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Ado Properties will seinen Großaktionär schlucken

Am deutschen Immobilienmarkt entwickelt sich ein neuer Player. Dafür sorgt ein Deal von Ado Properties, Adler Real Estate und Consus.
Adler Real Estate

In der Immobilienbranche bahnt sich ein spektakulärer M&A-Deal an: Der Luxemburger Immobilienkonzern Ado Properties will seinen Großaktionär Adler Real Estate übernehmen. Das kündigte das Unternehmen, das im SDax gelistet ist und vor allem im Berliner Immobilienmarkt aktiv ist, am gestrigen Sonntagabend an. Die beiden Unternehmen haben dafür ein Business Combination Agreement abgeschlossen.

Ado bietet 0,4164 eigene Aktien für ein Adler-Papier. Dies entspreche einem impliziten Angebotspreis von 14,55 Euro und damit einer Prämie von gut 17 Prozent auf der Basis des Schlusskurses vom Freitag, so Ado. Die Luxemburger haben sich eigenen Angaben zufolge bereits 52 Prozent der Adler-Anteile durch unwiderrufliche Zusagen gesichert. Zudem unterstütze das Adler-Management die Übernahmepläne.

Ado reagiert mit M&A-Deal auf Berliner Mietendeckel

Das ungewöhnliche an dem Deal: Adler selbst war erst im September zum größten Aktionär von Ado Properties aufgestiegen. Der ebenfalls im SDax notierte Immobilienkonzern erwarb damals die israelische Ado-Mutter Ado Group. Im Zuge dessen erhielt Adler ein Drittel der Anteile an Ado Properties. Nun hat Ado den Spieß umgedreht. Der Deal soll bereits bis Ende des ersten Quartals über die Bühne gehen.

Ado und Adler gehen davon aus, nach dem Zusammenschluss Ertrags- und Kostensynergien mit einem positiven Effekt auf den operativen Gewinn FFO (Funds from Operations) in Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro jährlich zu erzielen. Diese Synergien entstünden durch Skaleneffekten im Einkauf sowie schlankeren Unternehmensstrukturen in der Verwaltung.

Allerdings stehen weniger Kostensenkungen als viel mehr strategische Erwägungen bei dem Zusammenschluss der beiden Häuser im Fokus. Denn durch die Übernahme wollen sich die Luxemburger vor allem unabhängiger vom Berliner Immobilienmarkt machen. Dort soll bald ein Mietendeckel eingeführt werden. Adler wiederum, die über einen Mietbestand von 58.000 Wohnungen verfügen, ist deutschlandweit tätig. Zu den Schwerpunkten des Konzerns zählen Wilhelmshaven, Duisburg und Leipzig.

Fusioniertes Unternehmen strebt in MDax

Insgesamt wird der neue Konzern, der unter dem Namen Adler Real Estate Group firmieren soll, ein Portfolio von 76.000 Wohnungen umfassen. Der Gesamtwert dieses Portfolios liegt Ado zufolge bei 8,6 Milliarden Euro. Der Aufstieg des neu formierten Unternehmens in den MDax ist bereits fest angestrebt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 1,8 Milliarden Euro sei die Adler Real Estate Group „kurzfristig ein Kandidat“ für die zweite deutsche Börsenliga, erklärte Ado.

„Das ist eine spannende und tiefgreifende Umgestaltung, die letztlich eines der größten börsennotierten Wohnimmobilienunternehmen Europas hervorbringen wird“, lässt sich Ado-CEO Thierry Beaudemoulin zitieren. Er wird sich die Führung des neuen Unternehmens künftig mit Adler-CEO Maximilian Rienecker als Co-Chef teilen.

Ado sichert sich Beteiligung an Projektentwickler Consus

Sollte der Deal durchgehen, rangiert das Unternehmen damit künftig auf Platz vier hinter Vonovia (400.000 Wohnungen), Deutsche Wohnen (163.000) und LEG Immobilien (130.000). Doch das reicht Ado nicht. Die Luxemburger wollen eigenen Angaben zufolge eines der drei führenden Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland schaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen, erwarb Ado zudem eine strategische Beteiligung an dem Projektentwickler Consus Real Estate. Für 294 Millionen Euro sicherte sich das Unternehmen 22 Prozent der Consus-Anteile. Das dürfte allerdings nur der erste Schritt hin zu einer Komplettübernahme des Projektentwicklers sein, denn für weitere 51 Prozent hat Ado eine Call-Option vereinbart. Diese könne jederzeit innerhalb der nächsten 18 Monate ausgeübt werden, so das Unternehmen. Anschließend wolle man den verbliebenen Minderheitsaktionäre ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreiten.

Consus hat laut Ado Immobilien-Projekte im Volumen von 10 Milliarden Euro in den neun Top-Städten Deutschlands in der Pipeline. Im Rahmen der Vereinbarung würden die beiden Konzerne „ab sofort bei Wohnbauprojekten eng zusammenarbeiten“. Dazu gehört ein Vorkaufsrecht der künftigen Consus-Wohnungen für Ado – und damit eine Quasi-Garantie für ein weitere schnelles Wachstum der Bestände. Der Deal mit Consus soll zudem zusätzliche operative Synergien von 13 bis 18 Millionen Euro vor Steuern pro Jahr einbringen.

Ado plant Kapitalerhöhung

Während sich die Aktionäre von Consus und Adler über den Deal freuen – die Anteilsscheine der beiden Unternehmen gewannen am Vormittag jeweils an Wert – reagierten die Investoren von Ado verschnupft auf die Übernahmeankündigung. Ein Grund dafür dürfte die angekündigte Kapitalerhöhung sein, mit der Ado nach der Adler-Transaktion seine Bilanz stärken will. Geplant ist eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht im Volumen von bis zu 500 Millionen Euro.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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