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Rhön-Klinikum-CFO Neumann vor Abberufung

Jens-Peter Neumann, CFO des Rhön Klinikums, könnte seinen Job bald verlieren.
Rhön Klinikum

Der Klinikbetreiber Rhön kommt nicht zur Ruhe: Nachdem erst vor rund einem Monat ein neuer CEO in den Vorstand berufen wurde, droht nun der CFO Jens-Peter Neumann seinen Job zu verlieren. Der Personalausschuss des Aufsichtsrats will in der am 23. Februar stattfindenden Aufsichtsratssitzung empfehlen, CFO Neumann und den für das operative Geschäft zuständigen Vorstand Martin Menger „mit sofortiger Wirkung abzuberufen“, teilte der Klinikbetreiber in einer knappen Ad-hoc-Nachricht mit.

Der Vorstand würde dann nur noch aus drei Personen bestehen: dem neuen CEO Stephan Holzinger, dem stellvertretenden CEO Martin Siebert sowie dem Medizinvorstand Bernd Griewing. Die Aufgaben des COOs und CFOs sollen unter diesen drei Personen verteilt werden. Damit würde der im SDax notierte Klinikbetreiber, der es derzeit auf einen Börsenwert von 1,7 Milliarden Euro bringt, auf einen eigenen CFO-Posten verzichten.

CFO Jens-Peter Neumann offenbar im Clinch mit Aufsichtsratschef

Neumann ist seit 2012 CFO bei der Klinikkette, wo er die Ressorts Finanzen, Rechnungswesen, Investor Relations, Controlling, IT, Materialwirtschaft, Bau und Technik verantwortet. Davor war er Mitglied des Aufsichtsrats. Vor seiner Zeit bei Rhön war der Diplom-Kaufmann Investmentbanker, unter anderem bei der Dresdner Bank, der Hypo Vereinsbank und bei Goldman Sachs.

Zu den Gründen der bevorstehenden Abberufung äußert sich Rhön nicht. Laut „Manager Magazin“ ist ein Streit zwischen Finanzchef Neumann und Gründer sowie Aufsichtsratschef Eugen Münch Auslöser der Trennung. So seien sich die beiden nicht über die künftige Strategie der Klinikkette einig. Münch wolle die Krankenhäuser mit IT und medizinischer Hochleistungstechnologie aufrüsten, der CFO bremse ihn dabei aus, weil sich der Konzern dies nicht leisten könne, schreibt das Magazin.  

Rhön-Klinikum musste erst jüngst eine Gewinnwarnung herausgeben

Die stark geschrumpfte Klinikkette hat momentan mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. 2014 verkaufte sie einen Großteil ihrer Kliniken an Fresenius. Im September 2015 kündigte Jens-Peter Neumann an, dass Rhön mit der stark aufgefüllten Kriegskasse wieder auf dem M&A-Markt angreifen wolle. „Wir werden nicht mehr lange auf unserem großen Berg von Geld sitzen“, erklärte er in einem Interview bei FINANCE-TV. „Wir sind an insgesamt fünf M&A-Targets dran, darunter auch durchaus voluminöse Krankenhausbetreiber.“

Mit einer Umstrukturierung und Erweiterung des Vorstands vor etwas über einem Jahr wollte sich das Rhön-Klinikum organisatorisch besser für die Zukunft aufstellen, wie es damals hieß. Bisher gab es allerdings keine größeren Zukäufe. Auch bei den anderen großen Klinikkonzernen läuft die Übernahme einzelner Kliniken derzeit nur schleppend. Marktführer Fresenius hat sich deshalb für den Gang nach Spanien entschieden, wo der Dax-Konzern für die Kliniktochter Helios die dort führende Klinikkette Quironsalud übernimmt – mit 5,8 Milliarden Euro der größte Zukauf der Firmengeschichte. 

Rhön kämpft mit außerordentlichen Belastungen

Rhön hat aber auch operative Probleme. Im Januar musste der Konzern eine Gewinnwarnung herausgeben, wonach mit einer Belastung des Ergebnisses von bis zu 50 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2017 zu rechnen ist. Kurz darauf wurde der neue Vorstandsvorsitzende Holzinger berufen.

Vor wenigen Tagen kündigte Rhön außerdem eine Wertberichtigung in Höhe von rund 35,5 Millionen Euro an, die mit Problemen bei einer Anlage für Ionenstrahl-Therapie zusammenhängt, die eine der Rhön-Kliniken betreibt.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie alles über die wichtigsten Karrierestationen von Jens-Peter Neumann, CFO des Rhön Klinikums, in seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.