Der Betreiber von Pflegeeinrichtungen SeniVita Sozial wagt sich mit einem börsennotierten Genussschein erneut an den Kapitalmarkt. Das Unternehmen mit der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH nutzt verschiedene Finanzierungsinstrumente, darunter eine Mittelstandsanleihe aus dem Jahr 2011. Damals platzierte SeniVita ein Papier über insgesamt 15 Millionen Euro mit einer fünfjährigen Laufzeit und einem Kupon von 6,5 Prozent im Jahr. Das Papier notiert zurzeit bei knapp 105 Prozent. SeniVita war damit das erste gemeinnützige Unternehmen, das eine Mittelstandsanleihe begeben hat.
Der Pflegeheimbetreiber, der von der Creditreform ein Unternehmensrating von BBB erhalten hat, setzt auf den wachsenden Bedarf an Pflegeeinrichtungen und will das Angebot insbesondere in Bayern weiter stärken. „Um dies auf einer starken Eigenkapital-Basis tun zu können, wollen wir das Instrument eines börsennotierten Genussscheins nutzen, der für uns als gemeinnütziges Unternehmen die beste Lösung darstellt“, sagte SeniVita-Gründer und Geschäftsführer Horst Wiesent über die neuen Kapitalmarktpläne.
SeniVita: Erfahrung mit Genussrechten
Zum möglichen Volumen sowie zur genauen Ausgestaltung des neuen Genussscheins machte das Unternehmen auf Nachfrage von FINANCE bislang keine genaueren Angaben. SeniVita hat in den vergangenen Jahren schon verzinsliche Genussrechte begeben, die dem Unternehmen zufolge so ausgestaltet waren, dass sie bilanziell als Eigenkapital verbucht werden konnten. Dadurch habe man bankenunabhängig Neu- und Umbaumaßnahmen finanzieren können. Bislang waren die Genussrechte allerdings nicht handelbar gewesen.
Zuletzt mehrte sich bei Retail-Investoren die Skepsis gegenüber Genussrechten, nachdem die Pleite des zu weiten Teilen über Genussrechte finanzierten Windparkfinanzierers Prokon bei Investoren für teils hohe Verluste gesorgt hat.
SeniVita hat kürzlich für 2013 einen gestiegenen Erlös von 28,6 Millionen Euro angegeben, nach 26,9 Millionen Euro im Vorjahr. Der Jahresüberschuss stieg von 1,0 auf 1,3 Millionen Euro – allerdings nur aufgrund darin enthaltener außerordentlicher Erträge aus dem Verkauf einer Pflegeimmobilie (Sale-and-Lease-Back) in Höhe von 2,0 Millionen Euro. Das Unternehmen sagte, dass der Umbau bestehender Einrichtungen das betriebliche Ergebnis belastet habe, sich aber von 2014 an in einer verbesserten Wirtschaftlichkeit der einzelnen Einrichtungen niederschlagen soll.
Die Eigenkapitalbasis hat SeniVita bereits 2013 durch den erzielten Überschuss und die Emission von Genussrechten auf 21,9 Millionen Euro gestärkt (2012: 17,6 Millionen Euro). Die Eigenkapitalquote stieg von 35,9 auf 40,1 Prozent. SeniVita Sozial hat zurzeit nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitarbeiter und betreut mehr als 900 Bewohner in 15 Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Zwei weitere Seniorenhäuser sind für 2015 projektiert, drei Einrichtungen sollen umgebaut werden.