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Mit diesem Studium wird man CFO

Was muss man studieren, um später CFO zu werden?
bee32/Thinkstock/Getty Images

Wie wird man Finanzvorstand eines Unternehmens? Diese Frage stellen sich viele ambitionierte Finanzer und denken dabei wohl eher an bestimmte Karrierestationen wie Leiter Controlling oder Leiter Finanzen, die das Sprungbrett zum CFO-Posten darstellen sollen.

Doch den Grundstein kann man bereits viel früher legen – nämlich im Studium, meint Thomas von Ciriacy-Wantrup von der Personalberatung Fricke Finance & Legal. Auch wenn das Studium im Laufe seiner Karriere weniger wichtig wird – „ob man CFO wird, hängt zu 20 Prozent von der Wahl des Studiums ab“, hat der Berater beobachtet.

BWL bleibt eine gute Wahl für angehende CFOs

Ein Blick in den CFO-Almanach FINANCE-Köpfe zeigt, dass ein Großteil der Finanzchefs BWL studiert hat. Und auch von Ciriacy-Wantrup hält BWL für eine gute Grundlage. Spezialisierte Studiengänge wie International Finance seien ebenso eine gute Wahl – den Kritikpunkt, dass man sich durch ein spezialisiertes Studium schon früh Türen zumache, hält er hingegen nicht für angemessen.

Rechnungslegung, Controlling und Wirtschaftsrecht: Diese Grundlagen werden meist im BWL-Studium vermittelt und sind in der Regel auch Teil des CFO-Aufgabengebiets. In den vergangenen Jahren ist aber das Thema IT immer stärker in den Vordergrund gerückt – Cyber Security oder Automatisierung im Accounting zählen inzwischen ebenfalls häufig zu den Aufgaben eines Finanzchefs.

FINANCE-Köpfe

James von Moltke, Deutsche Bank AG

Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Universität Oxford beginnt James von Moltke seine Karriere 1992 bei der Investmentbank Credit Suisse First Boston in London. Drei Jahre später und bis 2005 ist er für JP Morgan in New York und Hongkong tätig. Anschließend wechselt er zu Morgan Stanley in New York. In diesen Rollen berät er vor allem Unternehmen aus dem Financial-Services-Bereich.
 
2009 übernimmt von Moltke die Leitung der Corporate M&A Abteilung bei der Citigroup und drei Jahre später die Verantwortung für die weltweite Finanzplanung der US-Bank. 2015 wird er zum Treasury-Chef der Citigroup befördert. Im Frühjahr 2017 verkündet von Moltke seinen Wechsel zur Deutschen Bank, wo er seit Juli des gleichen Jahres Konzern-CFO ist.

zum Profil

Dass sich die Inhalte des BWL-Studiums an diese veränderten Aufgaben des CFOs anpassen, beobachtet der Personalberater allerdings nicht. So würden nicht etwa deutlich mehr Programmier-Kurse angeboten oder Kenntnisse zu IT und Datensicherheit vermittelt als früher, obwohl eine gewisse Affinität zu Technik mittlerweile im Job vorausgesetzt werde.

Ob ein Kandidat BWL an einer staatlichen oder privaten Uni studiert hat, mache grundsätzlich keinen großen Unterschied. „Ein Studium an einer renommierten Universität wie St. Gallen kann aber das letzte Quäntchen ausmachen“, sagt von Ciriacy-Wantrup. Zu den europäischen Universitäten, die im Bereich Wirtschaft und Finanzen einen besonders guten Ruf genießen, gehören laut dem Personalberater neben der Schweizer St. Gallen-Universität unter anderem auch die London Business School, die Mannheimer Universität und die Pariser Wirtschaftsschulen.

Ein exotisches Studienfach muss kein Hindernis sein

Auch wenn die große Mehrheit der heutigen CFOs ein wirtschaftsnahes Studium absolviert hat, so gibt es prominente Finanzchefs, die etwas völlig Fachfremdes studiert haben. So hat zum Beispiel James von Moltke, der Finanzchef der Deutschen Bank, Philosophie und Literatur studiert.

