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Finanzinvestoren bieten 4 Milliarden Euro für Osram

Bain und Carlyle haben ein milliardenschweres Angebot für den Lichtkonzern Osram abgegeben.
Osram

Nun ist es offiziell: 35 Euro pro Aktie bieten die Finanzinvestoren Bain und Carlyle für den Lichtkonzern Osram. Entsprechende Medienberichte hat der MDax-Konzern am gestrigen Mittwochabend in einer knappen Mitteilung bestätigt. Es liegt ein verbindliches Angebot zum Abschluss einer Investorenvereinbarung und zur Abgabe des öffentlichen Übernahmeangebots vor. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 70 Prozent. Osram will schnell über die Offerte, bei der die Credit Suisse als Lead Financial Advisor fungiert, entscheiden.

Bei der Entscheidung lässt sich der Osram-Vorstand von der Investmentbank Perella Weinberg beraten, die Private-Equity-Investoren haben sich nach Informationen der FAZ als Berater außerdem noch für Goldman Sachs, JP Morgan sowie Macquarie entschieden. Der Osram-Aufsichtsrat, der dem Vernehmen nach bereits am heutigen Donnerstag tagen soll, hat die US-Investmentbank Lazard sowie die Kanzlei Hengeler Mueller mandatiert.

Die Investorenvereinbarung zwischen den Finanzinvestoren und dem Unternehmen soll bereits ausgehandelt worden sein. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Industriekreise. Die Vereinbarung enthalte Garantien für Standorte und Mitarbeiter. Zudem hätten die Finanzinvestoren zugesichert, dass sie keine Zerschlagung des Lichtkonzerns planen. Daher sei mit der Zustimmung des Aufsichtsrats zu rechnen, so das Handelsblatt.

Osram: einer der größten Public-to-Private-Deals

Die Offerte der PE-Investoren bewertet das Unternehmen inklusive Nettofinanzverschuldung und Pensionsverpflichtungen mit rund 4 Milliarden Euro. Nach der Übernahme von Stada durch die Private-Equity-Häuser Bain und Cinven im Jahr 2017 wäre es einer der größten Public-to-Private-Deals in Deutschland.

Basierend auf dem prognostizierten bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des laufenden Geschäftsjahrs in Höhe von 314 Millionen Euro ergibt das ein Ebitda-Multiple von 12,5 bis 13. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das bereinigte Ebitda noch bei 605 Millionen Euro gelegen.

FINANCE-Köpfe

Ingo Bank, AMS AG

Ingo Bank beginnt seine Karriere 1995 bei Philips in der Hamburger Niederlassung im Bereich Audit. Schnell zieht es den Manager in die niederländische Zentrale, wo er in der M&A-Abteilung arbeitet. Später folgen Stationen als CFO einzelner Geschäftsbereiche im japanischen Kobe und in Hongkong, wo er das Geschäft mit Flüssigkristallanzeigen (LCD) in der Region für den Konzern aufbaut.

Von 2005 bis 2009 ist Bank als Finanzchef zweier Geschäftseinheiten beim direkten Osram-Konkurrenten Philips Lighting in Eindhoven aktiv, der Lichttochter des Elektronikkonzerns. Nach einer Zwischenstation im Audit zieht es den Manager 2011 in die Vereinigten Staaten, wo er als Finanzchef für Philips Healthcare arbeitet.

2013 verlässt Bank den niederländischen Philips-Konzern nach fast 20 Jahren und wird CFO des US-amerikanischen Pharmadienstleisters Parexel. Im September 2016 tritt er die Position des Finanzvorstands bei dem Münchener Lichtkonzern Osram an. Im Zuge der Übernahme durch den Sensorspezialisten AMS wechselt Ingo Bank im Mai 2020 als CFO zu den Österreichern. Anfang Dezember teilt Osram mit, dass Bank voraussichtlich Anfang März zusätzlich zum Finanzposten neuer CEO von Osram wird.

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Wegen der rückläufigen Profitabilität haben die Investoren für die Finanzierung lediglich ein Kreditpaket in Höhe von 1,3 Milliarden Euro erhalten. Dieser Fremdkapitalanteil entspricht rund dem vierfachen geplanten Ebitda des laufenden Geschäftsjahres. Dem Vernehmen nach waren die Banken nicht bereit, eine aggressivere Finanzierung bereitzustellen.

Osram-Aktienkurs seit Jahresbeginn

Osram rechnet für 2019 mit sinkenden Umsätzen

Die Reaktion der Börse fällt aber nüchtern aus: Die Osram-Aktie, die in den letzten zwölf Monaten stark an Wert eingebüßt hat, steigt lediglich auf 33 Euro und damit nicht annähernd auf den gebotenen Preis.  Die Skepsis der Investoren ist groß, denn die Münchener leiden unter einer Absatzschwäche bei den wichtigsten Abnehmern aus der Automobil- und der Smartphone-Industrie. Im März musste CFO Ingo Bank daher die Umsatz- und Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten korrigieren.

Statt stagnierender Erlöse rechnet Osram nun mit einem Umsatzminus von 11 bis 14 Prozent. Die bereinigte Ebitda-Marge soll nur noch zwischen 8 und 10 Prozent liegen. Zuvor hatte der Leuchtenkonzern mit 12 bis 14 Prozent Marge gerechnet. Das sorgte für erheblichen Unmut unter den Aktionären – zumal Bank bereits im vergangenen Jahr zweimal die Prognosen kassiert hatte und danach im Interview mit FINANCE Besserung gelobt hatte. Gerüchten zufolge sollen die Investoren von der Gewinnwarnung überrascht worden sein. Nun nutzen die PE-Häuser den Kursverfall aber für eine Offerte.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

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Update 5.7.2019, 11:00 Uhr: In einer vorherigen Version dieses Artikels war eine geringere Unternehmensbewertung angegeben. Die Zahl und der entsprechende Multiple wurden korrigiert.

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Mehr über den Lichtkonzern lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Osram.

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