Am heutigen Montag hat KfW Capital die operative Geschäftstätigkeit aufgenommen. Mit diesem neu geschaffenen Beteiligungsarm will die staatliche Förderbank ihre Investmenttätigkeit schlagkräftiger machen und sie deutlich ausweiten. Ab dem Jahr 2020 soll KfW Capital 200 Millionen Euro im Jahr als „Leuchtturminvestor“ in Venture-Capital- und Venture-Debt-Fonds stecken.
„Das entspricht fast einer Verdoppelung des bisherigen Volumens“, erklärt Alexander Thees, der neben Jörg Goschin KfW Capital leiten wird. Im nächsten Jahr soll bereits ein erkennbarer Schritt in Richtung der neuen Zielgröße zurückgelegt werden.
KfW Capital bündelt zudem die schon vorhandenen Beteiligungen der Förderbank an den drei Generationen des Hightech-Gründerfonds, Beteiligungen an insgesamt 18 weiteren Venture-Capital-Fonds sowie das gemeinsam mit der Bundesregierung betriebene Investmentprogramm Coparion.
KfW Capital/Fabian Hensel
KfW Capital soll weitere Investoren anlocken
Alexander Thees kommt aus den Reihen der KfW, Co-Chef Jörg Goschin war zuletzt als Gründer und Geschäftsführer des Private-Equity-Fonds Alstin und davor unter anderem für Blackstone, Cerberus und die BNP Paribas tätig. Die Finanzmittel von 200 Millionen Euro im Jahr stellen die KfW und zu einem kleineren Teil das Bundeswirtschaftsministerium.
KfW Capital kann bis zu 25 Millionen Euro in einen einzelnen Fonds investieren und bis zu 20 Prozent des Kapitals eines einzelnen Fonds beisteuern. Dadurch sollen andere Investoren wie Stiftungen, Versicherungen oder Versorgungswerke ermuntert werden, ebenfalls zu investieren.
Alexander Thees bei FINANCE-TV
KfW Capital investiert auch in Venture Debt
Ziel ist es, die Kapitallücke im Growth-Capital-Bereich zu schließen. Während in Deutschland genügend Kapital für Start-ups und für reife Private-Equity-Investments vorhanden sei, klaffe für die Unternehmen dazwischen eine Lücke von 500 bis 600 Millionen Euro im Jahr, glauben der Bund und die KfW.
„Wir wollen das gesamte Venture-Capital-Universum in Deutschland stärken.“
„Wir wollen das Venture-Capital-Ökosystem in Deutschland stärken, damit junge innovative Technologieunternehmen besseren Zugang zu Kapital für ihren Wachstumskurs finden“, nennt Thees das übergeordnete Ziel von KfW Capital. Das Unternehmen will sich aber auch in Venture-Debt-Fonds engagieren, die Wachstumsunternehmen Fremdkapital zur Verfügung stellen, wenn diese noch nicht ausreichend kreditwürdig für klassische Bankfinanzierungen sind. „Die KfW hat in diesem Jahr schon in einen ersten Venture Debt-Fonds investiert, und wir stehen gerade kurz vor dem zweiten Investment“, berichtet Thees. „Den Schwerpunkt unserer Anlagen werden aber Venture-Capital-Fonds bilden.“
KfW Capital hat klare Investitionskriterien
Für ein Investment durch KfW Capital kommen laut Thees Fonds mit einem Mindestvolumen von 50 Millionen Euro infrage: „In der Regel dürften unsere Zielfonds aber ein dreistelliges Volumen haben.“ KfW Capital ist explizit auch offen für die Beteiligung an Erstlingsfonds. „Der Track Record und das Netzwerk der Fonds beziehungsweise ihrer führenden Köpfe ist uns wichtig, aber auch ihre Bilanz beim Verkauf früherer Investments“, so Thees.
Die Zielfonds von KfW Capital müssen nicht zwingend auf Deutschland konzentriert sein, auch europaweit investierende Fonds kommen in Betracht. „Aber mindestens der von uns eingebrachte Betrag muss in deutsche Tech-Unternehmen fließen“, stellt Thees fest.
Primäres Investmentziel von KfW Capital ist, „die Fonds größer zu machen und private Investoren zu ermuntern, sich ebenfalls zu engagieren“. Aber der Renditeanspruch ist trotzdem ein ähnlicher wie bei gewöhnlichen institutionellen Investoren. „Wir gehen derzeit von einer prozentual niedrigen zweistelligen Rendite aus unseren Investments aus“, erklärt Thees. Entsprechend stellt KfW Capital sein Kapital auch nicht zu Sonderkonditionen zur Verfügung. „Wir investieren strikt pari passu“, betont Thees, „zu genau den gleichen Bedingungen wie alle anderen privaten Investoren eines Fonds“.
„Der von uns eingebrachte Betrag muss in deutsche Tech-Unternehmen fließen.“
KfW Capital will wendig und schnell sein
Mit 200 Millionen Euro Investitionskraft pro Jahr und einer Höchstgrenze von 25 Millionen Euro je Fondsinvestment wird sich die Anzahl der Fonds, die KfW Capital im Auge behalten muss, schnell ausweiten. Die Verantwortlichen planen, das Investmentteam mitwachsen zu lassen. Aktuell beschäftigt KfW Capital 20 Mitarbeiter, in Kürze soll die Marke von 25 erreicht werden. „Wir rekrutieren unser Team etwa zur Hälfte aus dem Beteiligungsmarkt und aus der KfW“, berichtet Thees. „In der KfW ist das Interesse an einer Mitarbeit bei KfW Capital groß.“
Dies dürfte auch an der Struktur des neuen Projekts liegen. Die Förderbank hat ihren neuen Beteiligungsarm bewusst eigenständig und außerhalb der Bankstrukturen platziert, damit KfW Capital fokussiert agieren kann. „Wir wollen flexibler werden, als das bisher möglich war, und noch marktnäher agieren“, verspricht der seit 1996 für die KfW arbeitende Thees. „Bankgetriebene Prozesse und Denkweisen sind für ein Equity-Produkt eher unüblich.“