Newsletter

Abonnements

Juwi: Neues Finanzierungskonzept steht

Unter neuer Flagge: Der Energieversorger MVV kann die Mehrheit am Windparkprojektierer Juwi übernehmen.
MVV

Das bange Warten hat ein Ende: Dem Einstieg des Mannheimer Energieversorgers MVV als rettendem Investor bei Juwi steht nichts mehr entgegen. Nachdem das Bundeskartellamt dem M&A-Deal schon Mitte November grünes Licht erteilt hatte, ist nun die wohl kritischste Hürde genommen: Die bisherigen Finanzierungspartner von Juwi haben dem im Rahmen der Transaktion erarbeiteten neuen Finanzierungskonzept für den Windparkprojektierer zugestimmt. Wie FINANCE bereits vor zwei Wochen berichtet hatte, war der Abschluss der Closing-Verhandlungen für Mitte dieses Monats erwartet worden.

Mehr als 40 Finanzinstitute haben die neuen Kreditverträge unterschrieben, gaben Juwi und MVV in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt. Alle bisherigen Finanzierungspartner begleiteten Juwi auch weiterhin, hieß es. Das Volumen der neuen Kreditverträge liegt bei rund 300 Millionen Euro, die Laufzeit beträgt vier Jahre bis Dezember 2018.  Zu den finanziellen Säulen von Juwi zählten bislang ein Schuldschein über 74 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Sommer 2015 sowie ein 2013 unterzeichneter syndizierter Kredit über 252 Millionen Euro, den Juwi mit einem Konsortium aus 13 Finanzinstituten abgeschlossen hatte. Dieser wäre 2016 fällig geworden.

MVV Energie bringt frisches Eigenkapital für Juwi

Die Laufzeiten seiner Finanzierungen konnte Juwi mit der neuen Finanzierungsstruktur nun deutlich verlängern. Für den Energieparkprojektierer bedeutet dies eine zweite Chance, denn die Finanzlage war zwischenzeitlich angespannt. FINANCE-Informationen zufolge soll im September sogar ein finanzieller Zuschuss der Gründer notwendig gewesen sein, um dem Unternehmen eine positive Fortführungsprognose zu sichern.

Für die Banken dürfte Juwi durch den neuen Hauptgesellschafter als Schuldner deutlich attraktiver geworden sein. Mit der MVV steht nun ein solider Konzern hinter dem als Start-up gegründeten Projektierer. Auch das dringend benötigte frische Eigenkapital ist nun eingebracht, wenn auch nicht ganz in der anfangs noch vermuteten Höhe. Hatte es zunächst noch im Markt geheißen, die MVV könnte sich mit 100 bis 200 Millionen Euro im Rahmen einer Minderheitsbeteiligung einbringen, hat das Unternehmen nun mit 50,1 Prozent die Mehrheit übernommen und bringt im Rahmen einer Kapitalerhöhung 99,4 Millionen Euro in das Eigenkapital der Juwi AG ein. Die beiden Juwi-Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher halten künftig zusammen 49,9 Prozent der Anteile.

MVV stellt den neuen Juwi-CFO

Fest steht bereits jetzt, dass MVV nach dem Abschluss des M&A-Deals den Finanzvorstand von Juwi stellen wird. Wer den CFO-Posten übernehmen soll, teilten die Unternehmen noch nicht mit.

Eine der ersten Aufgaben des neuen CFOs ist bereits absehbar: Die Eingliederung des einstigen Start-ups in die Konzern-Reportings dürfte hohe Priorität haben. FINANCE-Informationen zufolge soll der bisherige Bereichsleiter Controlling von Juwi das Unternehmen Ende November verlassen haben. Juwi äußerte sich auf Nachfrage vor wenigen Wochen nicht zu diesem Thema.

Mit der Neuaufstellung im Finanzbereich endet für Gründer Fred Jung eine Doppelrolle, die er übergangsweise ausgeübt hatte. Er hatte den CFO-Posten nach dem Ausscheiden von Restrukturierer und Interims-Finanzchef Stefan Gros im September vorübergehend übernommen.

Jung und Willenbacher bleiben der Mitteilung zufolge künftig beide als Vorstandsvorsitzende in der Unternehmensführung der Juwi-Gruppe. Zur Juwi-Gruppe gehören neben der Juwi AG weitere Tochtergesellschaften. So bleibt auch Stephan Hansen, der für die internationalen Aktivitäten des Unternehmens zuständig ist, Mitglied des Vorstands. Der Aufsichtsrat wird künftig je zur Hälfte mit Vertretern der bisherigen Alleineigentümer und der MVV Energie besetzt.

Info

Lesen Sie mehr über die Krise, die Rettung und den Gesellschafterwechsel des Windparkprojektierers auf unserer FINANCE-Themenseite zu Juwi