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LEG-Immobilien-CFO Schröter-Crossan geht überraschend

Susanne Schröter-Crossan wird ihren CFO-Posten niederlegen. Foto: LEG Immobilien
Susanne Schröter-Crossan wird ihren CFO-Posten niederlegen. Foto: LEG Immobilien

Überraschender CFO-Wechsel bei LEG Immobilien: Nach zweieinhalb im Jahren im Amt wird Finanzchefin Susanne Schröter-Crossan Ende März 2023 ihre Funktion niederlegen. Die CFO und der Aufsichtsrat haben sich „im besten gegenseitigem Einvernehmen“ auf diesen Schritt geeinigt, wie der MDax-Konzern mitteilte. Schröter-Crossan habe sich aus familiären Gründen für eine Rückkehr nach London entschieden und wird das Unternehmen daher verlassen. Ob die Finanzchefin bereits einen neuen Job in Übersee in Aussicht hat, ist nicht bekannt.

„Der Aufsichtsrat der LEG Immobilien bedankt sich bei Frau Schröter-Crossan für ihre hervorragende Arbeit in der Vergangenheit. Frau Schröter-Crossan hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Lars von Lackum und dem operativen Vorstand Volker Wiegel seit ihrem Einstieg bei der LEG als führendes deutsches Wohnungsimmobilienunternehmen sehr erfolgreich fortentwickelt“, kommentiert der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Zimmer den Weggang Schröter-Crossans.

Susanne Schröter

LEG Immobilien SE

LEG macht Kathrin Köhling zur CFO

Die ehemalige Deutsche-Bank-Managerin ist erst seit Juli 2020 für die Finanzgeschicke des Immobilienkonzerns zuständig. In ihren Verantwortungsbereich fallen seitdem neben dem Finanzressort außerdem die Bereiche Investor Relations, Treasury, Controlling & Risikomanagement, Portfoliomanagement sowie Accounting & Taxes. Schröter-Crossan wird ihrer Nachfolgerin also ein breiten Aufgabenbereich übergeben.

Kathrin Köhling wird neue CFO bei LEG. Foto: LEG Immobilien

Diese ist auch schon bekannt und für LEG Immobilien keine Unbekannte: Kathrin Köhling wird zum 1. April die Finanzverantwortung übernehmen. Sie kommt aus den eigenen Reihen und stieß bereits 2019 zu dem MDax-Konzern. Zunächst führte sie als CEO die Sparte Strategie & Organisation und war anschließend als Geschäftsführerin im operativen Geschäft unter anderem für die Steuerung aller LEG-Niederlassungen verantwortlich.

Vor ihrem Start bei LEG war Köhling bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig, wo sie zuletzt als Associate Partner mit dem Schwerpunkt Financial Institutions agierte.

LEG Immobilien halbiert Cash-Bestand

Neben dem überraschenden Wechsel auf dem CFO-Posten gab LEG Immobilien außerdem die Geschäftszahlen für 2022 bekannt. Bei den operativen Kennzahlen konnte das Unternehmen zulegen –  nach eigenen Angaben lag das besonders an der Steigerung der Mieterlöse bei konstanter Ebitda-Marge von knapp 75 Prozent. Die Funds from Operations (FFO), eine wesentliche finanzielle Ertragskennzahl von Immobilienunternehmen, stiegen um 13,9 Prozent auf 482 Millionen Euro an. Die AFFO (bereinigte FFO) wuchsen um 18 Prozent auf knapp 109 Millionen Euro.

Jedoch haben sich die liquiden Mittel im vergangenen Jahr nahezu halbiert – von knapp 676 Millionen Euro auf gerade einmal rund 362 Millionen Euro. Dennoch verweist der Konzern auf eine „solide Liquiditätsreserve“ aus bestehenden Barmitteln, ein Commercial-Paper-Programm und syndizierte Betriebsmittellinien. Bis Anfang 2024 bestünden zudem keine wesentlichen Refinanzierungsverpflichtungen. Die fälligen Finanzverbindlichkeiten für 2023 über 116 Millionen Euro hat LEG nach eigener Aussage zum überwiegenden Teil bereits refinanziert oder zurückgeführt.

LEG Immobilien will Dividende aussetzen

Nichtsdestotrotz sitzt LEG auf einem wachsenden Schuldenberg: Die Finanzverbindlichkeiten wuchsen auf 9,46 Milliarden Euro (Vorjahr: 8,88 Milliarden Euro). Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum Immobilienvermögen (Loan-to-Value, LTV) liegt aktuell bei 43,9 Prozent (Vorjahr 41,9 Prozent). Der von LEG ausgerufene Zielwert liegt bei 43 Prozent, Analysten empfehlen allerdings, ihn schnellstmöglich auf mindestens 40 Prozent zu senken.

Unter dem Strich steht ein operatives Ergebnis (Ebitda) über 924 Millionen Euro – deutlich weniger als die Hälfte im Vergleich mit dem Vorjahr (2,3 Milliarden Euro). Um die Cash-Abflüsse im Unternehmen zu reduzieren, hat sich LEG Immobilien dazu entschieden, die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr auszusetzen. Als Grund gibt LEG das derzeitige herausfordernde Marktumfeld, die hohen Zinsen sowie die „Unsicherheit über die Bewertung des Immobilienbestands“ an. Die Mittel, die in die Dividendenzahlung geflossen wären, sollen nun zur Stärkung der Bilanz verwendet werden.

Weitere Abgänge in der LEG-Finanzabteilung

Die designierte Finanzchefin übernimmt die CFO-Rolle also in volatilen Zeiten. Neben der Zinswende macht auch der Einbruch des M&A-Marktes im Immobilienbereich dem Unternehmen zu schaffen. Ende vergangenen Jahres musste der Konzern zudem bereits zwei Finanzexperten ziehen lassen. Der Treasurer Thorre Björn Sauer sowie der Head of Finance & Controlling, Jens Urban, wechselten zu dem Immobilien-Start-up Deutsche Teilkauf.

Wie Vorgängerin Schröter-Crossan am Jahresanfang im FINANCE-TV-Talk berichtete, setzt das Unternehmen jetzt primär darauf, Cash im Unternehmen zuhalten und den Schuldenberg abzubauen. Dafür hat LEG bis zu 5.000 Wohnungen zum Verkauf gestellt und ein Kostensenkungsprogramm gestartet. Diesen Sparkurs muss Köhling künftig weiterfahren.

Das Cash Management ist zudem nicht die einzige Herausforderung. Die Aktionäre zeigten sich am heutigen Donnertagvormittag wenig begeistert über das Aussetzen der Dividende und die personellen Veränderungen. So fiel der Aktienkurs zwischenzeitlich um 12  Prozent auf rund 59 Euro. Es liegt nun auch an Köhling, die Aktionäre zu besänftigen.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.