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HSV-CFO Wettstein vor Karrieresprung?

Steht beim Hamburger SV ein Führungswechsel bevor?
Hamburger SV

Frank Wettstein, der Finanzchef des Hamburger Sportvereins (HSV), könnte ab Sommer 2018 der neue Vorstandsvorsitzende des Vereins werden. Laut Informationen der „Hamburger Morgenpost“ arbeiten nicht näher genannte Führungsgremien daran, Wettstein in Position zu bringen, um im Sommer den derzeit amtierenden HSV-Boss Heribert Bruchhagen abzulösen. Auch die FAZ hatte in der vergangenen Woche schon vage davon berichtet.

Nach Darstellung der Morgenpost hat sich im Aufsichtsrat eine Mehrheit gebildet, die die Beförderung Wettsteins befürworten würde. Der Vertrag des 69-Jährigen HSV-Chefs Bruchhagen, der erst im Dezember vergangenen Jahres zum HSV stieß, um Ruhe in den Klub zu bringen, läuft im Sommer 2018 aus. Allerdings verfügt Bruchhagen über eine einseitige Option, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern.

Kühne und Wettstein mögen einander

Frank Wettstein, HSV Fußball AG

Im Jahr 2000 beginnt Frank Wettstein seinen beruflichen Werdegang bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly Roelfs in Düsseldorf als Assistent in der Wirtschaftsprüfung und Restrukturierung. Dort legt er seine Examina als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ab und steigt in der Folgezeit bis zum Partner auf.

Im September 2012 macht er sich mit einem Team von Wirtschaftsprüfern und Beratern selbständig und gründet die Wettstein Schmidt Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Aachen. In dieser Zeit ist Frank Wettstein parallel auch Partner der Berliner Unternehmensberatung CIC Consultingpartner.

Wettstein betreut überwiegend Restrukturierungsfälle in den Bereichen Immobilien und Automotive, fungiert aber auch als Abschlussprüfer börsennotierter Gesellschaften. Während seiner Zeit als Wirtschaftsprüfer berät Wettstein unter anderem die Fußballklubs Borussia Dortmund, Alemannia Aachen und 1860 München und erwirbt sich so einen Ruf als Finanzfachmann im deutschen Profifußball.

Im November 2014 wird Frank Wettstein schließlich zum Finanzchef der HSV Fußball AG berufen, in die der Hamburger SV wenige Monate zuvor seine Lizenzspielerabteilung ausgegliedert hatte. Als im März 2018 HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen entlassen wird, wird Wettstein vorübergehend zum alleinigen Vorstand berufen.

zum Profil

Als wichtigster Fürsprecher von Wettstein gilt HSV-Großaktionär Klaus-Michael Kühne. Der Unternehmer schätzt die ruhige, unaufgeregte Art des Finanzchefs. Auch Wettstein äußert sich regelmäßig positiv über den im Hamburg nicht unumstrittenen Kühne.

Wettstein ist seit November 2014 CFO des Hamburger SV. Davor beriet er die Fußballklubs Borussia Dortmund, Alemannia Aachen und 1860 München in Finanzfragen. Der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeitete von 2000 bis 2012 für die WP-Gesellschaft Baker Tilly Roelfs, bevor er sich selbstständig machte. Neben seiner Funktion als CFO ist Wettstein auch stellvertretender Vorstandschef und damit die Nummer Zwei im Verein nach Bruchhagen.

HSV-Finanzen sind weiterhin angespannt

Wettstein steht derzeit im Zentrum des Interesses, weil der HSV gerade erst die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 vorgelegt hat. Und diese zeigen, dass die finanzielle Situation der Hamburger weiterhin angespannt ist. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der HSV einen Fehlbetrag von 13,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Das ist der siebte Jahresfehlbetrag in Folge und nur knapp besser als der bisherige Rekordverlust von 16,9 Millionen Euro aus der Saison 2013/14. „Das Jahresergebnis isoliert betrachtet ist auf keinen Fall zufriedenstellend“, kommentierte Wettstein das Ergebnis

Dem 44-Jährigen stehen einige Herausforderungen bevor. Im September 2019 läuft eine Fananleihe über 17,5 Millionen Euro aus, deren Refinanzierung Wettstein erst noch sicherstellen muss. Frisches Eigenkapital steht dafür nach aktuellem Stand nicht mehr zur Verfügung, denn der maximal dafür zur Verfügung stehende Rahmen ist inzwischen so gut wie ausgeschöpft.

Mit der Platzierung eines Schuldscheins über 40 Millionen Euro verschaffte Wettstein dem HSV im Spätsommer 2016 eine Atempause. Doch inzwischen haben die Verbindlichkeiten mit 105,5 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreicht. Immerhin haben die zahlreichen Kapitalspritzen durch Kühne die bilanzielle Unterdeckung beseitigt. Vor der Ausgliederung des Profifußballbereichs 2014 wies der HSV ein negatives Eigenkapital aus. Inzwischen steht ein positives Eigenkapital von 42,4 Millionen Euro zu Buche.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

Info

Erfahren Sie mehr über die finanzielle Situation des Bundesligisten auf unserer FINANCE-Themenseite Hamburger SV.

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