Knapp sieben Jahre lang haben die immer weiter anziehenden Unternehmensbewertungen die Manager von Private-Equity-Fonds weitgehend kalt gelassen. Die Ergebnisse des heute veröffentlichten FINANCE Private Equity Panels deuten darauf hin, dass sich dies gerade ändert. 70 Prozent der befragten, in Deutschland tätigen Mittelstandsfonds – so viele wie noch nie zuvor – gaben in der Umfrage an, dass sie sich am M&A-Markt derzeit eher als Verkäufer sehen. Für das Private Equity Panel befragt FINANCE gemeinsam mit der Kanzlei CMS dreimal im Jahr führende Manager von über 50 verschiedenen Private-Equity-Häusern.
Hinter dem neuen Rekordwert steckt auch eine hohe Dynamik: Noch im vergangenen Oktober lag der Anteil der Verkäufer lediglich bei 39 Prozent, im Februar dieses Jahres waren es dann schon 53 Prozent. Die nun erreichten 70 Prozent sind der mit Abstand höchste Wert seit Auflage des FINANCE Private Equity Panels Anfang 2010.
Exemplarisch für diese Entwicklung steht die Deutsche Beteiligungs AG: Der Marktführer im deutschen Midcap-Private-Equity hat im Mai gleich vier Portfoliounternehmen an unterschiedliche Käufer abgegeben: den Maschinenbauer Romaco, den Industriedienstleister Formel D, die Schülerhilfe und den Maschinenbauer Proxes. „Es ist verständlich, wenn die Private-Equity-Häuser damit liebäugeln, Kasse zu machen“, meint Jacob Siebert, Partner bei CMS. „Wenn es wieder abwärts geht, möchte sich niemand vorwerfen lassen, den richtigen Zeitpunkt versäumt zu haben.“
Deutschlands PE-Profis halten Kaufpreise für extrem hoch
Auslöser für den drohenden PExit, den temporären Rückzug der PE-Investoren aus dem M&A-Markt, ist die Entwicklung bei den Kaufpreisen. Seit Jahren verzeichnet das FINANCE Private Equity Panel den Trend, dass die Kaufpreise von den PE-Profis als immer teurer eingeschätzt werden. Jetzt zeigt sich dies noch einmal deutlich ausgeprägter als bei der vorherigen Befragung zu Jahresbeginn: Auf einer Skala von 1 bis 10, auf der 1 „extrem teuer“ entspricht, sank der Wert von 3,36 auf 2,87 Punkte. „Diese Entwicklung ist zweischneidig“, findet Siebert. Er befürchtet, dass sich dadurch der Kreis möglichen Käufer verkleinert.
Der anhaltende Preisauftrieb dürfte primär an dem immer härter werdenden Schlagabtausch zwischen Banken und Anbietern von Private Debt auf der Finanzierungsseite liegen. Beide Parteien ringen mittels sehr schuldnerfreundlicher Finanzierungsstrukturen um Marktanteile. Folgerichtig steigt die Einschätzung der FINANCE-Panelisten zu der Qualität der Finanzierungskonditionen ebenfalls auf einen neuen Rekordwert. „Man kann schon die Frage stellen, ob die Finanzierungen auch in unruhigem Fahrwasser tragfähig sein werden“, sagt Tobias Schneider, ebenfalls Partner bei CMS.
Was die Private-Equity-Profis von dem Boom bei Private Debt halten, welche weitere Entwicklung sie den Debt-Fonds vorhersagen und ob sie den deutschen Private-Debt-Markt bereits für überbesetzt halten, können Sie in der ausführlichen Ergebnispräsentation des aktuellen FINANCE Private Equity Panels nachlesen.
Info
Was sich am deutschen PE-Markt gerade tut – viele Hintergründe auf der FINANCE-Themenseite Private Equity. Alle Ergebnisse des FINANCE Private Equity Panels stehen zum kostenlosen Download hier in unserem Research-Bereich bereit.