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Private-Equity-Investoren kaufen weniger Add-ons

Die DACH-Region verbuchte nur 57 Add-on-Käufe in 2017.
Scyther5/iStock/Thinkstock/Getty Images

Buy-and-Build-Strategien im deutschsprachigen Raum sind im vergangenen Jahr offenbar ins Stocken geraten. Dies zeigt ein aktuelles Research-Papier des Finanzinvestors Silverfleet. Demzufolge tätigten Private-Equity-Investoren hierzulande 2017 deutlich weniger Zukäufe für ihre Portfolio-Unternehmen als erwartet.

Für die DACH-Region standen nur 57 sogenannter Add-on-Käufe zu Buche. Das entspricht einem Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Dies kommt überraschend, da zuletzt immer mehr Private-Equity-Fonds nach Deutschland drängten und dabei vor allem den in Teilen noch stark fragmentierten Healthcare-Markt ins Visier nahmen. Dieser bietet eigentlich den perfekten Nährboden für Buy-and-Build-Strategien.

Diese Entwicklung wird noch erstaunlicher, wenn man sie mit dem internationalen Trend vergleicht. Die gesamt-europäische von Silverfleet beobachtete Buy-and-Build-Aktivität hat mit 576 Deals und einem Gesamtvolumen von 8,8 Milliarden Euro 2017 den höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1998 erreicht. Die durchschnittliche Größenordnung der Deals stieg in Europa gegenüber dem Vorjahr von 93 auf 98 Millionen Euro an.

Die drei größten Add-ons der DACH-Region in 2017

1 Oldenburgische Landesbank

Drei Finanzinvestoren haben für kolportierte 300 Millionen Euro für die Bremer Kreditbank die Oldenburgische Landesbank übernommen.

2 Bike24

Der Finanzinvestor Bridgepoint kaufte für Wiggle CRC aus Großbritannien Bike24 für geschätzte 113 Millionen Euro.

3 Kreuzfahrtberater GmbH

Der PE-Investor Risk Capital Partners dockte für geschätzte 25 Millionen Euro die Kreuzfahrtberater GmbH an den britischen Wettbewerber Cruise an.

Die meisten Add-ons gab es in UK und Irland

Auch in Großbritannien und Irland ebbte der Dealflow ab. Die beiden Märkte führen die Europa-Liste mit 123 Transaktionen zwar weiterhin an, liegen damit aber leicht unter dem Vorjahresniveau, als Silverfleet noch 125 Zukäufe registriert hatte.

Ähnlich verhält es sich mit Skandinavien. Mit 111 Zukäufen verfügt die Region zwar noch immer über einen der aktivsten Add-on-Märkte, doch mehr Deals als im Vorjahr gab es nicht.

Das Wachstum kommt stattdessen aus Südeuropa. Die Add-on-Aktivität beispielsweise in Spanien und Portugal stieg 2017 im Vergleich zum Vorjahr von 21 auf 34 Transaktionen, was einem Anstieg um 62 Prozent entspricht.

Viele Transaktionen stehen bereits vor Buy-out fest

Die Erhebung gibt auch Aufschluss darüber, wann die Zukäufe getätigt werden. Die Private-Equity-Investoren haben laut Silverfleet 36 Prozent ihrer Add-ons innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem ursprünglichen Buy-out gekauft. Mehr als 60 Prozent der Add-ons wurden in den ersten drei Jahren angedockt. Nur 11 Prozent der Zukäufe erfolgten mehr als sechs Jahre nach Abschluss des Plattform-Deals.

Die Zahlen zeigen, dass Private-Equity-Investoren nach der Vertragsunterschrift für den Plattform-Deal nicht lange mit Zukäufen warten. Dies legt den Schluss nahe, dass einige der Zukäufe schon vor dem Plattform-Deal von dem Finanzinvestor in Betracht gezogen worden sind, meint Silverfleet.

raphael.warnke[at]finance-magazin.de

Info

Der Buy & Build Monitor von Silverfleet untersucht seit 1998 die internationalen Private-Equity-Märkte auf die Add-on-Aktivitäten der dort tätigen Finanzinvestoren.

Erfasst werden ausschließlich Folgeakquisitionen von Unternehmen, deren Eigenkapital zu mehr als 30 Prozent von einem Private-Equity-Fonds gehalten wird und deren Plattform-Unternehmen seinen Sitz in Europa hat.

Gezählt werden nur Zukäufe von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 10 Millionen Euro oder einem Unternehmenswert von mindestens 5 Millionen Euro.