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Banken hofieren PE-Investoren, kein Impuls für M&A-Deals

Kehrtwende um 180 Grad: Die Banken beginnen, die PE-Investoren wieder zu hofieren. Ist das schon der Durchbruch zu mehr M&A-Deals am deutschen Private-Equity-Markt?
Thinkstock / Getty Images

Für die PE-Investoren im deutschen Mittelstand stehen die Ampeln auf Grün: Offenbar hofieren die Banken sie wieder fast so stark wie im Vorfeld des Rekordjahres 2007. Nachdem die Banken in den vergangenen Monaten zu Gunsten der PE-Investoren zunächst die Maximalgrenzen beim Finanzierungsvolumen deutlich nach oben verschoben haben, lockern sie nun auch bei den Finanzierungsbedingungen die Bremsen. Diese Entwicklung hatten Brancheninsider wie der frühere LBO-Banker Marcel Herter schon zu Jahresbeginn vorhergesagt – und dabei auf sich deutlich verändernde Eckwerte wie die Leverage Ratios, Eigenkapitalanteile und Kreditmargen der finanzierenden Banken verwiesen.

In der aktuellen Herbstbefragung des FINANCE Private Equity Panels schätzen die knapp 40 befragten  Private-Equity-Häuser die Finanzierungskonditionen um 14 Prozent besser ein als im Sommer. Der Wert von 5,43 Punkten (1=schlecht, 10=exzellent) ist der höchste seit Auflage des FINANCE Private Equity Panels Anfang 2010. Die Angaben zur Verfügbarkeit von Buy-out-Krediten verbesserten sich um 9 Prozent auf 6,34 Punkte – der zweitbeste je beim FINANCE Private Equity Panel gemessene Wert.

Diese Entwicklung ist nicht nur auf Deutschland beschränkt, europaweit lässt sich das Phänomen beobachten. Daten des Debt-Advisory-Hauses Cubus Partners zufolge ist der Eigenkapitalanteil in europäischen Buy-out-Finanzierungen zwischen dem ersten und dem dritten Quartal diesen Jahres von 48 auf 35 Prozent zurückgegangen.

Dr. Tobias Schneider, Partner von CMS Hasche Sigle, sieht darin einen Beleg, dass die Banken die Fesseln, von denen sie nach der Lehman-Pleite im Leveraged-Finance-Geschäft eingeengt wurden, inzwischen abgelegt haben. „Aber ob dies auch zu einem spürbaren Anstieg der M&A-Deals führen wird, bleibt abzuwarten, denn nicht alle Assets haben die erforderliche Qualität“, zeigt sich Schneider zurückhaltend.

Cleantech-Investments leiden unter EEG-Debatte

Auch andere Faktoren machen es unwahrscheinlich, dass es jetzt einen starken Schub am M&A-Markt geben wird. Zum einen werden die Kaufpreise für Neu-Investments von den FINANCE-Panelisten nach wie vor als zu hoch wahrgenommen. Zum anderen stagnieren die Geschäftsaussichten der Portfoliounternehmen der befragten PE-Investoren nach wie vor. Bei geringen Schwankungen bewegen sie sich in etwa auf dem Niveau vom Herbst 2011.

In der Investorengunst weit oben stehen unverändert M&A-Targets aus den Branchen Dienstleistungen, Nahrungsmittel und Pharma. Zudem scheint sich die Stimmung gegenüber der zyklischen Automotive-Branche zu drehen, die in den Augen der PE-Investoren seit dem Frühjahr so stark an Attraktivität gewonnen hat wie keine andere der 15 abgefragten Zielbranchen.

Zu den Verlierern zählen hingegen erneut die Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, die stärker denn je unter der Debatte um die Neuordnung des EEG leiden. Die Attraktivität der Cleantech-Branche als Investitionsziel sinkt in den Augen der PE-Investoren gegenüber dem Frühjahr um weitere 9 Prozent. Damit ist Cleantech nach dem Bausektor inzwischen schon zur zweitunpopulärsten Branche geworden.

Info

Die vollständigen Ergebnisse des FINANCE Private Equity Panels sowie weitere Studien und Marktumfragen finden Sie zum Download in unserem FINANCE-Research-Archiv.