Welcher Investment-Manager hat in der Coronavirus-Krise eigentlich den stressigsten Job? Objektiv lässt sich das natürlich schwer feststellen, aber Johannes Laumann dürfte in diesem Ranking ziemlich weit vorne liegen. Der Chief Investment Officer des börsennotierten Turnaround-Investors Mutares hat im laufenden Jahr bereits acht (!) Zukäufe unter Dach und Fach gebracht, ein weiterer Kauf und ein Verkauf sind noch in der Mache.
Mutares kauft bei Gea und Saint-Gobain ein
Zunächst zu den Deals in der Mache: Vor wenigen Tagen hat Mutares ein verbindliches Angebot für die Übernahme von Lapeyre und deren Tochtergesellschaften in Frankreich abgegeben. Eigentümer ist der französische Industriekonzern Sain-Gobain, der sich von dem defizitären Geschäft mit Produkten zur Hausrenovierung trennen möchte. Die Geschäftseinheit setzt mit 3.500 Mitarbeitern 641 Millionen Euro Umsatz um.
Das Geschäftsmodell von Mutares ist es, marode oder beim Management in Ungnade gefallene Geschäftseinheiten aus Konzernen herauszuschälen und zu restrukturieren. Dafür erhält der Finanzinvestor häufig vom Konzern eine Mitgift, muss beim Exit aber einen Teil des Verkaufserlöses mit dem früheren Eigentümer teilen. Saint-Gobain gibt Lapeyre nach eigener Aussage 245 Millionen Euro mit auf den Weg, um zur Profitabilität zurückzukehren – eine Menge Holz.
Vor wenigen Tagen kündigte Mutares zudem an, seine 80 Prozent an der italienischen Nexive-Gruppe schon wieder an das italienische Logistik- und Postunternehmen Poste Italiane zu verkaufen. Nexive ist laut Mutares die Nummer zwei auf dem italienischen Post- und Paketmarkt und wurde erst im Juli 2020 übernommen. Verkäufer war die niederländische Post NL, die bis zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung über 20 Prozent hielt. Mit dem „Quick-flip“ dürfte Mutares einen schönen Schnitt gemacht haben, der Investor stellte seinen Aktionären sofort eine „Performance-Dividende“ aus dem Deal in Aussicht.
Zuvor hatte Mutares bereits von Gea die beiden Konzerntöchter Gea Farm Technologies Japy und Royal De Boer Stalinrichtingen mit Produktionsstätten in Frankreich und den Niederlanden übernommen. Beide Unternehmen kamen 2019 auf einen kombinierten Umsatz von rund 50 Millionen Euro. Beide Transaktionen sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Quadriga treibt Buy-and-Build-Projekt voran
Der Frankfurter Private-Equity-Investor Quadriga hat für sein Buy-and-Build-Projekt Scio Automation zwei Add-on-Transaktionen eingefädelt und die beiden Industrie-Automatisierungs-Unternehmen MFI und Bilfinger Grey Logix Aqua übernommen.
Die Plattform entstand im Januar 2019, als Quadriga die beiden Automatisierungsunternehmen Vescon und Schiller zusammenlegte. Bei Schiller regelte Quadriga die Unternehmensnachfolge. Zusammen setzten beide Unternehmen damals bereits mit 700 Mitarbeitern 100 Millionen Euro um.
Seitdem hat Quadriga die Plattform mit vier Zukäufen erweitert: Im Juli 2019 erfolgte zunächst die Umfirmierung der Holding in Scio Automation. Im August 2019 dockte Quadriga die Autkom Unternehmensgruppe und Tmp Automation & Engineering an die Plattform an. In diesem Jahr folgten im September die Übernahmen von Industrial Automation LLC in den USA und von Mojin Robotics aus Stuttgart.
EQT: Einstieg bei Thinkproject, Ausstieg bei Apleona
EQT arbeitet in Deutschland derzeit sowohl an einem Zu- als auch an einem Verkauf. Wie der schwedische Finanzinvestor mitteilte, hat er den Münchener Bau-Software-Entwickler Thinkproject von dessen Gründer Thomas Bachmaier und dem Private-Equity-Investor TA Associates übernommen. Beide sollen an dem Unternehmen beteiligt bleiben. Dem „Handelsblatt“ zufolge soll Thinkproject dabei mit mehr als 700 Millionen Euro bewertet worden sein. Die beiden Finanzinvestoren setzen mit Thinkproject auf das riesige noch unerschlossene Digitalisierungspotential in der Bauwirtschaft.
