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Wenn Unternehmen zu ihrem Ex-CFO zurückkehren

Wenn sich ein Unternehmen und der CFO einmal trennen gibt es für gewöhnlich kein zurück. In gewissen Konstellationen finden die Parteien aber doch noch einmal zueinander.
nd3000/iStock/Thinkstock/Getty Images

Nur selten kehren Finanzchefs zu ihrem alten Unternehmen zurück – noch seltener in gleicher Funktion. Umso überraschender kam die Ankündigung von Pfeiffer Vacuum, dass der Vakuumpumpenhersteller Nathalie Benedikt zurück ins Unternehmen holt. Die heute 40-Jährige war von Januar 2013 bis Anfang 2014 CFO des Konzerns.

Ein Fall wie der von Pfeiffer Vacuum und Nathalie Benedikt ist sehr ungewöhnlich. Der einzig andere Fall, den FINANCE in seinen CFO-Wechseln verzeichnete, ist der von Falk Neukirch. Der CFO der Nabelschnurblutbank Vita 34 hatte das Unternehmen im April dieses Jahres verlassen, kehrte jedoch schon im September zurück. Die Hintergründe waren unklar.

CFO braucht Rückhalt aus seinem alten Team

Umso interessanter ist es sich anzuschauen, wann die Rolle rückwärts für Unternehmen und CFO Sinn ergibt. Grundvoraussetzung für ein Comeback ist freilich, dass der Manager keine verbrannte Erde hinterlassen hat: „Der CFO muss auf jeden Fall weiterhin einen guten Ruf im Unternehmen haben, die Fachkompetenz muss unstrittig sein“, sagt Jörg Kasten, Managing Partner der Personalberatung Boyden. Nur so ist die Reintegration in die alte Mannschaft möglich.

Damit der CFO zurückkommen kann, helfe es zudem, wenn es für den Abgang einen konkreten Grund gab – beispielsweise ein Zerwürfnis im Vorstand – der mittlerweile aber verschwunden ist. Von einer solchen Konstellation dürfte auch Pfeiffer-Finanzchefin Benedikt profitiert haben. Sie war vor zwei Jahren von CEO Manfred Bender abgelöst worden, der das Finanzressort in der damaligen Krise wieder selbst übernahm. Seinerzeit war von „internen Unstimmigkeiten“ die Rede. Vor seinem Aufstieg zum Konzern-Chef war der Manager selber lange Pfeiffer-Finanzchef.

Die Fachkompetenz des zurückkehrenden CFOs muss im Unternehmen unstrittig sein.

Jörg Kasten, Managing Partner bei Boyden

„CFO muss Gefühl haben, Arbeit nicht vollendet zu haben“

Bender ist bei dem Pumpenhersteller nun jedoch nicht mehr der mächtige Mann, denn der Pfeiffer-Konkurrent Busch übt seit Monaten Druck auf das Management aus. Das Familienunternehmen hat sich im Laufe des Jahres 2017 zu über 35 Prozent eingekauft und forderte unter anderem die Schaffung eines CFO-Postens. CEO Bender hatte das abgelehnt – und musste seinen Hut nehmen. Das ermöglichte die Rückkehr von Nathalie Benedikt als Finanzchefin des Pumpenherstellers.

Berater Kasten erwartet nicht, dass solche Comebacks wie von Benedikt künftig häufiger zu sehen sind. In gleicher Rolle zurückzukehren übe schlicht keinen Reiz aus. „Damit das in Frage kommt, muss der CFO das Gefühl haben, seine Aufgabe nicht vollendet zu haben.“ 

Finanzchefs können Wechsel als Karriere-Boost nutzen

Michael Sen wechselte als CFO zum Energiekonzern E.on. Jetzt soll er für seinen alten Arbeitgeber Siemens die Medizintechniksparte an die Börse führen.

Kastens Erfahrung nach ist es üblicher, dass Manager ihr Unternehmen vor dem Aufstieg zum CFO verlassen und später als Finanzchef oder in beförderter Rolle zurückkehren. „Das ist dann ein Manager mit Stallgeruch, der das Unternehmen kennt und sich nicht erst ein Netzwerk aufbauen muss.“

Ein gutes Beispiel hierfür ist Michael Sen. Er war von 2015 bis März 2017 Finanzvorstand des Energiekonzerns E.on. Davor war er CFO der Medizintechniksparte von Siemens und ist bei den Münchenern ausgebildet worden.

Seit April soll Sen nun den Börsengang der Medizintechniksparte namens „Healthineers“ vorbereiten, der bis zu 40 Milliarden Euro schwer sein könnte, und im kommenden Jahr abschließen. Er ist im Siemens-Vorstand jetzt verantwortlich für die Sparte – und damit in einer deutlich höheren Position als vor seinem zwischenzeitlich Abschied von Siemens zu E.on.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Sie wollen wissen, welcher Finanzchef wohin wechselt? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite CFO-Wechsel und der neuen FINANCE-Datenbank für CFO-Wechsel.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.