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Delisting-Modell von Air Berlin steht

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin steht vor dem Abflug vom Börsenparkett.
Air Berlin

Der Abschied vom Börsenparkett für die klamme Fluggesellschaft Air Berlin steht offenbar kurz bevor. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge, stehe das Modell für das geplante Delisting. Demnach soll eine GmbH als Obergesellschaft, die von den deutschen Unternehmern Hans Rudolf Wöhrl, Joachim Hunold und Severin Schulte gehalten wird, für die außenstehenden Aktien bieten. Die Gesellschaft selbst soll lediglich mit einem haftenden Kapital von 25 000 Euro ausgestattet werden. Das Geld für die Aktienofferte soll dagegen von den Untergesellschaften der Airline kommen, die sich über Bankkredite finanzieren, gesichert beispielsweise durch Immobilien. Eine Stellungnahme von Etihad, mit 29 Prozent der größte Einzelaktionär der deutschen Airline, stehe dazu jedoch noch aus.

In Unternehmenskreisen heißt es, dass Air Berlin mit dieser Konstruktion wahrscheinlich belegen könne, dass man eine deutsche Gesellschaft bleibe. Das ist wichtig, damit die Airline nicht wichtige Verkehrsrechte verliert. Aus dem Bundesverkehrsministerium waren zuletzt bereits Warnungen zu hören, man werde keinerlei Strohmannkonstruktion akzeptieren und jedes Modell sehr genau anschauen. Gegenwind kam jüngst auch von Seiten der EU-Verkehrskommission, die sich um einen möglichen illegalen Einfluss durch Etihad sorgt. Ausländische Investitionen in EU-Airlines seien willkommen, vor allem, wenn sie die Verbindungen zwischen den Regionen ausweiten würden, hieß es aus Brüssel. Aber wenn es ein Trojanisches Pferd sei und den Wettbewerb verringere, sei das etwas anderes, ließ sich ein Sprecher zitieren.

 

 

Air Berlin: Etihad plant Europa-Holding

Wie das Handelsblatt aus dem Unternehmensumfeld erfahren haben will, werde derzeit eine Neuausrichtung von Air Berlin in mehreren Stufen durchgespielt. Nach einem Delisting könne Etihad auf die maximal erlaubte Grenze von 49,9 Prozent der Anteile aufstocken und die Airline oder Teile davon in eine Europa-Holding einbringen, mit anderen Beteiligungen wie an Aer Lingus oder der Schweizer Darwin Airline. Auch eine Verschmelzung mit Alitalia werde erwogen. Etihad hatte vor zwei Tagen erklärt, in konkrete Verhandlungen über einen Einstieg bei der italienischen Airline einzutreten.

Air Berlin hatte vor rund zwei Wochen die Vorlage des Geschäftsberichts auf Ende April verschoben, weil man an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung, die Eigenkapital und Liquidität der Gruppe stärken würden, arbeite. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit Verlusten und schiebt einen Schuldenberg von gut 800 Millionen Euro vor sich her. CFO Ulf Hüttmeyer hat mit diversen Sparprogrammen versucht gegenzusteuern. Doch der Erfolg blieb aus. Zuletzt hat die andauernde Misere sogar dazu geführt, dass das Eigenkapital der Gesellschaft aufgezehrt wurde.

andreas.knoch[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie alles zu Air Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer im CFO-Almanach FINANCE-Köpfen.