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MAG IAS-Krise: Finanzinvestor Mo Meidar wird CEO, Reiner Beutel neuer CFO

Reiner Beutel löst den bisherigen CFO Jan Siebert ab.
MAG IAS

Großes Stühlerücken beim schwäbischen Werkzeugmaschinenbauer MAG IAS. US-Turnaround-Investor Mo Meidar, der das heutige Unternehmen MAG seit 2005 aus verschiedenen Restrukturierungsfällen geschmiedet hat, tauscht die gesamte Geschäftsführung aus. Der 70-jährige Meidar übernimmt selbst den Vorstandsvorsitz und löst Gerald Weber ab. Reiner Beutel wird neuer CFO, Heiner Lang COO in Göppingen. Der bisheriger Vorstand um CEO Gerald Weber und CFO Jan Siebert sowie COO Sebastian Schöning verlässt das Unternehmen. Weber und Siebert sollen das Unternehmen indes weiterhin beraten.

Mit dem 53-jährigen Reiner Beutel kehrt ein alter Bekannter auf den CFO-Posten zurück. Der promovierte Betriebswirt hat umfangreiche Restrukturierungserfahrung. Bereits den Umbau des Augsburger Roboterbauers Kuka hatte er als Aufsichtsratsmitglied mit gesteuert, Private-Equity-Erfahrung sowie Erfahrung im Umgang mit dem Erbe der PE-Investoren hat er aus seiner Zeit als CFO und CEO bei SAF Holland. Ein weiterer Restrukturierungsfall, den er begleitet hat, war das Schwaikheimer Automotive-Unternehmen Schefenacker, das er im Unfrieden verließ. Offenbar konnte sich Beutel auf seine alten Netzwerke verlassen: Auch bei SAF Holland hatte ihn Rolf Bartke als Aufsichtsratschef in den Vorstand geholt. Bei MAG war Beutel wie Meidar auch bis zur Berufung in den Vorstand Aufsichtsratsmitglied. Der neu ernannte MAG-COO Heiner Lang war bereits seit 2009 CTO von MAG und rückt nun weiter auf. Der fließende Übergang vom Aufsichtsrat zum Vorstand mutet etwas angelsächsisch an.

Mittelstandsanleihe notiert trotz schwacher Bilanz bei 95

Der neue Vorstand soll die Restrukturierung und strategische Neuausrichtung des Werkzeugmaschinenbauers vorantreiben. Meidar hatte MAG im August aus der Verpfändung an die Banken zurückgewonnen. Ihm gelang es, die Treuhandstruktur aufzulösen, indem er einen nach eigenen Angaben „signifikanten  Liquidititätsbeitrag“ in die Gruppe investierte. Wie hoch dieser Beitrag im Detail war, teilte MAG nicht mit. Das Unternehmen sei aber dank der Geldspritze nicht mehr auf einen weiteren Investor angewiesen. Die Banken hatten Meidar vorgeworfen, zu viel Geld aus dem Unternehmen abzuziehen und den Kapitalzugang durch Barhinterlegungen einzuschränken („restricted cash“).

MAG soll sich künftig auf das Automotive-Geschäft fokussieren, die globale Organisation straffen und noch 2013 einzelne Geschäftsbereiche abstoßen. MAG erwirtschaftet derzeit mit 1600 Mitarbeitern eine Gesamtleistung von rund 570 Millionen Euro.

Der Konzern, der unter dem Holdingdach der MAG Europe traditionelle deutsche, französische und amerikanische Traditions-Werkzeugmaschinenunternehmen bündelt, gibt damit offenkundig das Geschäft „Industrial Eqipment“ auf. Durch die vielen Bereiche ist das Unternehmen offenbar organisatorisch überfordert, die Projektrisiken sind hoch. Die Integration der unterschiedlichen Unternehmen in die Dachgesellschaft MAG erwies sich als zu komplexe Aufgabe. Creditreform bewertet MAG IAS, das 2011 eine im Segment BondM notierte Mittelstandsanleihe über 50 Millionen Euro emittiert hat, mit B+ im hoch spekulativen Bereich.

Obwohl auch 2012 noch hohe Verluste anfielen und der Turnaround erst 2013 geschafft werden soll, gehen die Anleger offenbar nicht von einem Verlust aus: Der 2016 fällige Bond notiert bei 95 Prozent. Besonders kritisch war zuletzt die geringe Eigenkapitalausstattung des Konzerns. Ende 2012 lag die Eigenkapitalquote, der hohe Forderungen gegenüber den Gesellschafter entgegen standen, bei unter 15 Prozent. Auch die hohen Cashabflüsse für Restrukturierungsaufgaben werfen weitere Fragen auf. Für 2013 erwartet MAG eine EBIT-Marge bei gleichbleibender Leistung von ca. 5 Prozent.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de