Umbruch im Zalando-Management: Der Berliner Online-Modehändler setzt gemäß seiner „Unternehmensziele für Diversität im Management“ künftig auf eine Frauenquote. Konkret will Zalando ein „ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen auf den sechs obersten Führungsebenen“ herstellen – also auch im Vorstand und im Aufsichtsrat.
Zalando will doppelt so viele Frauen einstellen
In Zahlen ausgedrückt heißt das: Zalandos neue Zielvorgabe für den Anteil von Frauen soll auf der jeweiligen Ebene zwischen 40 bis 60 Prozent liegen. Aktuell steht auf der Agenda der Berliner noch die Einführung einer Frauenquote auf der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstands von 25 Prozent, auf der Ebene darunter von 30 Prozent. Für die Besetzung des Aufsichtsrats hatte sich das Unternehmen bislang eine Frauenquote von 22 Prozent vorgenommen. Erreicht sind diese Quoten allerdings noch nicht – man sei noch in einer frühen Phase der Umsetzung.
Das zeigt sich am aktuellen Frauenanteil in den Führungsebenen des Unternehmens, die von einem ausgewogenen Verhältnis noch entfernt sind. Zalando zufolge arbeiten seit 2016 unverändert 47 Prozent Frauen im gesamten Konzern. Je höher die Position, umso mehr lichtet sich aber der Frauenanteil bei den Berlinern. Frauen sind gerade im Top-Management noch die Ausnahme.
Zalando hat „strukturelles Ungleichgewicht“
Im Vorstand, der aus fünf Mitgliedern besteht, darunter CFODavid Schröder, befindet sich keine Frau – und die Zielquote für 2022 liegt bei 0 Prozent. Schaut man auf die zwei Ebenen unterhalb des Vorstands, zeigt sich ebenfalls ein deutliches Bild: Der Frauenanteil auf der ersten Ebene unterhalb des Vorstands lag zum Jahresende 2018 bei 11 Prozent. Der Frauenanteil auf der Ebene darunter betrug ebenfalls nur 16 Prozent und war gegenüber 2016 sogar gesunken (21 Prozent).
Doch wo werden Frauen bei Zalando eingesetzt? Dem Unternehmen zufolge arbeiten 57 Prozent der Frauen in technischen Berufen und in der Logistik, und weniger in den Führungsebenen des Modeunternehmens. Co-CEO Rubin Ritter rechtfertigt diese Werte mit der Zielsetzung des Unternehmens: „In den letzten elf Jahren lag unser Fokus klar auf der Etablierung und dem Wachstum unseres Geschäfts und wir haben nicht genug Anstrengungen unternommen, um dem entstandenen strukturellen Ungleichgewicht entgegenzuwirken.“
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Um diesem selbstdiagnostizierten Mangel nachzukommen, haben die Berliner jetzt mehrere Initiativen eingeleitet, um den Frauenanteil besonders in den Führungspositionen anzuheben. Dazu gehört unter anderem die Berufung einer Mitarbeiterin für Vielfalt & Inklusion, die den Fortschritt und die Strategie überwachen und vorantreiben soll. Zudem hat Zalando in ein Mentorenprogramm investiert, das die Entwicklung von Frauen in Führungspositionen fördern und den Beförderungsprozess vorurteilsfrei gestalten soll.
Zalando liegt im MDax-Vergleich vorne
Mit der Einführung der Frauenquote hat sich Zalando ambitionierte Ziele auf die Fahnen geschrieben. Mit dem Mangel an weiblichen Führungskräften ist Zalando allerdings im MDax nicht allein: Eine Auswertung der WP- und Beratungsgesellschaft EY hat kürzlich ergeben, dass der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder im MDax bei aktuell nur 8,6 Prozent liegt – und damit bereits einen neuen Höchststand markiert.
Die Dax-Unternehmen schneiden immerhin etwas besser ab: Von 30 Unternehmen haben 23 eine Frau im Vorstand, der Anteil der Frauen an den Vorstandsposten liegt bei 14,1 Prozent. Bis zu einem ausgeglichenen Verhältnis ist es allerdings immer noch ein weiter Weg.
Info
Noch sind Finanzexpertinnen in Führungspositionen in der Minderheit. Das soll sich zumindest bei Zalando bald ändern. Welche Unternehmen kürzlich Finanzchefinnen berufen haben und mehr erfahren Sie auf unserer Themenseite zu Frauen in Finance.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.