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Gilde Healthcare eröffnet Frankfurt-Büro

Von einem Büro im Frankfurter Opernturm aus, will der niederländische Private-Equity-Investor Gilde Healthcare künftig mehr Deutschlandgeschäft an Land ziehen.
OpernTurm

Die Konkurrenz im deutschen Smallcap-Segment nimmt weiter zu. Mit Gilde Healthcare hat zum neuen Jahr der nächste europäische Private-Equity-Investor Deutschland als Wachstumsmarkt ausgerufen und baut dazu gerade ein drei- bis vierköpfiges Team in Frankfurt auf. Das bestätigten die Niederländer FINANCE auf Nachfrage.

Für die Leitung hat Gilde Healthcare Fabian Braemisch von dem Private-Equity-Investor Bridgepoint abgeworben. Für die Londoner hatte Braemisch in den vergangenen sechs Jahren als Investment Director an europäischen Deals mit einem Wert zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde Euro gearbeitet, hauptsächlich aus dem Healthcare-Bereich sowie dem produzierenden Gewerbe und der Industrie. Davor arbeitete er für mehrere Jahre im Investmentbanking von Goldman Sachs in Frankfurt und London. 

Gilde Healthcare sucht Small- und Midcap-Investments

Für Gilde Healthcare soll er im deutschsprachigen Raum nun nach kleineren Unternehmen mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 2 und 15 Millionen Euro suchen. Der Unternehmenswert (Enterprise Value) kann pro Transaktion bis zu 150 Millionen Euro betragen, wobei Gilde Healthcare alleine maximal 50 Millionen Euro pro Deal an Eigenkapital einbringen kann. Die Niederländer verorten sich selbst damit zwar dem Lower-Midmarket, können aber punktuell auch als Smallcap-Investor bezeichnet werden.

Gilde Healthcare ist aus dem niederländischen Finanzinvestor Gilde entstanden und wie Gilde Buy-out und Gilde Equity Management Benelux ein eigenständiges Unternehmen welches über eigene Fonds, Investoren, Fondsmanager und Investment-Komitees verfügt. Gilde Healthcare verfolgt zwei unterschiedliche Investment Ansätze und unterhält neben dem Buy-out-Fonds, der sich auf Mehrheitsbeteiligungen im unteren und mittleren Marktsegment fokussiert, auch einen Venture- und Wachstumskapital-Fonds.

Gilde Healthcare hat bisher nur einen DACH-Deal gemacht

Der aktuelle Healthcare-Buy-out-Fonds ist mit 100 Millionen Euro doppelt so groß wie der erste. Der Investitionsfokus mit einem Eigenkapitalanteil von bis zu 50 Millionen pro Investment legt jedoch nahe, dass der nächste Buy-out-Fonds deutlich größer sein muss. 

Mid- und vor allem Smallcap-Geschäft kann man in Deutschland nicht erfolgreich betreiben, ohne Leute vor Ort zu haben.

Fabian Braemisch, Gilde Healthcare

Der Track-Record im deutschsprachigen Raum von Gilde Healthcare ist bisher allerdings überschaubar. Laut Braemisch sei mit der Radiologiekette Rad-x bisher erst ein Unternehmen im Portfolio, das in der DACH-Region tätig ist. Das soll sich ändern: Braemisch will künftig mit seinem Team pro Jahr ein bis zwei Deals machen.

 

Gilde Healthcare setzt nicht auf Financial Engineering

Um das möglich zu machen, hält Gilde den Aufbau einer eigenen Niederlassung vor Ort für unabdingbar: „Mid- und vor allem Smallcap-Geschäft kann man in Deutschland nicht erfolgreich betreiben, ohne Leute vor Ort zu haben“, ist sich Braemisch sicher. Er bezeichnet die Niederländer als einen aktiven Investor, der mit dem Management des Portfoliounternehmens eng zusammenarbeitet. „Wir erzielen unsere Wertsteigerung in erster Linie nicht durch Financial Engineering, sondern indem wir die Unternehmen bei ihren Wachstumsplänen mit Kapital und Industrie-Know-How unterstützen und dadurch das Ebitda und den Cashflow steigern“, meint Braemisch. 

Im Vergleich zu anderen Private-Equity-Investoren sei der Leverage – die Verschuldung in Relation zum operativen Ergebnis – eher verhalten. „Wir leveragen nicht bis zum Anschlag, sondern wollen unseren Unternehmen genügend Freiraum für Wachstum ermöglichen. Hierbei sind hohe Verschuldungsgrade mit eng geschnürten Covenants eher hinderlich“, so Braemisch, der sich trotz des hohen Konkurrenzdrucks in Deutschland um den Dealflow keine Sorgen macht. Der DACH-Healthcare-Markt könne in 40 Untersegmente zerteilt werden und sei aktuell rund 450 Milliarden Euro groß – mehr als viermal so groß wie der komplette niederländische Heimatmarkt von Gilde Healthcare. 

Wir leveragen nicht bis zum Anschlag.

Fabian Braemisch, Gilde Healthcare

Konkurrenz im Smallcap-Segment nimmt zu

Investitionsgelegenheiten erhält Gilde Healthcare laut Braemisch bisher vor allem aus seinem Netzwerk. An Auktionen beteilige man sich bisher kaum. „Trotzdem rechne ich damit, dass wir in Deutschland dieses Jahr auch im unteren Mittelstands-Segment mehr Auktionen sehen werden“, vermutet Braemisch. Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Konkurrenz in diesem Marktsegment rasant zunimmt. Angesichts der explodierenden Kaufpreis-Multiples im größeren Mid- und Largecap-Segment tauchen immer mehr angestammte Midcap-Fonds in den kleineren Smallcap-Markt ab, wo die Bewertungen noch moderater und die Bewertungs-Multiples meistens noch einstellig sind. 

Inzwischen boomt aber auch der deutsche Smallcap-Markt. Zuletzt hatte beispielsweise Triton einen Fonds aufgelegt, um Mittelständler zu übernahmen, die zwischen 25 und 100 Millionen Euro wert sind. Auch IK Investment und Carlyle sind bereits im Smallcap-Geschäft unterwegs, und es ist ein offene Geheimnis in der Branche, dass auch Silverfleet an einem neuen Fonds für dieses Marktsegment arbeitet.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de