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Kein Brexit-Dip am deutschen Private-Equity-Markt

Bye bye Europe: Anders als befürchtet hat der Brexit das anfällige Private-Equity-Geschäft nicht aus dem Tritt gebracht.
Iakov Kalinin/Thinkstock/Getty Images

Anders als befürchtet hat das Brexit-Votum Ende Juni das für Marktschocks anfällige Private-Equity-Geschäft in Deutschland nicht aus dem Tritt gebracht. Weder beim Kreditzugang noch bei Neu-Investments, Exits oder Fundraisings zeigen sich nennenswerte Beeinträchtigungen, wie die aktuelle Befragung des FINANCE Private Equity Panels unter mehr als 40 in Deutschland tätigen Private-Equity-Häusern ergeben hat.

Lediglich die Banken scheinen ein klein wenig gezuckt zu haben. Knapp jeder dritte Befragte hat seit Ende Juni einen Rückgang der Risikofreude bei den Finanzierungspartnern beobachtet. Und tatsächlich: Die Banken gewähren den Finanzinvestoren zwar immer noch extrem guten Zugang zu Buy-out-Finanzierungen – dieser Wert des FINANCE Private Equity Panels notiert ganz nah am Rekordniveau. Aber bei den Kreditbedingungen sind die Banken nicht mehr so freigiebig wie in den Wochen vor dem überraschenden Brexit-Votum der Briten. Die Kreditkonditionen bewerten die deutschen Private-Equity-Profis mit 6,91 gegenüber 7,56 von 10 möglichen Punkten etwas schlechter als im Frühjahr.

Dass die Banken die Konditionenschraube nicht stärker angezogen haben, dürfte zu einem guten Teil an den Debt-Fonds liegen, die auf eine derartige Gelegenheit lauern, um den Rückgang ihrer Marktanteile zu stoppen. Ihr großer Vorzug sind hohe Leverages, vor allem aber pragmatische Kreditbedingungen. Würden die Banken zu restriktiv, stünden einige der mittlerweile über 40 Anbieter von Private Debt in Deutschland derzeit sicher parat. „Fremdkapital ist mehr als ausreichend vorhanden“, findet denn auch der Private-Equity-Spezialist Joachim Dietrich, Partner der Kanzlei CMS. Er glaubt, „dass die leicht verschlechterten Konditionen die gute Stimmung der Investoren kaum trüben können“.

Healthcare-Deals boomen

Das Problem ist aber nach wie vor, dass die Finanzinvestoren die guten Rahmenbedingungen aus ihrer Sicht viel zu selten in neue Investments umsetzen können. Der Dealflow ist spärlich, der Markt bewegt sich seitwärts. Allein die Recaps und Refinanzierungen, deren Zahl seit längerem über dem langjährigen Mittel liegt, halten den deutschen Mid Market vital. Neue Investitionsmöglichkeiten bringt dieser Trend freilich nicht hervor, sondern allenfalls zusätzliche Verdienstmöglichkeiten bei den bestehenden Portfoliounternehmen.

Am hungrigsten sind die Finanzinvestoren immer noch auf Deals in den Modebranchen Healthcare, Software/IT und Dienstleistungen. Besonders Healthcare boomt, und dort bieten sich offenbar auch reelle Transaktionsmöglichkeiten. Allein seit dem Ende der Sommerpause hat es im deutschen Mid-Market (Dealvolumen 50 bis 250 Millionen Euro) schon drei neue Healthcare-Deals gegeben: Die DBAG kaufte den Brustimplantatehersteller Polytech, Quadriga die Laborgruppe GBA und ECM das Dermatologikum Hamburg, eine Spezialeinrichtung für die Behandlung von Hauterkrankungen.

Wenig bis gar nichts geht hingegen im Automobilsektor. Im Attraktivitätsranking der FINANCE-Panelisten fällt Automotive auf den 14. von 15 Plätzen zurück. Der Rückzug der Finanzinvestoren aus der Autobranche, der nun schon seit fast drei Jahren anhält, dürfte also weitergehen – auch in Deutschland. Hier hat erst vor wenigen Tagen der PE-Investor Equistone den Autozulieferer Hornschuch an den Dax-Konzern Continental verkauft.  

Info

Die ausführlichen Ergebnisse des aktuellen FINANCE Private Equity Panels finden Sie hier zum kostenlosen Download im Bereich FINANCE-Research.

Mehr News aus der Branche gibt es auf der FINANCE-Themenseite Private Equity. Mehr über die Folgen des britischen Votums für einen Austritt aus der EU lesen Sie auf unserer Themenseite zum Brexit.