Den Immobiliendienstleister Apleona wollte EQT eigentlich schon vor der Coronakrise verkaufen, doch die Pandemie machten diesen Plänen zunächst einen Strich durch die Rechnung. Jetzt soll EQT einen neuen Versuch gestartet und bereits Informationspakete an potentielle Kaufinteressenten verschickt haben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Dabei soll es sich um die drei US-Wettbewerber CBRE, Cushman & Wakefield sowie Jones Lang Lasalle handeln.
Apleona ist ein Immobiliendienstleister, der 2016 aus dem Industriedienstleister Bilfinger hervorgegangen ist. Damals übernahm EQT das Geschäftssegment „Building and Facility“ für 1,4 Milliarden Euro (inklusive Schulden) und benannte das Unternehmen um. Bei einem Komplettverkauf könnte EQT nun bis zu 2 Milliarden Euro erlösen, was einem Ebitda-Multiple von 16x entspräche.
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Weil der Deal mit Bilfinger damals aber eine ungewöhnliche Struktur hatte – ein Teil des Kaufpreises wurde gestundet und mit 10 Prozent pro Jahr endfällig verzinst – müsste EQT einen Teil des Verkaufserlöses an Bilfinger abtreten: Dem Industriedienstleister stehen abzüglich Schulden unter dem Strich 49 Prozent der Verkaufserlöse zu.
Carlyle sticht bei Flender Triton aus
Private Equity statt Börsengang: Der US-Finanzinvestor Carlyle hat für rund 2 Milliarden Euro den Zuschlag für Flender erhalten. Die Antriebssparte von Siemens soll dabei mit dem Neun- bis Zehnfachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bewertet worden sein. Der Umsatz von Flender betrug im vergangenen Geschäftsjahr 2,2 Milliarden Euro.
Für Carlyle ist dieser Preis kein Schnäppchen, dennoch dürfte der Finanzinvestor mit dem M&A-Deal zufrieden sein, bekommt er von Siemens doch noch eine Art Mitgift: Der Industriekonzern hat über seine Windkrafttochter Siemens Gamesa einen langfristigen Auftrag an Flender vergeben. Flender stellt unter anderem Getriebe für die Windkraftindustrie her. Vor dem Verkauf putzte Siemens seine Tochter noch ordentlich heraus, integrierte beispielsweise die Einheit Siemens Wind Energy Generation, die elektrische Antriebskomponenten herstellt.
Für dieses Paket sollen sich gleich mehrere Finanzinvestoren interessiert haben: Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat Carlyle den kanadischen Vermögensverwalter Brookfield und den Finanzinvestor Triton ausgestochen. Für Triton könnte Flender interessant gewesen sein, weil der Finanzinvestor in diesem Jahr bereits den Getriebehersteller Renk aus dem Volkswagenkonzern herausgeschält hat.
Eigentlich wollte Siemens – wie zuvor schon Siemens Energy – auch Flender an die Börse bringen. Dafür wurden die beiden US-Investmentbanken Bank of America und Citigroup engagiert. Gänzlich für die Tonne müssen deren bisherigen IPO-Pläne aber nicht unbedingt sein. Schließlich will Carlyle in ein paar Jahren bei Flender wieder raus – und das zu einem Preis, der weit nördlich der 2 Milliarden Euro liegen dürfte. Die IPO-Phantasien könnten dann schnell wieder real werden.
Oakley übernimmt Windstar Medical
Ein noch höheres Multiple als Siemens erzielte der Medienkonzern Pro Sieben Sat.1 – genauer gesagt dessen Digitalsparte Nucom – beim Verkauf von Windstar Medical an den Private-Equity-Investor Oakley, dessen Deutschlandchef Ralf Schremper selbst jahrelang für Pro Sieben Sat.1 gearbeitet hat. Für den Händler von OTC-Medikamenten bezahlte Oakley 13,6x Ebitda, was 280 Millionen Euro Kaufpreis entspricht.
Auch Windstar Medical soll bei Private-Equity-Häusern heiß begehrt gewesen sein. Dem Vernehmen nach sollen neben Oakley auch IK Investment Partners und Bregal ihren Hut in den Ring geworfen haben. Gekauft hatte Pro Sieben Sat.1 das Unternehmen vor vier Jahren von dem Private-Equity-Investor HQ Equita. 2018 legte der Medienkonzern die Beteiligung dann in die Nucom – ein Joint-Venture mit dem Wachstumsinvestor General Atlantic.
