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Norma-CFO Schneider übernimmt CEO-Posten dauerhaft

Wird künftig die Verantwortung als CEO und CFO in Personalunion für Norma tragen: Michael Schneider.
Norma

Michael Schneider wird Norma künftig als CEO und CFO in Personalunion führen. Wie der Verbindungstechnikkonzern bekannt gab, hat der Aufsichtsrat Schneider dauerhaft zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Schneiders Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2023.

Norma-CFO Schneider übernahm im Sommer die Führung

Schneider hatte das Ruder bei Norma bereits im Juli interimistisch übernommen. Damals musste der Zulieferer aus Maintal seine Gewinnerwartungen kassieren. In Folge dessen nahm der langjährige CEO Bernd Kleinhens seinen Hut – und Schneider vorübergehend seinen Platz ein, zusätzlich zu seinen Aufgaben als Finanzchef des Unternehmens.

Zu dem Zeitpunkt hieß es seitens Norma, der Aufsichtsrat leite einen Prozess sein, um „eine endgültige Lösung zur Besetzung des CEO-Amts“ zu finden. Mit der Berufung von Schneider zum CFO und CEO in Personalunion scheint damit diese Lösung gefunden zu sein. Ob die Maintaler noch einen eigenständigen CFO-Posten schaffen werden, wollte das Unternehmen auf FINANCE-Anfrage nicht angeben.

„Der Aufsichtsrat entscheidet in den nächsten Monaten über die weitere Be- und Zusammensetzung des Vorstands“, hieß es lediglich. Aktuell besteht der Vorstand damit aus CEO/CFO Schneider und COO Friedrich Klein.

Schneider kennt Norma und Automotive gut

Mit der Berufung von Michael Schneider hat sich das Unternehmen für einen Manager mit mehrjähriger Erfahrung bei Norma sowie der Automobilbranche entschieden. Schneider ist seit Sommer 2015 für die Finanzen des Verbindungstechnikers zuständig. Vor seiner Zeit bei Norma war er viele Jahre CFO des fränkischen Automobilzulieferers FTE Automotive sowie des Gelnhausener Wettbewerbers Veritas.

In seiner neuen Rolle als CEO und CFO muss Schneider das Unternehmen, bei dem sich die Lage seit einiger Zeit eingetrübt hat, wieder in die Spur bringen. Wie viele andere Autozulieferer leidet Norma unter der angespannten Situation in der Automotive-Branche. Die geschwächte Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch in den vor einer Woche veröffentlichten Neunmonatszahlen wider.

In diesem Zeitraum konnte das Unternehmen zwar seinen Umsatz um 2,6 Prozent auf rund 839 Millionen Euro steigern, organisch ist der Umsatz allerdings um 1,6 Prozent sogar gesunken. Zudem sackte der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 119 Millionen Euro ab. Im Vorjahreszeitraum hatte das bereinigte Ebitda noch bei 131 Millionen Euro gelegen.

FINANCE-Köpfe

Dr. Michael Schneider, Norma Group

Michael Schneider beginnt seine berufliche Laufbahn 1988 bei Hoechst (heute: Sanofi). Von 1993 bis 2003 ist er für Degussa (heute: Evonik) in verschiedenen Führungspositionen tätig, davon 3 Jahre bei Degussa Brasil in São Paulo. Danach übernimmt er die Verantwortung für Finanzen, Controlling und IT bei Aesculap (B. Braun Melsungen-Konzern).

Anschließend wechselt Schneider zu dem Automobilzulieferer Veritas, wo er von 2006 bis 2009 im Vorstand für das Finanzressort und strategische Projekte zuständig ist. Danach wird er CFO beim Automobilzulieferer FTE Automotive, bei dem er in der Geschäftsführung die Verantwortung für Finanzen, Interne Revision, Einkauf und IT übernimmt. 2015 wird Michael Schneider als CFO in den Vorstand des Verbindungstechnik-Spezialisten Norma Group berufen. Im August 2019 rückt Schneider vorübergehend an die Unternehmensspitze, als CEO Bernd Kleinhens das Unternehmen nach einer Gewinnwarnung verlässt. Nur wenige Monate später, im November 2019, wird Schneider dauerhaft zum CEO berufen. Die Position übernimmt er zusätzlich zu seinen CFO-Aufgaben. Im Juni 2020 wird bekannt, dass Schneider die Finanzaufgaben ab Oktober an Annette Stieve abgeben wird.

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Die bereinigte Ebitda-Marge liegt nach den ersten neun Monaten dieses Jahres bei 14,2 Prozent, im Vorjahr waren es 16 Prozent. Zudem hat sich die Nettoverschuldung in den ersten 9 Monaten auf inzwischen 464,2 Millionen Euro erhöht, zum Jahresende belief sie sich auf 400 Millionen Euro.

Norma-Aktie ist unter Druck

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der schon länger unter Druck steht. Nach der Gewinnwarnung im Juli halbierte sich der Wert der Aktie auf rund 26 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Eine zweite Gewinnwarnung Mitte Oktober schockte die Anleger schon weniger: Der Aktienkurs reagierte damals vergleichsweise moderat und rutschte von knapp über auf knapp unter 30 Euro – trotz angekündigten erwarteten Umsatzrückgangs in allen von Norma bedienten Regionen für das laufende Geschäftsjahr. Aktuell notiert das Papier bei gut 38 Euro.

Michael Schneider muss nun auch das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen. Norma-Aufsichtsratschef Lars Magnus Berg zeigt sich angesichts der Berufung optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass Michael Schneider die starke Positionierung von Norma auch in schwierigen Zeiten festigen und voranbringen wird“, lässt er sich zitieren.

Michael Schneider hat Sparprogramm aufgelegt

Anfang November kündigte Schneider bereits das Transformationsprogramm „Get on track“ an, um sich „in den aktuell unbeständigen Zeiten effizienter aufzustellen“. Das Programm beinhaltet verschiedene Maßnahmen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen, „um die Flexibilität und Profitabilität zu steigern“: Unter anderem sollen die Kapazitäten an den Standorten weltweit optimiert, das Produktportfolio gestrafft und der Einkauf verbessert werden.

Mit dem Transformationsprogramm will Norma ab 2020 „dauerhaft“ Kosten einsparen. Ab 2023 erwartet das Unternehmen Einsparungen von 40 bis 45 Millionen Euro jährlich. Für die Umsetzung der Maßnahmen rechnet Norma mit Kosten von rund 45 bis 50 Millionen Euro bis 2023.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Mehr über Michael Schneider erfahren Sie auf seinem FINANCE-Köpfe-Profil. Über alle spannenden CFO-Wechsel informiert Sie regelmäßig unsere gleichnamige FINANCE-Themenseite.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.