CFO Thomas Coesfeld steigt bei der Bertelsmann-Tochter BMG früher als geplant zum CEO auf: Wie der Gütersloher Medienkonzern mitteilt, wird die ursprünglich für Anfang 2024 vorgesehene Staffelübergabe nun bereits auf den 1. Juli 2023 vorgezogen.
Coesfeld folgt auf BMG-Gründungs-CEO Hartwig Masuch, der den Bertelsmann-Konzern nach insgesamt 32 Jahren, davon knapp 15 Jahre an der Spitze der BMG, verlässt. Mit dem vorgezogenen Wechsel entspricht BMG dem Wunsch des 69-Jährigen, der aufgrund seiner persönlichen Lebensplanung darum gebeten hatte. Er wird den Güterslohern aber noch bis 2026 als Berater verbunden bleiben.
Mit gerade einmal 33 Jahren steht Coesfeld damit an der Spitze des nach eigenen Angaben viertgrößten Musikunternehmens der Welt. In seiner neuen Funktion wird er zugleich auch Mitglied im Bertelsmann Group Management Committee, das dem Konzernvorstand beratend zur Seite steht. Dort wird er dann regelmäßig seinem Bruder Carsten Coesfeld (36 Jahre) begegnen, der seit Mitte 2022 die Beteiligungssparte Bertelsmann Investments leitet.
Künftiger CEO Coesfeld kennt Bertelsmann seit Jahren
Trotz seines jungen Alters stehen die Chancen gut, dass sich Coesfeld schnell in seinem neuen Amt zurechtfinden wird. Denn der Enkel des langjährigen Bertelsmann-CEO Reinhard Mohn arbeitet bereits seit mehr als sieben Jahren für den Konzern. Nach einem kurzen Gastspiel als Unternehmensberater bei McKinsey zum Start seiner beruflichen Laufbahn im Jahr 2014 wechselte er Anfang 2016 zu Bertelsmann.
Dort absolvierte er zunächst ein Trainee-Programm, im Zuge dessen er ein Jahr lang für verschiedene Konzerntöchter aktiv war. Es folgten Stationen als Chief Strategy Officer (CSO) von Mohn Media sowie als Mitglied der Geschäftsleitung der Bertelsmann Printing Group.
Coesfelds Nachfolger als CFO kommt von RTL
Anfang April 2021 folgte dann die Ernennung zum Finanzvorstand von BMG. Bertelsmann-CEO Thomas Rabe ist zuversichtlich, dass Coesfeld der neuen Aufgabe gewachsen ist: „Hartwig Masuch hat viele Kapitel der Erfolgsgeschichte von BMG geschrieben, Thomas Coesfeld wird sie nun fortsetzen. Als CFO hat er BMG gut kennengelernt, die digitale Ausrichtung vorangetrieben und erhebliche Mittel in den Erwerb von Musikrechten investiert. Ich bin sicher, dass BMG unter der Führung von Thomas Coesfeld weiter wachsen wird.“
Coesfelds Nachfolger auf dem CFO-Posten steht bereits fest: Mathis Wolter, seit Januar 2020 Senior Vice President Controlling & Investments bei der RTL Group, wird zum 1. Juli neuer Finanzchef der BMG. Wie seinem Linkedin-Profil zu entnehmen ist, war er bereits zwischen April 2017 und Dezember 2019 für BMG aktiv, zuletzt als Senior Vice President Controlling & Reporting.
BMG forciert M&A-Aktivitäten
Wie groß die Ambitionen der Gütersloher sind, hatte Coesfeld im Gespräch mit FINANCE Anfang dieses Jahres skizziert. Demnach hat BMG in dem M&A-intensiven Markt allein in den Jahren 2021 und 2022 über 50 Deals im Volumen eines „signifikanten dreistelligen Millionenbetrags“ getätigt.
Deutlich nach oben ging es zuletzt auch bei wichtigen Unternehmenskennzahlen: Zwischen 2020 und 2022 konnte BMG den Umsatz um über 40 Prozent von 602 auf 866 Millionen Euro steigern. Der Gewinn (Operating Ebitda) wuchs 2022 auf 195 (2021: 144) Millionen Euro an, die Ebitda-Marge stieg zum selben Zeitpunkt leicht auf 22,5 (21,7) Prozent.
Der Rechtekatalog von BMG umfasst Musiker wie Tina Turner, Motley Crue, John Legend, John McVie, Black Sabbath, Jean-Michel Jarre und ZZ Top.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.