbeit bei den ganz jungen Kandidaten gar nicht das Problem. Bei Berufseinsteigern überbieten sich Mittelständler mit Angeboten zur Karriereförderung. Gesucht werden aber Finanzer mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung. „Gerade im Mittelbau des Managements haben viele Unternehmen es versäumt, die Mitarbeiter zu entwickeln und auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten“, sagt Till Rodheudt, Managing Director Germany bei Robert Walters. „Man muss die richtigen Talente einstellen, aber dann auch halten und Karriereperspektiven bieten.“ Das mittlere Management sei dabei in den vergangenen Jahren oft schlicht übersehen worden.

Die wenigen Kandidaten, die für hohe Positionen qualifiziert sind, sind sich ihrer guten Verhandlungsposition  bewusst. Mehr als nach einer hohen Bezahlung verlangen sie danach, gefördert zu werden. Wichtige Instrumente, um die Manager zum Bleiben zu überzeugen, seien Weiterbildungsangebote wie beispielsweise der Certified Financial Analyst (CFA) oder der Certified Internal Auditor (CIA). Diese Art der Förderung kann pro Mitarbeiter schnell eine fünfstellige Summe Kosten.

Wirtschaftsprüfer als Alternative für die Finanzabteilung

Um die frei werdenden Positionen zu besetzen, greifen die Mittelständler zunehmend auf externe Führungskräfte wie Wirtschaftsprüfer oder Unternehmensberater zurück. Diese bringen branchenspezifische Erfahrungen und analytische Fähigkeiten mit, sind allerdings oft teurer als selbst herangezüchtete Talente. „Die externen Kandidaten müssen dann auch noch einmal zusätzlich gecoacht werden, damit sie dem Unternehmen helfen“, sagt Rodheudt.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.