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Siemens zahlt Dresser-Rand-Chef zum Abschied 113 Millionen Dollar

Siemens zahlt Dresser-Rand-Chef 113 Millionen.
Siemens

Dem scheidenden Chef des von Siemens übernommenen US-Ölbohrausrüsters Dresser-Rand wird der Abschied kräftig versüßt: Vincent Volpe erhält 113 Millionen Dollar, wenn er das Unternehmen Ende August verlassen wird. Das geht aus Unterlagen hervor, die Dresser-Rand bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht hat.

Siemens hatte den im Herbst 2014 angekündigten 7,8-Milliarden-US-Dollar schweren Kauf des Ölbohrausrüsters Ende Juni abgeschlossen. Die Europäische Kommission hatte den Deal ohne Auflagen genehmigt, nachdem sie die Prüfphase zunächst verlängert hatte. Mit dem Closing der Transaktion werden nun auch Zahlungen an die Dresser-Rand-Manager als Ausgleich für deren Aktien und Aktienoptionen fällig.

Verzögerung des Siemens-Deals verteuerte Zahlung an Volpe

Allein für diese Wertpapiere bekommt der langjährige Dresser-Rand-Chef 93 Millionen US-Dollar. Das sind 20 Millionen Dollar mehr als nach Ankündigung der Übernahme angenommen. Volpe profitierte davon, dass der Übernahmepreis statt der ankündigten 83 Dollar je Aktie durch eine Verzugsgebühr auf 85,20 Dollar anwuchs. Außerdem erhielt der Amerikaner in diesem Jahr noch weitere Aktien- und Optionspakete. Hinzu kommt ein Goldener Fallschirm von mindestens 20 Millionen Dollar.

Siemens erklärte auf Anfrage, die Zahlungen an Volpe – der den Deal und die Integration nach Informationen des Manager Magazins durch immer neue Forderungen torpediert haben soll – beruhten auf vertraglichen Verpflichtungen, die bereits vor der Übernahme zwischen Dresser-Rand und seinem Management bestanden hätten. In den USA werden Managern nach M&A-Deals generell oft hohe Abfindungen gezahlt. An diese vertraglichen Verpflichtungen halte man sich, so Siemens. Darüber hinaus wollten sich die Münchener zu individuellen Verträgen nicht äußern.

Kritik an der Dresser-Rand-Übernahme könnte wieder aufflammen

Die Millionenabfindung ist alles andere als eine Hilfe für Siemens-CEO Joe Kaeser und CFO Ralf Thomas, die den Megadeal ohnehin gegen Kritik verteidigen müssen. Aktionäre hatten die Dresser-Rand-Übernahme als zu teuer und den Einstiegszeitpunkt als ungünstig bezeichnet – Siemens musste sich zuvor in einem Bieterwettstreit gegen den Wettbewerber Sulzer durchsetzen.

Diese Einschätzung bewahrheitete sich spätestens im Mai, als Dresser-Rand vor allem wegen des kollabierten Ölpreises und des starken US-Dollars für das erste Quartal einen drastischen Geschäftseinbruch vermelden musste. Das operative Ergebnis rutschte mit 24 Millionen US-Dollar in die roten Zahlen.

Immerhin ein Gutes hat der teure Abschiedsgruß für Siemens: Mit dem Abgang von Volpe Ende August ist nun die Basis geschaffen, um den Durchgriff auf die Tochter zu erhalten und das Management auf Linie zu bringen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de