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Xstrata/Glencore muss ohne CFO Trevor Reid auskommen

Xstrata
CFO Trevor Reid verlässt Xstrata nach der Fusion mit Glencore.

Xstrata-CFO Trevor Reid hat zu Monatsbeginn angekündigt, seine Rolle als Finanzchef nach der Fusion mit Glencore aufzugeben. Aktionäre hatten der teuren Bleibeprämie nicht zugestimmt. Jedoch wird Reid das fusionierte Unternehmen noch für bis zu sechs Monate als Berater begleiten. Obwohl die Ankündigung des CFO kein Schock war, bedeutet sie doch eine massive Zäsur in der elfjährigen Unternehmensgeschichte, die stark mit der Person Reid verknüpft ist.
 
Der frühere Standard-Chartered-Banker Reid wurde Ende 2001 zum Finanzvorstand des anglo-schweizerischen Unternehmens ernannt, gerade einmal zwei Jahre nachdem das 1926 als Südelektra gegründete Unternehmen in Xstrata umbenannt worden war. Reid kam auf Initiative von Vorstandschef Mick Davis, der ihn an Bord haben wollte. „Vor elf Jahren habe ich Trevor davon überzeugt, eine erfolgreiche Bankkarriere zu beenden, um mit der Transformation eines strauchelnden Unternehmens in einer prekären Finanzsituation und eingeschränkten Möglichkeiten zu beginnen“, kommentierte Davis die Entscheidung seines Finanzchefs.  

Xstratas Erfolgsgeschichte

Als sich Reid 2001 mit CEO Davis daran setzte Xstrata in einen globalen Rohstoffgiganten zu verwandeln, war es ein eher kleines Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von etwa 500 Millionen US-Dollar. Noch herausfordernder als die Unternehmensentwicklung war es für Reid die damalige schlechte finanzielle Lage des Unternehmens in den Griff zu bekommen.

Reid entwickelte Xstrata in ein globales, diversifiziertes Bergbauunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 50 Milliarden US-Dollar. In einem ersten substantiellen Schritt zur Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels ging Xstrata im März 2002 an die Londoner Börse.  Gleichzeitig hat das Führungsteam die australischen und südafrikanischen Kohle-Assets von Glencore, Xstratas größtem Anteilseigner, gekauft. Dieser Deal hat das Unternehmen in den FTSE  100-Index auf den 100. Platz katapultiert.

Darauf folgte für CFO Reid und das Unternehmen eine „Dekade des Erfolgs“, wie es Xstrata recht unbescheiden auf der Unternehmenshomepage beschreibt. Unter der finanziellen Federführung von Reid sammelte Xstrata laut Unternehmenshistorie seither mehr als 17 Milliarden US-Dollar von den Kapitalmärkten ein, schloss Akquisitionen von insgesamt 35 Milliarden US-Dollar ab und entwickelte über 20 große Minenprojekte.

Der CFO wollte mehr Geld

Diese Meilensteine aus der Zeit von Reid zeigen, dass der 51-Jährige eng mit Xstratas Entwicklung verknüpft ist. Trotzdem ist der Grund für seine Ankündigung das Unternehmen zu verlassen weit profaner als es das Lob aus den Reihen von Xstrata für seine Arbeit während der vergangenen zehn Jahre vermuten lassen würde. Obwohl die Aktionäre die Fusion mit Glencore Ende November genehmigten, winkten sie nicht die Bleibeprämie für das Topmanagement durch.

Der 140 Millionen Pfund schwere Plan hätte angeblich 10,8 Millionen britische Pfund in Aktien innerhalb der kommenden zwei Jahre in die Tasche des CFOs gespült, wenn er bestimmte Ziele erfüllt hätte. Damit wollte das Unternehmen das Risiko entschärfen, die Führungsebene zu verlieren, die Xstrata aufgebaut hatte, sagte Aufsichtsratsvorsitzender John Bond. Mit seiner Entscheidung zeigt Reid, dass er ein prinzipientreuer Mann ist, auch wenn das bedeutet, einen der prestigeträchtigsten CFO-Posten abzulehnen. Vielleicht war er sich auch ein wenig zu sicher, dass die Aktionäre ihn zu fast jedem Preise behalten wollten. Sicher ist jedoch, dass Reids Entscheidung für Xstrata den Beginn einer neuen Ära bedeutet.

anne-kathrin.meves[at]finance-magzin.de