KBA-CFO Axel Kaufmann bekommt mit Andreas Pleßke einen Restrukturierungsexperten zur Seite gestellt. Das teilte der angeschlagene Druckmaschinenhersteller am Mittwoch mit. Das Mandat von Pleßke, der in den Vorstand des Würzburger Konzerns einzieht, ist zunächst bis zum 31. Oktober befristet, beinhaltet aber eine Verlängerungsoption um weitere sechs Monate. Pleßke ist gelernter Jurist und Wirtschaftswissenschaftler und verfügt über langjährige Management- und Restrukturierungserfahrung als CEO und CRO in deutschen und internationalen Unternehmen – darunter auch mit KBA vergleichbare Konzerne des Maschinen- und Anlagenbaus. Zuletzt war er unter anderem Mitglied der Geschäftsführung der William Prym Gruppe, dem ältesten deutschen Familienunternehmen, gegründet 1530.
Der 53-Jährige soll die Umsetzung des im Dezember 2013 beschlossenen Programms zur Neuausrichtung vorantreiben und den amtierenden Vorstand entlasten. Unter „Fit@All“ – so der Titel des Restrukturierungsprogramms – will KBA sein kriselndes Kerngeschäft mit Druckmaschinen durch Strukturanpassungen sanieren. Dazu will sich das Unternehmen auf printnahe Geschäftsfelder mit Wachstumsperspektiven fokussieren und die Wertschöpfungstiefe an den verschiedenen Standorten optimieren und konzentrieren. Noch vor der Verabschiedung von Fit@All hatte KBA Anfang 2013 für einen hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrage den italienischen Spezialisten für Verpackungs- und Publikationstiefdruckanlagen Fexotecnica aus Tavazzano nahe Mailand übernommen und war damit in den wachsenden Druckmarkt für flexible Verpackungen, insbesondere für Folien, eingestiegen.
Turnaround im Einkauf
Eines der wichtigsten Turnaround-Projekte bei KBA zielt auf die Senkung der Herstellungskosten ab. Dabei spielt der Einkauf wegen des hohen Einsparpotentials eine besondere Rolle. Mittelfristig sollen Einkäufe im Volumen von 250 Millionen Euro über eine neue, gebündelte Struktur abgewickelt werden. KBA-CFO Axel Kaufmann, der das Projekt initiiert hat, erhofft sich dadurch Einsparungen von 4 bis 6 Prozent des gesamten Einkaufsvolumens, das mit 500 Millionen Euro der Hälfte eines Jahresumsatzes entspricht. „Wir können jetzt Verträge bündeln und als Konzern einheitlich verhandeln. Prozesse laufen standardisiert ab, und jeder Standort profitiert von den Erfahrungen der Kollegen“, erklärte Kaufmann vor einigen Monaten gegenüber FINANCE.
Im vergangenen Jahr musste Kaufmann einen Umsatzeinbruch gegenüber dem Vorjahr von 15 Prozent auf nur noch gut 1 Milliarde Euro vermelden. Unter dem Strich rutschte der Konzern mit einem Fehlbetrag von 154 Millionen Euro 2013 deutlich ins Minus während 2012 noch eine schwarze Null erwirtschaftet wurde. Beim Konkurrenten Heideldruck laufen die Geschäfte seit dem Sommer 2013 dagegen wieder besser, die Maßnahmen zur Kostensenkung und zur Gewinnsteigerung scheinen zu greifen. Ende 2013 ist Heideldruck-CFO Dirk Kaliebe mit der vorzeitigen Refinanzierung bis 2017 und 2018 ein weiterer Etappenerfolg gelungen: Mit dem bestehenden Bankenkonsortium aus elf Instituten hatte sich Kaliebe über eine Verlängerung des SynLoan geeinigt und dessen Volumen gesenkt.
Info
Der CFO
Axel Kaufmann, Jahrgang 1969, verantwortet im Vorstand von Koenig & Bauer die Bereiche Finanzen und IT. Der Diplom-Kaufmann promovierte berufsbegleitend im Finanz- und Bankbereich. 1996 ging er als Management Assistent für den Leiter des Zentraleinkaufs zu Siemens. Im Konzern übernahm er in den folgenden Jahren verschiedene leitende Positionen in der Finanzabteilung, insbesondere im Einkauf und im Supply Chain Management, bevor er 2007 als Head of Finance & Control für mehrere Business Units zum Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN) wechselte. Seit 2010 ist er CFO der Koenig & Bauer AG und seit 2011 auch stellvertretender CEO. Kaufmann ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.