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Advent-Managerin Barr: „Deutscher Midmarket enorm wichtig“

Johanna Barr ist Co-Chefin für Investor Relations bei Advent – und betont den Stellenwert des deutschen Midmarket für das Private-Equity-Haus.
Julian Cornish-Trestrail/Advent

Advent hat 13 Milliarden Dollar für seinen achten Buy-out-Fonds eingesammelt. Damit hat das Private-Equity-Haus eines der größten Investmentvehikel seit der Finanzkrise geschlossen. Die selbst gesetzte Obergrenze des Fonds hat die Beteiligungsgesellschaft in nur sechs Monaten erreicht.

Als Investitionsziel des neuen Fonds ist der deutsche Mittelstand von großer Bedeutung für Advent, verrät Johanna Barr im Interview. Die Deutsche ist Co-Chefin für Investor Relations bei dem PE-Haus.

Versicherungen und Pensionsfonds schieben den Private-Equity-Häusern so viel Geld zu wie noch nie, um im Niedrigzinsumfeld noch an Rendite zu kommen. Ist es da für ein Haus wie Ihres überhaupt noch wichtig, sich beim Investmentziel abzugrenzen?
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Sich zu differenzieren ist so wichtig wie nie. Die Investoren setzen zwar so viel Kapital wie noch nie für Private Equity ein, aber sie sind viel selektiver geworden: Sie arbeiten mit weniger Häusern zusammen als früher, diese bekommen dafür mehr Kapital. Das führt zu einer Polarisierung der Branche: Manche Fundraising-Prozesse gehen sehr schnell, andere dauern wesentlich länger als früher oder müssen sogar ganz abgebrochen werden.

Was also sagen Sie Ihren Investoren, wenn die fragen, was Advent besonders macht?
Zum einen ist das unser Sektoransatz: Wir konzentrieren uns auf  Chemie, Dienstleistungen und Finanzdienstleistungen, das Gesundheitswesen, Industrie sowie Handel und die Konsumgüter- und Freizeitindustrie. Zum anderen haben wir ein privates Partnerschaftsmodell – unsere Firma gehört 45 globalen Partnern. Für uns ist das ein bewährtes Modell, um Effizienz und Produktivität sicherzustellen sowie zu gewährleisten, dass die Interessen von uns und unseren Investoren im Einklang sind.

Sie meinen, dass es ein Nachteil ist, als PE-Investor börsennotiert zu sein, so wie Ihre Wettbewerber KKR oder Blackstone?
Zur Situation von Wettbewerbern äußern wir uns nicht. Das hängt grundsätzlich natürlich von der Sichtweise ab. Wir können sagen: Unsere Investoren mögen, dass wir privat sind.

Johanna Barr: „Advent ist gut in komplexen Transaktionen“

Weil Sie keine Details über ihr Geschäft offenlegen müssen?
Börsennotierte Private-Equity-Häuser müssen sowohl die Investoren ihrer geschlossenen Fonds, als auch die Aktionäre bedienen. Das kann zu Interessenskonflikten führen, weil die Gruppen sehr unterschiedlich sind. Was gut für den Aktienkurs ist, hilft nicht automatisch der Fonds-Performance und anders herum.

Sie machen auch Milliardentransaktionen, betrachten sich aber in erster Linie als Midmarket-Investor. Wie wichtig sind Deals mittlerer Größe in Deutschland für Sie?
Der deutsche Midmarket ist enorm wichtig für uns. Selbst bei einem 13-Milliarden-Fonds werden wir nicht nur Deals im Milliardenbereich machen, sondern auch bis auf 100 Millionen Euro Transaktionswert heruntergehen. In dieser Größenordnung waren in Deutschland etwa die Median-Kliniken, als wir sie 2009 kauften. Die Parfümeriekette Douglas auf der anderen Seite war schon ein Milliarden-Asset, als wir 2012 eingestiegen sind.

Die Konkurrenz im Midmarket ist groß. Woher sollen die neuen Deals kommen? Nur Assets von anderen Private-Equity-Häusern zu kaufen, dürfte ihre Investoren nicht in Ekstase bringen.
Ein Thema, in dem Advent gut ist, sind komplexe Transaktionen, etwa per Carve-out. Das haben wir zum Beispiel gezeigt, als unser Frankfurter Team das Balkan-Geschäft aus der insolventen Hypo Alpe Adria herausgekauft hat. Bei Douglas konnten wir zeigen, dass wir diese komplexen Transaktionen auch gemeinsam mit einer Eigentümerfamilie zu realisieren wissen.

Das heißt, sie suchen nach neuen verkaufswilligen Familienunternehmern?

Familienunternehmen sind für uns definitiv einer von vielen interessanten Bereichen.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de