Grundsätzlich pflegt Pro Sieben Sat.1 enge Beziehungen zu Private-Equity-Häusern – insbesondere zu den Investmentmanagern von Oakley, mit denen der Medienkonzern schon häufiger Deals gemacht hat. 2015 übernahm Pro Sieben von Oakley das Verbraucherportal Verivox. Rund ein Jahr später verkaufte Oakley die Dating-Plattform Parship Elite an den Medienkonzern. Für Oakley waren das allesamt äußerst lukrative Deals.
Weitere Private-Equity-Deals
Der Private-Equity-Investor Equistone hat den Brillenhersteller Eschenbach an den britischen Strategen Inspecs Group verkauft. Equistone hatte das Unternehmen 2007 von der Gründerfamilie und der Hannover Finanz übernommen und den Umsatz nach eigener Aussage in zwölf Jahren von 100 auf 143 Millionen Euro gesteigert.
Dem Finanzinvestor Cinven wurde bereits vor rund einem Jahr nachgesagt, mit dem Gedanken zu spielen, den 2015 für rund 1,8 Milliarden Euro von BC Partners erworbenen Labordienstleister Synlab zu verkaufen. Bisher ist nichts dergleichen geschehen. Im September berichtete das „Handelsblatt“, dass für 2021 neben einem Komplettverkauf auch ein Börsengang möglich sei. Vor wenigen Tagen gab Synlab den Verkauf der Geschäftseinheit Synlab Analytics & Services (A&S) an den Schweizer Warenprüfer SGS bekannt, um sich stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren – und um eine stringentere Equity-Story erzählen zu können? A&S setzte 2019 mit 2.000 Mitarbeitern rund 200 Millionen Euro um. Der Kaufpreis liegt SGS zufolge voraussichtlich bei rund 550 Millionen Euro.
Das Schweizer Private-Equity-Haus Capvis hat die Mehrheit an der Arag Group übernommen. Das Geld für die Übernahme stammt aus dem 2018 geschlossenen 1,2 Milliarden Euro schweren fünften Buy-out-Fonds von Capvis. Die derzeitigen Eigentümer von Arag um die Familie Montorsi sollen Minderheitsaktionäre und Manager von Arag bleiben.
Der skandinavische Private-Equity-Investor Gro Capital hat sich an dem Reutlinger Compliance-Software-Unternehmen I Point Systems beteiligt. Für den auf Technologie-Investments spezialisierten Finanzinvestor ist dies der erste Deal in Deutschland überhaupt. I Point Systems ist der vierte Deal aus dem zweiten 255 Millionen Euro schweren Buy-out-Fonds.
Der Private-Equity-Investor Auctus hat die Landbäckerei Sommer von Silver Investment Partners übernommen. Die geschäftsführende Gesellschafterin Barbara Zeyß soll im Rahmen der Transaktion ihre Anteile an dem Unternehmen verdoppeln und es weiterhin leiten. Silver war 2011 bei der Bäckerei über eine Nachfolgelösung eingestiegen und hat seinen Einsatz über die Jahre verzwanzigfacht, wie der Investment-Manager Philipp Amereller auf Linkedin schrieb.
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Der Finanzinvestor Hg hat Eucon an VHV Vereinigte Hannoversche Versicherung verkauft. Eucon ist ein Informationsanbieter für Versicherungsdaten im Automotive-Sektor und war seit 2015 im Portfolio von Hg. VHV wird mehr als 75 Prozent an Eucon halten. Die restlichen Anteile bleiben bei den Unternehmensgründern Marcel und Maurice Oosenbrugh.
Der auf Technologie-Investments spezialisierte Private-Equity-Investor Lea Partners hat das Software-Unternehmen IDL verkauft. Für Lea ist dies nach dem Verkauf von Bellin bereits der zweite Exit aus dem 200 Millionen Euro schweren B2B-Tech-Fonds. Das Private-Equity-Haus war erst im vergangenen Jahr bei IDL eingestiegen. Käufer ist das Software-Unternehmen Insight Software, hinter dem die beiden Finanzinvestoren TA Associates und Genstar Capital stehen.
IK Investment Partners hat die Alba-Baving-Gruppe übernommen. Verkäufer des kommunalen Straßenreinigungsunternehmens ist die Gründerfamilie um Claus und Jörg Baving. Das Geld für die Übernahme stammt aus dem zweiten Smallcap-Fonds von IK, der 550 Millionen Euro schwer ist.