„Selbst ein studierter Kunsthistoriker hat unter Umständen die Chance, CFO zu werden“, sagt der Berater. Das „unter Umständen“ werde hierbei aber groß geschrieben. Die deutsche Finanzbranche sei im Vergleich mit ausländischen Kollegen bei der Rekrutierung von Berufseinsteigern nämlich nicht gerade für ihre Experimentierfreudigkeit bekannt.

FINANCE-Köpfe

Johannes Dietsch, ThyssenKrupp AG

Im Anschluss an seine Ausbildung nimmt Dietsch Leitungsfunktionen in verschiedenen Abteilungen des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer wahr. Auslandserfahrung sammelt er in zwei mehrjährigen Aufenthalten bei Bayer Japan, zuletzt als CFO für den Finanz- und Verwaltungsbereich.

2001 wird Dietsch in Leverkusen die Abteilungsleitung Corporate Finance innerhalb des Konzernbereichs Finanzen übertragen. Am 1. Juli 2002 übernimmt er die Leitung des Bereichs Finanzen im Corporate Center der Bayer AG. In diesen Zuständigkeitsbereich fallen die Ressorts Treasury, Corporate Finance, Financial Controlling, Asset Management Pensions, Mergers & Acquisitions und Taxes.

Im September 2011 wechselt Dietsch als Landessprecher und CFO Greater China zu Bayer China mit Sitz in Shanghai. Drei Jahre später im September steigt Johannes Dietsch zum Konzer-CFO bei Bayer auf. Sein Vertrag wurde bis Ende Mai 2018 verlängert. Im Anschluss verließ er das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Ab Februar 2019 wird Dietsch als CFO das Finanzressort bei dem Industriekonzern ThyssenKrupp leiten.

Im März 2020 gibt ThyssenKrupp bekannt, dass Johannes Dietsch auf eigenen Wunsch seinen Vorstandsmandat zum 31. März 2020 niederlegen wird.

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Diese Tatsache ist auch verständlich: Selbst ein hoch motivierter und fähiger Kunsthistoriker, der sich durch Praktika im Controlling oder Treasury einen guten Einblick verschafft hat, birgt laut dem Personalberater eben ein größeres Risiko, nicht so qualifiziert zu sein wie ein Anwärter mit kaufmännischem Hintergrund.

Helfen könne es auch, Zwischenstationen in der Unternehmensberatung einzulegen. Gerade die Beratungsbranche schätzt von Ciriacy-Wantrup als einen offenen Geschäftszweig ein, in dem Leistung oft mehr zähle als ein bestimmter Abschluss. Der Einstieg in die Unternehmensberatung sei seiner Meinung nach auch gerade wegen seines hohen Anspruchs ein sehr anerkannter Job, der Türen öffnen könne – auch zum CFO-Posten.

Ein exotisches Studium ist das Eine – doch CFO werden ganz ohne Studium? Dass das geht, haben der aktuelle K+S-CFO Thorsten Boeckers sowie Noch-Bayer-CFO Johannes Dietsch gezeigt. Dietsch absolvierte 1984 eine Ausbildung zum Industriekaufmann und Wirtschaftsassistenten bei Bayer und arbeitete sich beharrlich hoch, bis er 2014 CFO wurde.

Boeckers schloss 1994 seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank ab und arbeitete sich über die Bereiche Aktienanalyse bei der Bank sowie Investorenkommunikation bei der Deutschen Post DHL Richtung CFO-Posten – bis er im Mai 2017 diese Position bei K+S erreichte. Diese und ähnliche Fälle hält Thomas von Ciriacy-Wantrup allerdings für Ausnahmen: „Heutzutage wird ein Studium in 99,9 Prozent der Fälle für Führungspositionen einfach vorausgesetzt.“

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.