Nach der Übernahme der wesentlichen Geschäftsteile durch das Bremer Familienunternehmen Zech bleibt bei dem pleite gegangenen Landwirtschaftskonzern KTG Agrar kein Stein auf dem anderen. Wie FINANCE erfahren hat, wird Chief Operating Officer Ulf Hammerich KTG Agrar in Kürze verlassen. Aus dem operativen Geschäft hat er sich bereits zurückgezogen.
Hammerich dürfte auf Betreiben des neuen Eigentümers ausscheiden, der – so hat es zumindest den Anschein – mit eisernem Besen das neue Tochterunternehmen von den Hinterlassenschaften Siegfried Hofreiters befreit, dem Ex-Chef von KTG Agrar. Hofreiter, der den Mini-Bondemittenten unter dubiosen, möglicherweise kriminellen Hintergründen in die Pleite gesteuert hat, musste schon Mitte Juli, wenige Tage nach Einreichung des Insolvenzantrags, auf Drängen der Restrukturierer die Unternehmensspitze verlassen.
Dieses Schicksal traf kurz darauf auch Thomas Berger, den Chef der Biogastochter KTG Energie. Zu Berger sei das Vertrauensverhältnis zerrüttet gewesen, hatte KTG-Sachwalter Stefan Denkhaus später berichtet. FINANCE-Informationen zufolge soll Berger auf eigene Faust nach neuen Investoren für KTG Energie gesucht haben.
Zech-Gruppe deckt Zahlungsunfähigkeit von KTG Energie auf
Vor wenigen Tagen erst drängte Zech Hofreiter auch noch aus dem Aufsichtsrat von KTG Energie. Dafür rückten Rechtsanwälte ein, die schnell die dramatische Geschäftslage aufdeckten, in die sich auch KTG Energie manövriert hatte: Gestern stellten sie auch für KTG Energie einen Insolvenzantrag.
Zech hatte neben den meisten Agrarbetrieben von KTG Agrar auch den 50-Prozent-Anteil des Pleiteunternehmens an der börsennotierten KTG Energie übernommen. Mit der Pleite Insolvenz von KTG Energie steigt der Verlust, der den Anleiheinvestoren durch den Zusammenbruch des KTG-Konzerns droht, auf fast 400 Millionen Euro.
Ulf Hammerich war 16 Jahre Manager von KTG Agrar
Ulf Hammerich war neben Berger der wichtigste Verbündete von Siegfried Hofreiter. Er arbeitete insgesamt 16 Jahre lang für die KTG-Gruppe und wurde im Oktober 2008 zum Vorstand bestellt. Er kümmerte sich vornehmlich um das operative Management der zahlreichen Landwirtschaftsbetriebe, die sich der expansionshungrige Hofreiter mit Geld vom Kapitalmarkt einverleibt hatte. Aber auch die Logistik und der Vertrieb gehörten zu den Aufgaben von Ulf Hammerich.
Hofreiter hatte die Hierarchie des Großkonzerns ganz auf sich zugeschnitten, so gut wie alle Fäden liefen bei ihm zusammen. Frühere Mitarbeiter beschreiben seinen Führungsstil als aufbrausend und autoritär. Auch die nach der Insolvenz angetretenen Sanierer stellten fest, dass es bei KTG Agrar schwere Mängel in Sachen Corporate Governance gegeben hat.
Info
Alle Hintergründe zum Untergang des Agrarriesen und zum Wirken Hofreiters finden Sie auf der FINANCE-Themenseite zu KTG Agrar.