Rüdiger Kapitza hat den westfälischen Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister groß gemacht. Nun verlässt der 61-jährige CEO das Unternehmen, das mittlerweile wie der Mehrheitseigner DMG Mori heißt. Der japanische Konzern will seine Anteile am deutschen Unternehmen auf 75 Prozent ausbauen und strebt einen Beherrschungsvertrag an.
Kapitza war seit 1996 Vorstandsvorsitzender bei Gildemeister. In dieser Zeit dienten unter ihm insgesamt fünf CFOs. Parallel mit Kapitzas Wechsel an die Spitze übernahm zunächst Dieter Schäfer 1996 das Finanzressort.
Auf ihn folgte 2003 Michael Welt, der sich rund sieben Jahre im Amt halten konnte. Als für Welt 2010 Schluss war, übernahm Kathrin Dahnke für rund vier Jahre das Finanzressort. Im März 2014 wurde sie durch André Danks abgelöst, der zuvor unter anderem die Investor Relations bei DMG Mori leitete. Für ihn war jedoch nach nicht einmal zwei Jahren Schluss. Danks verließ das Unternehmen im November 2015 und wurde von Björn Biermann abgelöst.
DMG Mori und der lange Übernahmekampf
Der starke Mann im Vorstand war stets Kapitza, der die japanische Übernahme selbst eingeleitet hatte. Zunächst waren die damals noch unter Gildemeister firmierenden Deutschen und DMG Mori nur aneinander beteiligt. Es deutete sich jedoch schon an, dass die beiden Unternehmen fusionieren könnten: Zunächst änderte Gildemeister seine Firmierung in DMG Mori Seiki, später nur noch in DMG Mori. Anfang 2015 machten die Japaner dann keinen Hehl mehr daraus, dass sie auch in Deutschland die Kontrolle anstreben.
Innerhalb von einem Monat reichte DMG Mori zunächst ein Angebot über 27,50 Euro ein und besserte dies anschließend in zwei Schritten auf 30,55 Euro nach, da der aktivistische Hedgefonds Elliot das ursprüngliche Kaufangebot als zu niedrig empfand. Noch vor gut zwei Jahren hatte Kapitza gegenüber FINANCE erklärt, dass von einer baldigen Fusion nicht auszugehen sei. In einem Brief als Reaktion auf einen entsprechenden FINANCE-Bericht verwies er die Annahme, eine Fusion stehe an, in das Reich der Spekulation.
Rüdiger Kapitza verlässt DMG Mori auf Aktien-Allzeithoch
Doch es sollte anders kommen. Gestern wurde bekannt, dass DMG Mori seinen Anteil auf 75 Prozent aufgestockt hat und umgehend einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertragt anstrebt. Die 9-prozentige Beteiligung der deutschen DMG Mori am japanischen Konzern wurde verkauft.
Zuvor hatten die Japaner ihren Anteil bereits von 52 Prozent auf 61 Prozent aufgestockt. Kapitza hatte die Übernahme bis zuletzt unterstützt. Sein jetziges Ausscheiden begründet der streitbare Kapitza damit, dass er den Weg frei machen wolle für eine personelle Neuausrichtung. Zuvor lieferte er mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro und einem Vorsteuerergebnis von 217 Millionen Euro das beste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte ab.
Die Aktionäre feierten die Entscheidung und schickten den Kurs der deutschen DMG-Mori-Aktie am Vortag in der Spitze auf das Allzeithoch von 41,70 Euro. Heute hat sich das Papier bei rund 40 Euro eingependelt.