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Wie Auslandsinvestoren deutsche CFOs zum Umdenken zwingen

Seit Beginn des Jahres steigt der Dax auf ständig neue Höhen. Die Marke von 12.000 Punkten hat der Index der größten deutschen Börsenwerte längst geknackt. Doch wer hält die Aktien deutscher Unternehmen? Das sind mehr und mehr Investoren aus dem Ausland.

Nach einem Bericht der Bundesbank ist mit 48 Prozent fast die Hälfte der deutschen Aktien in der Hand von Anlegern aus dem Ausland, wenn man nach Börsenwert geht. Damit sind Auslandsinvestoren die größte Anlegergruppe weit vor heimischen institutionellen Investoren. Andere Unternehmen aus Deutschland und Privatanleger landen abgeschlagen auf Platz 3 und 4.

An einigen Unternehmen lässt sich der Wandel besonders deutlich ablesen: Waren die Aktionäre von Daimler Ende 2005 noch zu 47,5 Prozent deutsch, liegt der Anteil jetzt bei nur noch 32,1 Prozent. Die US-Anleger dagegen haben von 16,5 Prozent auf 25,5 Prozent aufgestockt.

Neue Aufgaben für den CFO

Mit den neuen Eigentümern ergeben sich neue Aufgaben für den CFO: „Bei angelsächsischen Investoren wird das Konzept des Shareholder Value großgeschrieben“, sagt Thomas Meier, der den Aktien-Bereich in der Vermögensverwaltung von Mainfirst leitet. „Sie achten darauf, dass das Unternehmen so geführt wird, dass es dem Aktienkurs nützt.“ Um das durchzusetzen, würden die Investoren gegebenenfalls auch hohen Druck aufbauen, so Meier.

Das ist eine Tatsache, auf die sich immer mehr deutsche CFOs einstellen müssen. Aktivistische Investoren aus den USA haben schon zu Hause gezeigt, wie viel Unruhe sie mit ihren scharfen Forderungen, die sie gerne über soziale Medien wie Twitter stellen, erzeugen können – wie Carl Icahn, der als quälgeistiger Apple-Investor Vorstandschef Tim Cook in Atem hält.

Aktivisten kommen nach Deutschland

In Zukunft dürften mehr und mehr dieser Investoren den Weg nach Deutschland finden, glaubt Meier. „Bis jetzt hatten Großinvestoren wie Icahn genug Spielplätze in den USA“, sagt er. Doch langsam schauen die aktivistischen Investoren sich in Europa um. In Deutschland sehen sie ihre Chancen „nicht nur im Technologie-Sektor, sondern im gesamten Dax und MDax.“

Finanzchefs kommen oft nicht drum herum, auf die Quälgeister einzugehen: Wenn mehrere Investoren die gleiche Sichtweise teilen, können sie unter Umständen Unternehmensentscheidungen blockieren und zum Beispiel eine Kapitalerhöhung verhindern.

Großaktionäre in Planung einbeziehen

Eine Forderung Icahns an Apple-Chef Cook war ein 150 Milliarden US-Dollar schwerer Aktienrückkauf. Das ist nicht untypisch: Investoren aus Großbritannien und den USA haben oft ihre eigenen Vorstellungen, was die Verwendung von Kapital angeht, sagt Aktienfachmann Meier. „Häufig machen sie Druck, mehr Schulden aufzunehmen oder Aktien zurückzukaufen – das kann mit der Investitionsplanung des CFOs kollidieren.“ Auch eine hohe Dividende gehört oft zu den Forderungen der Auslandsinvestoren.

Egal, um was genau es geht: Wichtig ist, Großaktionäre schon im Planungsstadium in Überlegungen einzubeziehen, rät Meier. „Das früher übliche Vorgehen von Unternehmenslenkern, alleine zu entscheiden und den Aktionären die Entscheidung mitzuteilen, kann zu Problemen führen.“

Im Ausland Präsenz zeigen

Ein weiterer wesentlicher Punkt: CEO und CFO müssen sich öfter im Heimatland ihrer Großinvestoren zeigen. „In den Zeiten zwischen den Vorstandsbesuchen sollten außerdem IR- und Bereichsverantwortliche an Roadshows sowie Branchen- und Länderkonferenzen teilnehmen“, so der Aktienfachmann.

Und für den Fall der Fälle, dass ein aufrührerischer Investor über die Medien Stimmung gegen das Management macht, sollte am besten schon ein Kommunikationsplan in der Schublade liegen. „Wichtig ist es, intern Szenarien durchzuspielen, bevor der Einstieg eines Aktivisten bekannt wird“, sagt Meier. „So kann man schnell in der Kommunikation sein, wenn es darauf ankommt.“

florian.bamberg[at]finance-magazin.de