NEUZur Serie: Top-Dealmaker

Newsletter

Abonnements

Bewährungsprobe für den neuen Otto-Bock-CFO

Kann er sich als Interim-Chef für Größeres empfehlen? Otto-Bock-Finanzchef Philipp Schulte-Noelle (Foto).
Ottobock

Der Prothesenhersteller Otto Bock trennt sich nach nicht einmal einem Jahr schon wieder von seinem CEO Oliver Scheel. Sein Nachfolger wird laut Unternehmensangaben übergangsweise Philipp Schulte-Noelle, der selbst erst seit August an Bord ist. Seine Rolle als Finanzchef behält Schulte-Noelle weiterhin.

An der fachlichen Expertise mangelte es Scheel offenbar nicht: „Oliver Scheel hat das Unternehmen als Berater und CEO vorangebracht. Ich habe großen Respekt vor ihm und seiner Leistung“, sagte der Chef des Verwaltungsrats, Hans Georg Näder, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. 

Doch anscheinend war der Spagat zwischen der Arbeit in einer Unternehmensberatung und den Eigenheiten eines traditionellen Familienunternehmens zu groß: Laut Näder habe es „kulturell im Unternehmen geknirscht“. Otto Bock sei und bleibe ein Familienunternehmen.

„Ich habe großen Respekt vor Oliver Scheel und seiner Leistung. Allerdings hat es kulturell im Unternehmen geknirscht."

Hans Georg Näder, Verwaltungsratchef von Otto Bock

Neues Management bei Otto Bock

Scheel kam erst Anfang des Jahres von der Unternehmensberatung A.T. Kearney, wo er als Partner unter anderem Otto Bock zu seinen Kunden zählte. Die Entscheidung, ihn zum CEO zu machen, wurde damals auch von dem Private-Equity-Investor EQT mitgetragen, der im Sommer vergangenen Jahres für 615 Millionen Euro mit 20 Prozent bei Otto Bock eingestiegen war. Obwohl EQT in dieser Konstruktion nicht durchregieren kann, bewertete der Finanzinvestor das Unternehmen damit mit rund 3,1 Milliarden Euro und setzte sich gegen namhafte Konkurrenten wie die beiden Finanzinvestoren KKR und CVC durch.

Der Finanzinvestor hat den Vorstand zusammen mit Näder seitdem komplett umgekrempelt und unter anderem Finanzchef Philipp Schulte-Noelle geholt, der zuvor CFO bei der Fresenius-Tochter Fresenius Kabi war. Einen neuen CEO will das Unternehmen zunächst anscheinend nicht suchen. Obwohl Schulte-Noelle erst seit knapp drei Monaten in dem Unternehmen ist, trauen ihm EQT und Näder offenbar die Rolle in Personalunion zu. Für Philipp Schulte-Noelle, der aus seiner Zeit beim Finanzinvestor Permira bereits Private-Equity-Erfahrung mitbringt, ist das eine gute Möglichkeit, sich zu bewähren. 

Otto Bock feilt mit EQT an der Börsenreife

Seine Aufgabe wird es jetzt sein, den Börsengang voranzutreiben. Ursprünglich war dieser für 2017 geplant, wurde mit dem Einstieg von EQT aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Mit Hilfe des Private-Equity-Investors sollte der Unternehmenswert gesteigert und damit die Bewertung bei einem IPO in die Höhe getrieben werden, so die Hoffnung.

Einige interne Projekte dazu wurden bereits angestoßen. Nach FINANCE-Informationen zählen dazu unter anderem die Umstellung von HGB- auf die IFRS-Rechnungslegung, die IT-Modernisierung und Optimierungsprojekte im strategischen Einkauf – jene klassischen tiefhängenden Früchte, die ein Private-Equity-Investor bei einem Familienunternehmen hebt, um es profitabler zu machen.

CFO Schulte-Noelle muss Schulden abbauen

Auch auf der Finanzierungsseite muss Schulte-Noelle noch einige Herausforderungen meistern, denn das Unternehmen schiebt einen ordentlichen Schuldenberg vor sich her: Ende 2016 waren laut Unternehmensangaben Schuldscheindarlehen in Höhe von rund 769 Millionen Euro gezeichnet. Hinzu kam ein syndizierter Kredit über 150 Millionen Euro. Wie sich die Fremdkapitalstruktur seitdem und durch den Einstieg von EQT verändert hat, wollte das Unternehmen nicht kommentieren.

Dass ein Börsengang kurzfristig kommt, scheint angesichts der mehrjährigen Investitionsdauer von Private-Equity-Investoren aber unwahrscheinlich. „Die grobe zeitliche Perspektive sieht mittelfristig so aus: „Nach fünf oder sieben Jahren verabschiedet sich EQT wieder, Otto Bock ist dann möglicherweise an der Börse, und die Familie hält weiterhin gut 70 Prozent der Anteile, ähnlich wie bei Knorr-Bremse jetzt“, beschreibt Näder ein denkbares Szenario.