Ausgerechnet mit einem einstmals insolventen Zulieferer des Solargeschäfts will der PE-Investor Capvis Geld verdienen. Die starke Stellung von Rena in der Branche für Maschinen zur Herstellung von Solarzellen soll der Beteiligungsgesellschaft helfen, das Unternehmen aus dem Schwarzwald wachsen zu lassen und wieder profitabel zu machen. Das sagt Capvis-Partner Andreas Simon im Interview mit FINANCE.
Im März 2014 war Rena in die Insolvenz gegangen. „Als wir das Kerngeschäft Anfang 2015 herauskauften, war die Restrukturierung schon weitgehend abgeschlossen“, so Simon. Capvis gründete die Rena Technologies GmbH, in der sie die gekauften Teile der insolventen Alt-Rena zusammenfasste. Die Transaktion wurde im Rahmen eines Asset-Deals abgewickelt.
Rena war ein weit verzweigtes Unternehmen mit einer Gesamtleistung von in der Spitze über einer halben Milliarde Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, wegen der Transaktion ein Rumpfjahr mit 10 Monaten, lag die Gesamtleistung nur noch bei rund 50 Millionen Euro. Wie hoch die Gesamtleistung einmal sein soll, will Simon noch nicht beziffern.
Capvis hat Rena keine Schulden auferlegt
Schulden hat der Investor Rena nicht auferlegt, „nur eine Working-Capital-Linie der Kreissparkasse“, berichtet Simon. Alles in allem handle es sich bei Rena um ein „finanziell gesundes Unternehmen, welches zahlreiche operative Potentiale hat und zugleich strategische und internationale Wachstumsmöglichkeiten bietet“, sagt der Investmentmanager.
Die Pläne von Capvis: Den Vertrieb ausbauen, das China-Geschäft erweitern, Kosten optimieren und in Branchen abseits der Solarkraft expandieren. „Kontaktlinsen und Halbleiterchips stellt man auch wie Solarzellen unter anderem durch nasschemische Oberflächenbehandlung her“, so Simon – „die Technologie ist also übertragbar“. Das Ziel der Expansion in weitere Geschäftsfelder ist, das Geschäft zu diversifizieren, um vom Solarzyklus unabhängiger zu werden. „Wir erfassen gerade die Potenziale, im Laufe dieses Jahres werden wir mehr wissen.“
Capvis wettet mit Rena auf den Solarmarkt
Trotz aller Diversifizierung setzt Simon mit Rena auf den Solarmarkt. „Die Branche war gehyped, das ist keine Frage“, räumt der Capvis-Partner ein. „Durch die hohen Subventionen wurden massiv Kapazitäten geschaffen, für die es keine Nachfrage gab“, so Simon.
Jetzt sei eine Konsolidierung auf Abnehmerseite im vollen Gange – die Zahl der relevanten Solarmodulhersteller nimmt ab. Die Nachfrage sei dagegen nie eingebrochen. „Die installierte Kapazität ist in Gigawatt gerechnet stetig gestiegen, auch in der Krise“, sagt Simon, der Rena auch innerhalb des alten Stammgeschäfts Solar breiter aufstellen möchte – nicht nur als Technologieführer für Hightech-Maschinen, sondern auch als kostengünstigster Anbieter im Standardmaschinen-Segment. Zu den Mitbewerbern von Rena zählen auch zwei andere schwer angeschlagene deutsche Hightech-Maschinenbauer: Centrotherm aus Blaubeuren und der einstige Neue-Markt-Highflyer Singulus, der gerade versucht, seine Schulden zu restrukturieren.