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PE-Investoren bezirzen den Mittelstand

Investment-Manager durchkämmen den Mittelstand nach geeigneten Übernahmezielen.
arnoaltix/thinkstock/gettyimages

Noch nie floss Beteiligungsgesellschaften so viel Geld zu wie heute. Die Private-Equity-Häuser hadern damit, all das Kapital zum Einsatz zu bringen. Sie durchkämmen den Mittelstand nach geeigneten Übernahmezielen.

Auch Bartl Wimmer hat als Mittelständler angefangen. Doch seine Laborkette Synlab ist diesem Status längst entwachsen. Mit 1,8 Milliarden Euro wurde der Dienstleister bewertet, als er im Sommer 2015 von einem PE-Investor zum nächsten ging – BC Partners verkaufte die Kette an Cinven.

Synlab wuchs mit Private-Equity-Hilfe rasant

„Für den Synlab-Gründer hat es sich, von außen betrachtet, sehr gelohnt“, kommentiert Felix Rose. Der war einmal selbst Deutschland-Statthalter des PE-Giganten Cinven. Heute berät er nicht nur Manager, sondern auch Eigentümer in Verhandlungen mit einstiegswilligen Investoren. „Aus einem relativ kleinen Unternehmen wurde ein Riesenunternehmen – das ist extrem positiv gelaufen."

Oft merken mittelständische Unternehmer, dass zwar ein neuer Wachstumsschritt ansteht, sie ihn aber alleine nicht bewältigen können. So war es auch bei Synlab: Chef und Gründer Wimmer wähnte den Labormarkt vor einer Konsolidierung, sein Unternehmen sollte sie vorantreiben und damit zum Marktführer werden. Es war klar, dass seine Firma selbst nicht das Geld auftreiben konnte, das dafür nötig war. Also lud Wimmer die wichtigsten PE-Investoren ein, um über einen Einstieg zu sprechen.

Rose rät teilverkaufswilligen Unternehmern, sich vor den Verhandlungen viele Gedanken zu machen: „Wichtig ist, mir klarzuwerden, was für mich wesentlich ist, wenn ich den Mehrheitsanteil verkaufe: Will ich beim Exit Mitspracherechte haben? Bei der Strategie? Und schließlich: Wie viel von der Wertschöpfung, die ich dem Unternehmen als Miteigentümer und CEO erbringe, kann ich für mich abzwacken?“

Verhandlungen mit PE-Investoren sind verzwickt

Die Verhandlungen ums Geld sind nicht eben trivial, so Rose. „Neben dem Verkaufspreis ist dabei wichtig, wer das beste Beteiligungsprogramm bietet“, sagt der Berater. „Da geht es vor allem um die so genannte Sweet-Equity-Komponente, die mir erlaubt, mein eingesetztes Eigenkapital stärker zu vervielfachen, als sich der Unternehmenswert vervielfacht.“

Wer aber nicht bereit ist, alles für die Wertsteigerung nach Private-Equity-Logik zu tun, sollte über zwei Alternativen nachdenken: Entweder alle Anteile abgeben und auch als Manager aussteigen, oder aber nur einen Minderheitsanteil verkaufen und damit die Kontrolle behalten. Denn ein Unternehmer, der die Mehrheit an einen Investor abgibt und dennoch als Führungskraft im Unternehmen bleibt, hat eine turbulente Zeit vor sich.

„Wenn ich als CEO an Bord bleibe, wird sich mein Berufsleben grundlegend ändern – und das meiner Mitarbeiter auch“, sagt Rose. „Man führt kein Familienunternehmen mehr, sondern ein Private-Equity-Portfoliounternehmen. Ein ruhiges Klima ist das nicht.“

florian.bamberg[at]finance-magazin.de