Der Schweizer Debt-Investor Patrimonium hat einen neuen Fonds aufgelegt. Mit 165 Millionen Schweizer Franken (147 Millionen Euro) zählt er nach dem First Closing zwar eher zu den kleineren Kreditfonds am Markt. Die Kooperation mit der Credit Suisse macht den Fonds jedoch zu etwas Besonderem: „In Kontinentaleuropa gab es einen solchen Co-Investment-Fonds bislang nicht“, behauptet Daniel Heine. Er ist der Managing Director von Patrimonium.
Vereinfacht gesagt, geht es um eine exklusive Zusammenarbeit zwischen einer Bank und einem Debt-Fonds, bei der – und das ist das Besondere – beide komplett gleichgestellt sind. Heine skizziert ein fiktives Beispiel: Ein Firmenkunde benötigt von der Credit Suisse 100 Millionen Euro. Da er aber nur mit B oder BB geratet ist, kann die Bank aufgrund ihrer internen Risikomodelle nur 80 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die übrigen 20 Millionen Euro wandern in den Debt-Fonds. „Das Gesicht zum Kunden bleibt die Credit Suisse, und auch an der Dokumentation ändert sich für den Firmenkunden nichts“, so Heine.
Patrimonium macht kein „1st-out/2nd-out“
Der Unterschied zu anderen Kooperationsmodellen zwischen Banken und Debt-Fonds ist, dass Patrimonium und die Credit Suisse bei jeder Transaktion komplett pari passu sind: „Wir haben exakt dasselbe Risikoprofil wie die Bank“, behauptet Heine. Es gebe weder bei der Rendite noch bei den Konditionen oder beim Insolvenzrang Unterschiede zwischen der Bank- und der Debt-Fonds-Tranche. Auch die gesetzten Limite seien mit Blick auf den maximalen Leverage und die Kreditdokumentation exakt dieselben. In den angelsächsischen Märkten hat sich diese Struktur Heine zufolge bereits durchgesetzt.
„Wir haben exakt dasselbe Risikoprofil wie die Credit Suisse.“
Hierzulande waren im vergangenen Jahr aber vor allem sogenannte „1st-out/2nd-out“-Strukturen zu beobachten. Die für Private-Debt-Investments typische Unitranche wird dabei in eine vorrangig (Super Senior) und eine nachrangig besicherte Tranche (Senior) aufgeteilt. Das riskantere und teurere Senior-Stück übernimmt dabei der Debt-Fonds. Das weniger riskante und damit günstigere Super-Senior-Paket finanziert die Bank.
Die große Unbekannte bei dieser Konstellation ist, wie sich die beiden Finanzierungspartner in einer möglichen Krisensituation verhalten. Manche Debt-Fonds wie Idinvest lehnen diese Struktur strikt ab. Eric Gallerne, Co-Head bei Idinvest, bezweifelt, dass alle Investoren wüssten, in was sie da überhaupt investieren und wie die beiden Senior-Positionen zu interpretieren seien. Auf dem Papier sind Debt-Fond und Bank „Senior“, was erwarten lässt, dass beide im Insolvenzfall vorrangig bedient würden. Defacto erhält die Bank über die Kreditvereinbarungen im Härtefall jedoch den Vorzug beim Zugriff auf die Sicherheiten.
Credit Suisse vermeidet mit Patrimonium Club-Deals
Der Wermutstropen für Patrimomium bei dem jetzt gewählten Pari-Passu-Ansatz: Durch die Gleichstellung wirft der Fonds für Debt-Fonds-Verhältnisse geringe 3,5 bis 4 Prozent plus Libor ab. Auch die Credit Suisse würde die Finanzierung in ihrem Wunschszenario sicherlich komplett selbst stemmen.
In der Realität scheint die Zusammenarbeit dennoch sinnvoll: Die Credit Suisse vermeide dadurch einen Club-Deal mit anderen Banken oder sogar den kompletten Verlust ihres Firmenkunden, meint Heine. Anders als beim Club-Deal kämen sich zudem die Credit Suisse und Patrimonium beim Cross Selling im Anschluss an den Kredit nicht in die Quere. Auch für Patrimonium hat die Zusammenarbeit Vorteile: „Wir als Debt-Fonds bekommen Zugang zu einem Investitionsspektrum, das bisher allein durch die Banken besetzt und für Debt-Fonds nur schwer zugänglich war“, sagt Heine.
Indem sich Patrimonium in das Kreditbuch der Credit Suisse einklinkt, finanziert der Debt-Fonds laut Heine „einen bunten Strauß an Finanzierungssituationen über verschiedene Laufzeiten“. Dieser geht über das typische Debt-Fond-Produkt, die Unitranche, hinaus. Heine hat nach eigener Aussage bereits 40 Prozent des Fonds investiert. Das sind rund 59 Millionen Euro. Vom Term Loan B und Term Loan A über eine revolvierende Kreditlinie bis hin zu kurz- und langlaufenden Krediten sei alles dabei gewesen.
Dealflow von Patrimonium hängt an Credit Suisse
„Wir haben immer das Recht, einen Kredit abzulehnen.“
Patrimonium ist beim Dealflow allerdings stark davon abhängig, welche Kunden die Credit Suisse mitbringt. Die Gefahr, dass die Bank unliebsame Kredite in den Debt-Fonds abschiebt, sieht Heine aber nicht: „Die Credit Suisse behält immer einen signifikanten Teil des Kredits in den eigenen Büchern, und wir haben immer das Recht, einen Kredit abzulehnen.“ In den Fonds würden außerdem nur Einzelkredite und keine tranchierten Kreditbündel wandern.
Da der Dealflow in diesem Modell komplett von der Bank generiert wird, kann es im Gegensatz zu dem „1st-out/2nd-out“-Ansatz nicht mit jeder Bank umgesetzt werden. Damit der Debt-Fonds mit genug Krediten versorgt wird, muss die Bank über ein sehr großes Kreditbuch verfügen. „In Deutschland können das vermutlich nur die wenigsten Banken“, meint Heine. In Frage kämen wohl lediglich Großbanken wie Deutsche Bank, Commerzbank, Hypovereinsbank oder eine große Landesbank.
Patrimonium verfolgt drei Private-Debt-Strategien
Das Fondprojekt mit der Credit-Suisse ist aber nur eine von drei Private-Debt-Strategien von Patrimonium. Vergangenen Sommer haben die Schweizer über zwei andere Debt-Fonds zusammen 300 Millionen Euro eingesammelt. Diese stellen zum einen Fremdkapital für Unternehmen in Sondersituationen zur Verfügung – das Renditeziel liegt hier bei 11 bis 12 Prozent.
Zum anderen verfügt Patrimonium aber auch über einen typischen Direct-Lending-Fonds, der eine Zielrendite von 7 bis 8 Prozent hat und die für Private Debt typische Unitranche bereitstellt. Im vergangenen Jahr wurde aus diesem Fonds heraus beispielsweise eine 40 Millionen Euro schwere Finanzierung für das Familienunternehmen Joseph Dresselhaus bereitgestellt. Das Unternehmen aus dem westfälischen Herford wollte Heine zufolge die heterogene Banken-Club-Finanzierung durch eine flexiblere Finanzierungsform ersetzen.