Der börsennotierte Finanzinvestor Aurelius hat binnen zwei Wochen zwei Unternehmen übernommen. In Großbritannien schälte Aurelius den gewerblichen Fuhrparkbetreiber Pullman Fleet Services aus dem Wincanton-Konzern heraus. Zuvor hat Aurelius bereits GNK Wheels & Structures von dem britischen Automotive-Konzern GKN übernommen.
Nordic Capital hat Bearingpoint RegTech übernommen. Das ist die Geschäftseinheit der Unternehmensberatung Bearingpoint, die Software-Lösungen für das regulatorische Meldewesen anbietet. Die Geschäftseinheit sitzt mit 630 Mitarbeitern in Frankfurt und setzt jährlich rund 100 Millionen Euro um.
Der Finanzinvestor BWK ist bei dem Schwäbisch Gmündener Hersteller von Kunstobjekten Qlocktwo eine Minderheitsbeteiligung eingegangen. Auch Geschäftsführer Jens Adamik erhielt Anteile an dem Unternehmen, das 2009 von Marco Biegert und Andreas Funk gegründet wurde.
Bregal hat das 1993 in Karlsruhe gegründete Legal-Tech-Unternehmen STP übernommen. Verkäufer ist der Finanzinvestor Hg, der STP vor vier Jahren von dessen Gründer Gunther Thies gekauft hatte. Das Unternehmen bietet Software-Lösungen für Insolvenzverwalter an und soll bei der Transaktion mit rund 15x Ebitda bewertet worden sein, wie FINANCE aus Finanzkreisen erfahren hat.
Der Finanzinvestor Gimv hat für sein Anfang des Jahres übernommenes Portfolio-Unternehmen Köberl die erste Add-on-Transaktion eingefädelt und 089 Immobilienmanagement von den Gründern Georg Angermeier und Gunter Maisch übernommen. Gimv verfolgt bei Köberl eine Buy-and-Build-Strategie.
Der Finanzinvestor Deutsche Invest Mittelstand hat die beiden Industrieunternehmen Sundwiger Messsingwerk und The Miller Company übernommen. Verkäufer ist die Diehl-Gruppe. Finanziert wurde die Übernahme durch den Debt-Fonds Patrimonium. Deutsche Invest Mittelstand gehört zur Deutsche-Invest-Capital-Partners-Gruppe, die in kleine und mittelständische Unternehmen in Sondersituationen im deutschsprachigen Raum investiert.
Waterland hat für sein Portfoliounternehmen Enreach eine weitere Add-on-Transaktionen eingefädelt und Botsquad übernommen, einen niederländischen Chatbot-Dienstleister. Im vergangenen Monat hatte Waterland bereits das dänische Cloud-Unternehmen Hero Base übernommen. Enreach entstand 2018, als Waterland die drei Unternehmen Swyx, Voiceworks und Centile Telecom Applications zusammenlegte.
Das Münchener Private-Equity-Haus Castik Capital hat die niederländische Customs Support Group (CSG) übernommen. Verkäufer des Zolldienstleisters sind der niederländische Finanzinvestor Mentha Capital und CSG-Gründer Oscar Driessen, der aber weiterhin am Unternehmen beteiligt bleibt.
Der Private-Equity-Investor Nord Holding schmiedet eine neue Fitness-Kette unter dem Label Best Fit Group und legt dazu die beiden Fitness-Unternehmen Jumpers und Ai Fitness zusammen. AI-Fitness-Gründer Marius Neugebauer beteiligt sich an der neuen Holding, zieht sich jedoch operativ zurück und wechselt in den Beirat der Gruppe. Jumpers-Gründer Stephan Schulan wird die Gruppe künftig führen. Jumpers hat Nord Holding bereits seit 2013 im Portfolio liegen. Finanziert wird die Übernahme von Ai Fitness von einem namentlich nicht genannten Debt-Fonds, der dem Corporate-Finance-Berater Herter & Co. zufolge mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat.
Die Bundesliga flirtet mit Private Equity. Wie die FAZ berichtet, spielt die Deutsche Fußball-Liga mit dem Gedanken, ihre Tochtergesellschaft Bundesliga International für Finanzinvestoren zu öffnen. Das Unternehmen organisiert den Verkauf der globalen Medienrechte der Bundesliga und könnte rund 1 Milliarde Euro wert sein.
