Der Private-Equity-Markt kühlt sich ab. Laut Angaben des Finanzdatenanbieters LCD sind die Verschuldungshebel im europäischen Private-Equity-Geschäft im ersten Quartal leicht zurückgegangen. Mit aktuell 5,0x Ebitda liegt der durchschnittliche Leverage zwar immer noch auf dem zweithöchsten Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise, aber um 0,3x Ebitda unter dem Niveau vom Jahreswechsel.
Dieses international gültige Phänomen zeigt sich auch in Deutschland, obwohl der deutsche Private-Equity-Markt eine andere Struktur aufweist als größere europäische PE-Märkte wie Großbritannien und Frankreich: Hierzulande dominieren die kleineren und mittelgroßen Deals, und die Finanzierungen werden in der Regel nicht über den Kapitalmarkt aufgenommen, sondern von Banken-Clubs vergeben. Doch auch die deutschen PE-Investoren bekommen die leichte Abschwächung zu spüren.
Kaufpreise am deutschen PE-Markt geraten unter Druck
Das zeigen die Daten des aktuellen FINANCE Private Equity Panels, für das FINANCE wieder von rund 40 verschiedenen PE-Häusern anonyme Markteinschätzungen erhalten hat. Die deutschen PE-Professionals schätzen das Finanzierungsumfeld nicht mehr ganz so stark ein wie noch bei der vorangegangen Panel-Befragung im Februar. Ihre Bewertungen für die Verfügbarkeit beziehungsweise die Konditionen von Buy-out-Finanzierungen haben sich um 2 beziehungsweise 4 Prozent verschlechtert. Mit 7,82 von 10 möglichen Punkten (Debt-Verfügbarkeit) und 6,79 Punkten (Konditionen) liegen die aktuellen Lageeinschätzungen der deutschen PE-Profis aber immer noch auf sehr hohem Niveau – genau wie die paneuropäischen Leverages.
In den aktuellen Umfrageergebnissen sieht man aber, wie sehr die boomenden Finanzierungsmöglichkeiten auch das deutsche Private-Equity-Geschäft zuletzt angetrieben haben: Obwohl sich der Finanzierungsmarkt nur moderat abgekühlt hat, sinkt die Einschätzung der FINANCE-Panelisten zur Attraktivität der Kaufpreise um 12 Prozent auf nur noch 3,43 von 10 möglichen Punkten. Tobias Schneider, Partner der Kanzlei CMS Hasche Sigle, warnt vor „einer Lücke zwischen Kaufpreiserwartungen und Finanzierungsmöglichkeiten“, die am deutschen Private-Equity-Markt gerade zu entstehen droht.
Das könnte auch Folgen für den Dealflow haben. Aktuell sind rund zwei Drittel der von FINANCE befragten deutschen PE-Profis unzufrieden mit dem Nachschub an neuen Transaktionsgelegenheiten. Aber rund 75 Prozent von ihnen glauben, dass sich das Problem im weiteren Jahresverlauf lösen wird. Sollten sich die Finanzierungsbedingungen über den Sommer weiter abschwächen, droht diese Hoffnung jedoch enttäuscht zu werden.
Info
Eine ausführlichere Darstellung der aktuellen und früheren Ergebnisse des FINANCE Private Equity Panels finden Sie kostenlos in unserem FINANCE-Research-Bereich.