Viel Private-Equity-Anreiz im Süd-Westen, brachliegender Nord-Osten: So lässt sich eine Analyse des Corporate-Finance-Beraters Capitalmind zusammenfassen, die anlässlich des neuen Terminservice- und Versorgungsgesetztes den deutschen Dentalmarkt genauer unter die Lupe genommen hat.
Das seit Mai geltende Gesetz sollte Private-Equity-Investments in Zahnarztpraxen erschweren, tut dies jedoch deutlich weniger als zunächst befürchtet. Besitzt ein Private-Equity-Investor ein Krankenhaus, kann er weiterhin Zahnmedizinische Versorgungszentren (ZMVZ) gründen und darüber einzelne Zahnarztpraxen aufkaufen.
NRW, Baden-Württemberg und Bayern lohnen sich noch
Insgesamt dürfen Capitalmind zufolge auch im neuen gesetzlichen Rahmen in Deutschland theoretisch 4.282 Zahnärzte für ein investorengeführtes Zahn-MVZ arbeiten. Es gibt allerdings bestimmte Regionen, die für Private Equity lukrativer sind als andere, weil dort mehrere Zahnärzte für ein einzelnes Zahn-MVZ arbeiten dürfen.
In Nordrhein-Westfalen dürfen der Analyse zufolge 1.063 Zahnärzte von Private-Equity-Investoren beschäftigt werden. In Baden-Württemberg sind es 652 und in Bayern 580 beschäftigungsfähige Zahnärzte. Deutlich schlechter sieht es im Norden und Osten aus, wo die Höchstwerte nur zwischen 72 und 166 Ärzten liegen.
Schuld daran sind die sogenannten Planungsbereiche der einzelnen Kassenzahnärztlichen Vereinigungen. Denn das Terminservice- und Versorgungsgesetzt begrenzt den Marktanteil von Private-Equity-geführten MVZs pro Planungsbereich, abhängig vom zahnmedizinischen Versorgungsgrad der betroffenen Region.
Marktanteil-Limits pro Krankenhaus in einem Planungsbereich
Bei weniger als 50 Prozent Versorgungsgrad, max. 20 Prozent Marktanteil möglich.
Bei 50 bis 100 Prozent Versorgungsgrad und mind. 5 beschäftigten Zahnärzten, max. 10 Prozent Marktanteil möglich.
Bei 100 bis 110 Prozent Versorgungsgrad, max. 10 Prozent Marktanteil möglich.
Bei mehr als 110 Prozent Versorgungsgrad, max. 5 Prozent Marktanteil möglich.
Ist der allgemeine Versorgungsgrad eines Planungsbereichs um mehr als 10 Prozent überschritten, darf ein einzelnes investorengeführtes Krankenhaus dort maximal 5 Prozent des Marktes kontrollieren. Capitalmind zufolge treffe dies auf rund 40 Prozent aller 464 Planungsbereiche in Deutschland zu. In schlechter versorgten Planungsbereichen erhört sich die Marktanteilsgrenze für einzelne Krankenhäuser von 5 auf 10 Prozent. Dieser Versorgungsgrad betrifft Capitalmind zufolge rund 60 Prozent aller Planungsbereiche.
Gut für Private-Equity-Investoren: Die Marktanteilsbeschränkungen beziehen sich auf einzelne investorengeführte Krankenhäuser, nicht aber auf den Marktanteil von Private Equity insgesamt. „Auf Basis unserer detaillierten Analyse der Planungsbereiche ist noch genug Potential für Private Equity vorhanden, um zu investieren“, resümiert Capitalmind-Partner Matthias Holtmeyer. Das neue Gesetz führe letztendlich dazu, dass es in ländlichen Regionen schwerer werde, große Zahn-MVZs aufzubauen. In großen Städten, wo es viel mehr Zahnärzte gibt, könne Private Equity dagegen relativ ungestört konsolidieren.
Private Equity kann noch große Zahnarztketten bauen
Auch Potential für große Zahn-MVZ mit jeweils mindestens zehn zugelassenen Ärzten gibt es noch reichlich. Capitalmind hat dazu 132 Planungsbereiche mit bis zu 2.500 Private-Equity-fähigen Ärzten ausgemacht. Schaut man auf noch größere Planungsbereiche, wo pro Krankenhaus mindestens 20 Zahnärzte beschäftigt werden dürfen, hat der Corporate-Finance-Berater immer noch 1.100 Zahnärzte ausgemacht, die von Finanzinvestoren angestellt werden könnten – natürlich unter der Voraussetzung, dass diese Ärzte ihre Praxen auch an Private Equity verkaufen möchten.
„Für größere Praxen werden bis zu 8x Ebitda bezahlt.“
Es sind eben diese großen Zahn-MVZ, die das Konsolidierungsgeschäft für Private-Equity-Investoren interessant machen. „Das ist aber nur sinnvoll, wenn in der Endstufe mindestens zehn bis 15 Zahnärzte pro Standort möglich sind“, meint Holtmeyer. Andernfalls würde sich die Multiples-Arbitrage – Einzelpraxen sind billiger als große Plattformen – nicht rechnen. „Wir sehen aktuell, dass bereits für größere Praxen bis zu 8x Ebitda bezahlt wird“, berichtet Holtmeyer.
Der M&A-Berater sieht in Deutschland derzeit ein knappes Dutzend Private-Equity-Investoren am Markt. „Wer bereits investiert ist, hat noch genug Möglichkeiten, seine Plattform in Deutschland groß zu machen“, meint Holtmeyer. Er glaubt aber auch, dass in dem neuen rechtlichen Rahmen „nicht mehr viele neue Spieler geben wird“ und rechnet deshalb damit, dass in den nächsten 24 bis 36 Monaten auch die ersten größeren, bereits bestehenden Zahnarztplattformen konsolidieren werden.
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