Aus EQT Credit ist jetzt offiziell Bridgepoint Credit geworden. Bridgepoint hatte Mitte Juni angekündigt, das Private-Debt-Geschäft von EQT zu übernehmen. Wie Bridgepoint mitteilte, ist die Übernahme nun abgeschlossen. Damit entsteht ein Finanzinvestor, der im Geschäftsfeld Private Debt kombiniert 7 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen auf die Waage bringt. Das Kredit-Team von Bridgepoint umfasst damit nun 50 Professionals in sieben Ländern.
Das Nordamerika-Geschäft von Wirecard geht an Private Equity. Wie der Insolvenzverwalter von Wirecard mitteilte, ging der Zuschlag an die von Finanzinvestoren finanzierte Holding Syncapay. Finanziert wird die Übernahem Reuters zufolge von dem Finanzinvestor Centerbridge, der damit künftig die Merhheit an Syncapay halten wird. Auch Bain Capital ist an dem Unternehmen beteiligt. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, wurden mit dem Verkauf 300 Millionen Euro erlöst.
Private-Equity-Personalia
Der Private-Equity-Investor Capiton hat zwei neue Partner ernannt: Alexander Zamora und Fritjof Franz. Zamora ist bei Capiton seit 2015 an Bord und hat dem Finanzinvestor zufolge in dieser Zeit zwei Pharma-Deals geleitet. Zamora leitet bei Capiton auch den Pharma-Sektor. Franz wechselte 2018 von dem deutschen Med-Tech-Unternehmen Hartmann zu Capiton, wo er M&A-Chef war.
Ardian
Der französische Finanzinvestor Ardian bekommt Zuwachs im Frankfurter Private-Equity-Team: Heiko Geissler kommt im ersten Quartal 2021 von Montagu Private Equity als Managing Director zum deutschen Buy-out-Team von Ardian, das von Wolfgang Pietzsch geleitet wird. Geissler arbeitete zuvor bereits für den Finanzinvestor 3i.
Fundraising
Der Private-Equity-Investor EMH Partners hat seinen zweiten Buy-out-Fonds bei 650 Millionen Euro geschlossen. Das Vehikel ist damit in etwa doppelt so groß wie der Debütfonds der Münchener, der 2017 aufgelegt wurde und 350 Millionen Euro schwer war. Nach FINANCE-Informationen stehen EMH über Co-Investments zusätzlich rund 300 Millionen Euro zur Verfügung.
Für EMH erhöht sich mit dem gestiegenen Fondsvolumen aber auch der Investitionsdruck, denn die Investmentkriterien haben sich nicht verändert. EMH investiert weiterhin in Unternehmen, die zwischen 50 und 500 Millionen Euro Umsatz machen. Das durchschnittliche Equity-Ticket liegt zwischen 50 und 250 Millionen Euro – künftig vermutlich eher am oberen Ende der Spanne, um das Kapital zum Arbeiten zu bringen.
Mit Castik Capital hat ein weiter Münchener Private-Equity-Investor das Fundraising beendet. Für den zweiten Buy-out-Fonds sammelte Castik 1,25 Milliarden Euro ein. Castik investiert in Unternehmen, die zwischen 200 und 700 Millionen Euro wert sind und setzt pro Transaktion 100 bis 300 Millionen Euro Eigenkapital ein. Wie für den 1 Milliarde Euro Debüt-Fonds, will Castik auch für das Folgevehikel sechs oder sieben Unternehmen kaufen.
Aus Holtzbrink Ventureswird HV Capital. Hinter dieser Umfirmierung steckt mehr als ein Rebranding, denn der Venture-Capital-Investor hat parallel einen neuen Fonds mit einem Gesamtvolumen von 535 Millionen Euro eingeworben – ein gewaltiges Volumen für die deutsche Venture-Capital-Szene. Das gesamte verwaltete Vermögen des Finanzinvestors steigt mit dem neuen Fonds auf 1,7 Milliarden Euro. Mit dem Namen ändert sich auch die Investment-Strategie des Finanzinvestors. Investierte Holtzbrink Ventures ausschließlich in Frühphasen-Investments, will HV Capital Einhörner schmieden – sprich Unternehmen aufbauen, die 1 Milliarde Euro wert sind.
Der Stuttgarter Wachstumsinvestor Finexx hat seinen zweiten Fonds aufgelegt und 20 Millionen Euro eingesammelt. Das verwaltete Vermögen der Schwaben steigt dadurch auf rund 55 Millionen Euro an. Finexx investiert in kleine und mittelständische Unternehmen, die mindestens 10 Millionen Euro Umsatz machen. Den Sweet Spot der Finanzierungsrunden beziffert der Finanzinvestor auf 5 bis 20 Millionen Euro.
