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Private Equity hakt Automotive ab

Keine Lust mehr auf Automotive: Private Equity wendet sich immer weiter von der alten Lieblingsbranche ab.
Liderina/iStock/Getty Images

Die Absetzbewegungen der Private-Equity-Häuser von ihrer traditionellen Lieblingsbranche werden immer deutlicher. Dem aktuellen FINANCE Private Equity Panel zufolge, für das FINANCE und die Kanzlei CMS wieder über 50 verschiedene Private-Equity-Häuser nach ihrer aktuellen Markteinschätzung befragt haben, finden Finanzinvestoren die deutsche Autobranche so unattraktiv wie noch nie in dieser Dekade: Auf einer Skala von 1 (unattraktiv) bis 10 (sehr attraktiv) bewerten die Private-Equity-Manager M&A-Targets aus der Automobilindustrie nur noch mit 2,32 Punkten.

In der bald zehnjährigen Historie des FINANCE Private Equity Panels ist dies der niedrigste Wert, der jemals für eine einzelne Branche gemessen wurde. Gegenüber dem Wert aus dem Frühjahr (2,65 Punkte) erleidet Automotive einen Rückgang um 12 Prozent, gegenüber dem Wert aus dem Herbst 2018 (3,64 Punkte) sogar um 36 Prozent. Damit ist Automotive mit Abstand die unattraktivste der 15 abgefragten Zielbranchen und damit noch unbeliebter bei Finanzinvestoren als der Handel. Und dessen Attraktivitätswert fällt mit 4,32 Punkten immer noch fast doppelt so hoch aus wie der Automotive-Wert.

Private-Equity-Midmarket: Der Anteil von Automotive sinkt

Das verlorengegangene Investorenvertrauen lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Performance der Private-Equity-Investments in der deutschen Automobilindustrie zu. Die Branchenschwäche ist für Private Equity deshalb problematisch, weil der Automotive-Anteil in deutschen PE-Portfolios immer noch hoch ist: Am breiten deutschen Midmarket (Private-Equity-Übernahmen mit einem Unternehmenswert von 50 bis 250 Millionen Euro) war seit 2004 gemäß der FINANCE-Midmarket-Buy-out-Übersicht fast jeder achte Buy-out ein Automotive-Deal (Markanteil: 13,7 Prozent).

Auch in den vergangenen drei Jahren waren die Marktanteile zwar rückläufig, aber immer noch hoch: 2018 waren vier von 47 Deals Automotive-Investments (Gesamtmarktanteil: 8,5 Prozent), 2017 waren es fünf von 35 (Anteil: 14 Prozent). 2016 war sogar jeder fünfte Deal eine Automotive-Transaktion. Einige dieser Investments dürften für ihre jeweiligen Eigentümer mittlerweile zu Belastungsfaktoren geworden sein. Komplettausfälle, wie sie zuletzt Ardian bei Weber Automotive beklagen musste, sind jedoch noch die Ausnahme.

Es gibt jedoch auch Stimmen, die die deutsche Autoindustrie vor einer Trendwende sehen, etwa Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler: „Ab 2020 rechne ich mit einer Aufbruchsstimmung. Auf mittlere Sicht sind gut gemanagte und solide finanzierte Autozulieferer gute Investments“, sagte der erfahrene Auto-Analyst in der vergangenen Woche bei einem Pressegespräch – allerdings unter Bezugnahme auf börsennotierte Branchenvertreter. Sein Hauptargument: Die hohen Entwicklungskosten für neue Technologien dürften nächstes Jahr ihren Peak erreichen, während gleichzeitig die neuen Produkte langsam Umsätze und Deckungsbeiträge liefern.

„Viele Private-Equity-Manager setzen nicht nur auf einen Rückgang der Preise, sondern auch auf die Bereinigung des PE-Markts.“

Tobias Schneider, Private-Equity-Partner bei CMS Deutschland

Debt-Fonds und Banken straffen die Zügel

Ein anderer Belastungsfaktor des Private-Equity-Geschäfts scheint derweil etwas an Gewicht zu verlieren: die hohen Kaufpreise. Im Schnitt bewerten die befragten Private-Equity-Manager im aktuellen FINANCE-Panel die Attraktivität der Kaufpreise auf der zehnstufigen Skala immerhin wieder mit 4,00 Punkten. Das ist der höchste Wert seit fünfeinhalb Jahren sowie deutlich mehr als im Frühjahr (3,39 Punkte) und im vergangenen Herbst (2,70 Punkte), als die Unternehmensbewertungen in den Augen der Finanzinvestoren offenbar ihren Zenit erreicht hatten.

„Viele Private Equity-Manager setzen jetzt auf ein Nachlassen der Konjunktur“, ordnet Tobias Schneider, Private-Equity-Partner bei CMS Deutschland, diese Entwicklung ein. „Sie verbinden damit nicht nur die Erwartung eines Rückgangs der Preise, sondern auch die einer Bereinigung des PE-Markts.“

Gegenläufig wirken erste Vorsichtsmaßnahmen der Finanzierungspartner: Banken und Debt-Fonds stellen immer noch in üppigem Ausmaß Kredite zur Verfügung, verschieben aber offenbar die Kreditbedingungen leicht zu ihren Gunsten. So schätzen die FINANCE-Panelisten die Konditionen für Buy-out-Finanzierungen aktuell mit 6,96 von 10 möglichen Punkten um fast 0,8 Punkte schwächer ein als noch vor Jahresfrist. Hingegen wird das Kreditangebot von Banken und Debt-Fonds offenbar nicht verknappt: Der Wert zur Verfügbarkeit von Buy-out-Finanzierungen bleibt mit 7,96 Punkten fast so hoch wie bei den zurückliegenden Befragungen des FINANCE Private Equity Panels.

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