Die Struktur der Aufsichtsratvergütung verändert sich. Nach einer Änderung des Corporate Governance Kodex im vergangenen Jahr haben fast ein Drittel der DAX-Unternehmen neue Vergütungsmodelle für ihre Chefaufseher eingeführt.
Einer aktuellen Studie von Towers-Watson-zufolge entlohnen 13 DAX-Unternehmen ihren Aufsichtsrat mit einer Festvergütung, um dessen Unabhängigkeit zu gewährleisten. Bayer, Deutsche Börse, Henkel, K+S und Lufthansa vergüten ihre Chefaufseher seit 2013 ausschließlich fest.
Die restlichen 17 DAX-Konzerne bauen auf ein erfolgsorientiertes Modell und beziehen den kurz- oder langfristigen Unternehmenserfolg, beispielsweise am Ergebnis pro Aktie gemessen, ein. Der Automobilzulieferer Continental wandelte zum Beispiel seine kurzfristige Vergütungsstruktur komplett in eine langfristige um.
Diese Entwicklung hatte sich schon 2012 abgezeichnet: Seit Mai empfiehlt der Corporate Governance Kodex keine erfolgsorientierte Aufsichtsratsvergütung mehr. Schon im vergangenen Jahr ging Towers Watson zufolge vor allem die Zahlung von Tantiemen auf kurzfristiger Basis zurück.
„Insgesamt zeigt sich der Markt derzeit unentschieden“, sagt Vergütungsexperte Helmuth Uder von Towers Watson. Die Berater gehen davon aus, dass weitere Unternehmen ihre Vergütungssysteme umstellen werden: entweder auf eine ausschließlich feste Vergütung oder eine Kombination aus Festvergütung und langfristig variabler Vergütung.
Einzelne Unternehmen entwickeln sich heterogen
Trotz der Diskussionen um die Ausgestaltung der Aufsichtsratvergütung hat sich an der deren Höhe im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas verändert. Die Entlohnung der Aufsichtsratsvorsitzenden bleibt in diesem Jahr mit im Durchschnitt voraussichtlich 338.500 Euro ungefähr auf der Höhe des Vorjahresniveaus. Mit Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich jedoch eine heterogene Entwicklung. Während die Vergütung bei vier Unternehmen unverändert bleibe, werde sie bei zehn Unternehmen um etwa zehn Prozent sinken. Bei den restlichen werde die Aufsichtsratsvergütung hingegen steigen.
Im internationalen Vergleich verdienen die DAX-Aufseher aber weiterhin deutlich weniger als ihre Kollegen in der Schweiz (SLI: 2.100.000 Euro) und Großbritannien (FTSE 100: 523.000 Euro). „Allerdings sind diese auch intensiver in die Unternehmensführung eingebunden, was das höhere Vergütungsniveau teilweise erklärt“, sagt Uder. „In einem Dualen System aus Aufsichtsrat und Vorstand mit getrennten Verantwortlichkeiten und Mitgliedschaften wie in Deutschland erwachsen andere berufliche Anforderungen als in einem Single-Board-System wie in der Schweiz mit Kontrolleuren und operativ tätigen Managern in einem Gremium.“
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.