In einer ganz anderen Größenliga spielt Blackstone. Der US-Finanzinvestor schloss seinen Second Core Private Equity Fund bei 8 Milliarden Dollar. Der Fonds ist damit um 70 Prozent größer als sein Vorgänger, der 2014 aufgelegt wurde. Über dieses Vehikel hält Blackstone Unternehmen länger als für Private Equity üblich. Mit insgesamt 184 Milliarden Dollar an verwaltetem Vermögen ist Blackstone einer der größten Finanzinvestoren der Welt. Das Timing für den Fonds ist gut gewählt, gehen Private-Equity-Manager doch davon aus, dass sich die durchschnittliche Haltedauer von Private-Equity-Unternehmen wegen der Coronakrise verlängern wird.
Was bewegt den Markt?
Das zweite Quartal war Covid-19-verseucht. Seitdem hat sich der europäische mittelständische Leveraged-Finance-Markt aber wieder erstaunlich gut erholt, wie der aktuelle Midcap-Monitor der Investmentbank-Boutique GCA Altium für zeigt. Die meisten Deals verzeichnete Großbritannien (20), in Frankreich (9) und Deutschland (11) sei die Erholung moderater ausgefallen. Gemessen an der Anzahl der Transaktionen und auf die zurückliegenden zwölf Monate betrachtet, ist Deutschland damit nun der zweitgrößte Unitranche-Markt in Europa.
Dieses Bild ist allerdings trügerisch, denn von einem genesenen Markt zu sprechen, würde ein falsches Bild vermitteln. Der Dealflow besteht zu einem Großteil aus Healthcare-, Software- und Technologieunternehmen. Für diese Corona-resistenten Assets liegen die Bewertungen GCA Altium zufolge bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Schwierigere Transaktionen lägen dagegen auf Eis.
Zu diesem Ergebnis kommt auch der Midmarket-Index des Finanzinvestors Argos Wityu. Dem Research zufolge haben im dritten Quartal die Hälfte aller Transaktionen in Branchen stattgefunden, die von der Krise verschont geblieben sind. Der mittelständische M&A-Markt habe deshalb ein aktiveres Quartal gehabt als zuletzt, liege aber immer noch 13 Prozent hinter den Vorjahreswerten zurück.
Die gute Nachricht aus dem aktuellen Midcap-Monitor von GCA Altium – abgesehen für Debt-Fonds – ist, dass sich die Banken langsam wieder aus der Deckung wagen. Diese hatten das Neugeschäft im zweiten Quartal drastisch zurückgefahren, um sich auf ihr bestehendes Portfolio zu konzentrieren. Im dritten Quartal haben die Banken GCA Altium zufolge wieder elf Transaktionen gemacht – genauso viele wie die Debt-Fonds. Im zweiten Quartal war das Verhältnis noch 9 zu 2 zu Gunsten der Kreditfonds ausgefallen.
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Und auch Silverfleet hat ein Corona-Update präsentiert – zum europäischen Add-on-Markt, den der britische Private-Equity-Investor in seinem Buy-and-Build-Monitor regelmäßig analysiert. Im ersten Halbjahr beobachtete Silverfleet europaweit 253 Add-on-Deals von Private-Equity-Portfoliounternehmen – ein Rückgang um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die meisten Deals fanden mit 156 Transaktionen im ersten Quartal statt, bevor die Coronakrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. In der Krise waren es im Vergleich zu großen Plattform-Deals vor allem kleinere Add-on-Transaktionen, die den LBO-Markt am Laufen hielten. Im deutschsprachigen Raum zählte Silverfleet im ersten Halbjahr 32 Add-ons. Mehr Add-ons gab es in Europa nur in Großbritannien und Irland (38) sowie den Nordics (51).
Führt der Run auf Software- und Healthcare-Unternehmen zu einer Blase?
Auch bei den Add-ons zeigt sich das gleiche Bild wie im Midcap-Monitor von GCA Altium: Private-Equity-Deals sind dieser Tage vor allem Technologie- und Healthcare-getrieben, was letztendlich zu folgender Frage führt: Hat Corona nun eine reinigende Wirkung auf den überhitzten Private-Equity-Markt und spült schlechte Unternehmen aus dem Markt? Oder entsteht im Healthcare- und Technologie-Sektor gerade eine gigantische Blase?
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