Digital+ Partners hat seinen ersten Technologiefonds bei 350 Millionen Euro geschlossen. Die festen Kapitalzusagen lägen damit 50 Millionen Euro über Plan, teilte der Finanzinvestor vor wenigen Minuten mit.
Das Private-Equity-Haus wurde im Juli 2015 aus einem internen Projekt der Unternehmensberatung McKinsey heraus gegründet mit dem Ziel die Lücke zwischen Venture Capital und Private Equity zu schließen. 60 Millionen Euro hat Digital+ Partners bereits in sechs Technologieunternehmen investiert.
Digital+ Partners: PE-Investor ohne Leverage
Mit dem gut gefüllten Debütfonds im Rücken kann Digital+ Partners nun bis zu 50 Millionen Euro Eigenkapital pro Transaktion bereitstellen. „Das Eigenkapitalticket unserer bisherigen sechs Investments liegt im Schnitt aber nur bei 10 Millionen Euro“, sagt Axel Krieger, einer der vier Gründer von Digital+ Partners. Den Münchenern steht also ein satter Sprung bevor. Künftig sollen im Schnitt 20 bis 30 Millionen Euro investiert werden.
„Abgesehen von Working-Capital-Linien sind unsere Unternehmen schuldenfrei."
„Wir sind typischerweise Minderheitseigner und beteiligen uns meistens mit 15 bis 25 Prozent an unseren Unternehmen“, erklärt Krieger das Konzept. Bei einem durchschnittlichen Investment von 10 Millionen Euro lag der Unternehmenswert der Portfoliounternehmen bisher zwischen 40 und 80 Millionen Euro – ohne Schulden.
„Abgesehen von Working-Capital-Linien sind unsere Unternehmen schuldenfrei, da ihre Cashflows noch negativ sind“, berichtet Krieger, der mit seinem Fonds üblicherweise in der Serie-B- oder Serie-C-Finanzierung einsteigt – jedenfalls „sehr weit weg vom Seed-Stadium“, wie er betont.
Digital+ Partners setzt auf Internationalisierung
Das entscheidende Investitionskriterium für Krieger und seine Kollegen: Die entwickelte Technologie der Unternehmen muss „bewiesen“ sein. Das bedeutet, sie muss bei einer kritischen Masse an großen Firmenkunden wie beispielsweise BMW bereits im Einsatz sein.
Obwohl er auf den Einsatz von Fremdkapital bisher verzichtet, ist der Finanzinvestor vom Risikoprofil her damit eher dem Bereich Private Equity zuzuordnen. Venture-Capital-Investoren investieren deutlich früher in noch riskantere Unternehmen – mit einer entsprechend hohen Quote an Fehlinvestments.
„Von unseren sechs Investments sind mit unserer Unterstützung bereits vier in die USA und zwei nach China expandiert.“
Um den Wert der Portfolio-Unternehmen zu steigern, setzt Digital+ Partners bisher vor allem auf die Internationalisierung: „Von unseren sechs Investments sind mit unserer Unterstützung bereits vier in die USA und zwei nach China expandiert“, berichtet Krieger. Perspektivisch seien aber auch Buy-and-Build-Strategien denkbar, also die Stärkung der Unternehmen durch weitere Zukäufe.
Venture Debt auf dem Vormarsch
Krieger und seine Mitstreiter besetzen mit diesem Ansatz nach eigener Aussage eine Finanzierungslücke, deren Größe sie allein in Deutschland auf 1 Milliarde Euro jährlich beziffern. Venture- und Growth-Investoren in den USA würden rund 60-mal so viel Geld in junge Technologie-Unternehmen investieren wie vergleichbare Investoren in Deutschland.
Das ist den Fremdkapitalgebern nicht verborgen geblieben. Spezialisierte Tech-Investmentbanken wie beispielsweise die Silicon Valley Bank mit dem Ex-Commerzbanker Christian Hoppe, Oppenheimer mit Jens Munk oder die französische Bryan Garnier versuchen hierzulande, das in den USA längst etablierte Finanzierungsprodukt „Venture Debt“ zu platzieren. Auch die Deutsche Handelsbank plant FINANCE-Informationen zufolge, ihre Kreditvergabe im deutschen Technologiesektor auszubauen.
Krieger begrüßt diese Entwicklung, da Venture Debt den Markt reifer mache. Noch hat Digital+ Partners Venture Debt zwar noch nicht eingesetzt – „aber zukünftig könnte dies durchaus interessant sein“, glaubt Krieger.