Das Vorstandskarussell bei Corestate dreht sich weiter: CFO Udo Giegerich scheidet Ende Mai auf eigenen Wunsch und im gegenseitigen Einvernehmen aus dem Vorstand von Corestate aus. Sein Vertrag wäre eigentlich noch ein Jahr gelaufen. Der Vorstand des Immobilieninvestors besteht künftig nur noch aus zwei Personen. CEO Nedim Cen, der das Amt erst vor eine Woche übernommen hat, wird künftig auch das Finanzressort verantworten. Izabela Danner, seit März 2022 im Vorstand, bleibt wie bisher COO und CIO, teilt Corestate mit.
Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Giegerich für die erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen beiden Jahre und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute. Giegerich habe erfolgreich die Refinanzierung und bilanzielle Restrukturierung der Gruppe vorangetrieben.
Giegerichs Vertrag liefe eigentlich bis 2024
Mit dem jüngst beschlossenen Restrukturierungskonzept soll Corestate kurzfristig frisches Kapital erhalten und gleichzeitig entschuldet werden. Damit habe die Gesellschaft nun eine konkrete Perspektive erhalten, schreibt Corestate in einer Mitteilung.
Giegerich kam im August 2021 von Uniper zu Corestate und folgte auf den damaligen CFO Lars Schnidrig. Im vergangenen Jahr schlitterte Corestate knapp an der Insolvenz vorbei. Der damalige Vorstand hatte sich über die darauffolgenden Sanierungspläne dem Vernehmen nach zerstritten.
Corestate muss sich restrukturieren
Giegerichs Abgang folgt auf eine ohnehin schon turbulente Vorwoche. Corestate hatte vergangene Woche ein alternatives Restrukturierungskonzept vorgestellt. Dieses sieht neben einer aufgestockten Brückenfinanzierung von 35 Millionen Euro, die dem Unternehmen zusätzliche 25 Millionen Euro Liquidität verschafft, einen Schuldenschnitt von 80 Prozent vor.
Weiterhin war bekannt geworden, dass der Anfang des Jahres geholte CRO Stephan Götschel das Unternehmen schon wieder verlassen und Aufsichtsratschef Nedim Cen den vakanten Posten des CEOs übernommen habe. Der vorherige CEO Stavros Efremidis hatte das Unternehmen zum Jahresende verlassen.
Der erste Teil der Restrukturierung ist vollzogen
Die Erhöhung der Brückenfinanzierung ist mittlerweile vollzogen worden, wie Corestate mitteilte. Der erste Teil des alternativen Restrukturierungskonzepts ist damit erfüllt, denn mit der Finanzierung wird eine der aufschiebenden Bedingungen der Gläubigerversammlung im April erfüllt, mit der die Fälligkeit von ausstehenden Schuldverschreibungen verlängert werden. In der zweiten Junihälfte will Corestate eine Haupt- und eine Gläubigerversammlung abhalten, auf der über die Neustrukturierung der Kapitalstruktur entschieden werden soll.
Ungeachtet des Fortgangs der Restrukturierungsbemühungen sucht Corestate weiterhin einen Wirtschaftsprüfer, der den Jahresabschluss für 2022 prüft. Die vor einer Woche mit Verspätung vorgelegten ungeprüften Jahreszahlen wiesen einen Umsatz von 63 Millionen Euro bei einem Verlust ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen von 161 Millionen Euro und einem Jahresverlust von insgesamt 715 Millionen Euro auf.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.