Frank Wettstein, der Finanzchef des Hamburger Sportvereins (HSV), könnte ab Sommer 2018 der neue Vorstandsvorsitzende des Vereins werden. Laut Informationen der „Hamburger Morgenpost“ arbeiten nicht näher genannte Führungsgremien daran, Wettstein in Position zu bringen, um im Sommer den derzeit amtierenden HSV-Boss Heribert Bruchhagen abzulösen. Auch die FAZ hatte in der vergangenen Woche schon vage davon berichtet.
Nach Darstellung der Morgenpost hat sich im Aufsichtsrat eine Mehrheit gebildet, die die Beförderung Wettsteins befürworten würde. Der Vertrag des 69-Jährigen HSV-Chefs Bruchhagen, der erst im Dezember vergangenen Jahres zum HSV stieß, um Ruhe in den Klub zu bringen, läuft im Sommer 2018 aus. Allerdings verfügt Bruchhagen über eine einseitige Option, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern.
Kühne und Wettstein mögen einander
Als wichtigster Fürsprecher von Wettstein gilt HSV-Großaktionär Klaus-Michael Kühne. Der Unternehmer schätzt die ruhige, unaufgeregte Art des Finanzchefs. Auch Wettstein äußert sich regelmäßig positiv über den im Hamburg nicht unumstrittenen Kühne.
Wettstein ist seit November 2014 CFO des Hamburger SV. Davor beriet er die Fußballklubs Borussia Dortmund, Alemannia Aachen und 1860 München in Finanzfragen. Der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeitete von 2000 bis 2012 für die WP-Gesellschaft Baker Tilly Roelfs, bevor er sich selbstständig machte. Neben seiner Funktion als CFO ist Wettstein auch stellvertretender Vorstandschef und damit die Nummer Zwei im Verein nach Bruchhagen.
HSV-Finanzen sind weiterhin angespannt
Wettstein steht derzeit im Zentrum des Interesses, weil der HSV gerade erst die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 vorgelegt hat. Und diese zeigen, dass die finanzielle Situation der Hamburger weiterhin angespannt ist. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der HSV einen Fehlbetrag von 13,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Das ist der siebte Jahresfehlbetrag in Folge und nur knapp besser als der bisherige Rekordverlust von 16,9 Millionen Euro aus der Saison 2013/14. „Das Jahresergebnis isoliert betrachtet ist auf keinen Fall zufriedenstellend“, kommentierte Wettstein das Ergebnis
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Dem 44-Jährigen stehen einige Herausforderungen bevor. Im September 2019 läuft eine Fananleihe über 17,5 Millionen Euro aus, deren Refinanzierung Wettstein erst noch sicherstellen muss. Frisches Eigenkapital steht dafür nach aktuellem Stand nicht mehr zur Verfügung, denn der maximal dafür zur Verfügung stehende Rahmen ist inzwischen so gut wie ausgeschöpft.
Mit der Platzierung eines Schuldscheins über 40 Millionen Euro verschaffte Wettstein dem HSV im Spätsommer 2016 eine Atempause. Doch inzwischen haben die Verbindlichkeiten mit 105,5 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreicht. Immerhin haben die zahlreichen Kapitalspritzen durch Kühne die bilanzielle Unterdeckung beseitigt. Vor der Ausgliederung des Profifußballbereichs 2014 wies der HSV ein negatives Eigenkapital aus. Inzwischen steht ein positives Eigenkapital von 42,4 Millionen Euro zu Buche.
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