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AMS dürfte Osram jetzt knacken

Nun dürfte Osram fällig sein: Das neue Übernahmeangebot von AMS hat bessere Erfolgschancen als das erste.
Osram

Der Chip- und Sensorhersteller AMS wagt einen zweiten Anlauf, um die 4,6 Milliarden Euro schwere Übernahme von Osram festzurren. Dafür haben die Österreicher eine neue Erwerbsgesellschaft gegründet und so eine Auflage des deutschen Übernahmerechts ausgehebelt, die AMS einen erneuten Anlauf eigentlich für ein volles Jahr untersagt hätte.

Erneut bieten die Österreicher 41 Euro je Aktie. Dafür, dass es mit der Osram-Übernahme im zweiten Anlauf nun trotzdem klappen könnte, sprechen gleich mehrere Argumente: So hat AMS die Mindestannahmeschwelle von 62,5 auf 55 Prozent gesenkt. Damit nähert sie sich der Annahmequote von 51,6 Prozent, die AMS beim ersten Anlauf erreicht hatte. Und AMS selbst hält bereits knapp 20 Prozent an Osram. Diese Aktienposition – und das ist der zweite Faktor, der für einen Erfolg spricht – hat die konkurrierenden Bieter aus dem Private-Equity-Lager abgeschreckt. Bain Capital und Advent haben erklärt, dass sie sich aus dem Osram-Poker zurückziehen werden.

Damit fehlt den Osram-Aktionären, die im ersten Anlauf ihre Aktien nicht an AMS verkaufen wollten, nun die Aussicht auf ein noch besseres Alternativangebot. Dies dürfte viele von ihnen zum Einlenken bewegen, allen voran den Großaktionär Allianz Global Investors, der 9,4 Prozent an Osram hält und im ersten Anlauf nicht angedient hatte. AMS-CEO Alexander Everke schlägt genau in diese Kerbe: „Als bedeutender Osram-Aktionär mit einer Beteiligung von 19,99 Prozent sind wir davon überzeugt, dass dieses Angebot die beste verfügbare Option für die Aktionäre ist.“ 

AMS könnte sogar die wichtige 70-Prozent-Marke nehmen

Auch die Osram-Führung hat ihren Widerstand gegen AMS aufgegeben. Lange hatte sie öffentlich Zweifel an der Strategie von AMS und der geplanten Akquisitionsfinanzierung gesät. Osram-CEO Olaf Berlien und Aufsichtsratschef Peter Bauer hatten ihre Osram-Aktien AMS ebenfalls nicht angedient. Auch sie könnten nun ins Lager der Verkäufer wechseln. „Wir haben in den vergangenen Tagen konstruktive Gespräche mit AMS über die Rahmenbedingungen für ein neues Übernahmeangebot geführt“, sagte Osram-CEO Berlien am Freitag. Er ist zuversichtlich, „dass sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges, strategisches Konzept verständigen werden.“

Durch die Osram-Führung, Allianz Global Investors und die weiteren freien Aktionäre entsteht ein großer Pool an Osram-Aktionären, die nun womöglich anders entscheiden werden als beim ersten Übernahmeversuch durch AMS. Dabei benötigen die Österreicher gerade einmal rund 4 Prozent mehr Aktien aus dem Streubesitz als beim ersten Mal, um die Übernahme zum Erfolg zu führen. 

Überschreiten sie die Hürde von 55 Prozent, würden auch die Indexfonds ihre Osram-Anteile, die auf 10 Prozent geschätzt werden, an AMS übertragen. Damit rückt sogar eine weitere wichtige Schwelle für AMS in Reichweite: Ab etwa 70 Prozent könnten sie im kommenden Jahr einen Beherrschungsvertrag über Osram durchsetzen und die frühere Siemens-Tochter anschließend von der Börse nehmen („Squeeze-out“). Für einen Beherrschungsvertrag genügt eine Hauptversammlungsmehrheit von 75 Prozent. 

Für AMS rückt sogar die Squeeze-out-Schwelle in Reichweite.

AMS hat finanziellen Druck

Trotz der rechtlichen Restriktionen durch das Übernahmerecht war am Markt damit gerechnet worden, dass AMS einen Weg findet, um diese Hürde zu überwinden und bei Osram am Ball zu bleiben. Hintergrund ist, dass die bisher eingesammelte 20-prozentige Osram-Beteiligung die Grazer rund 800 Millionen Euro gekostet hat – eine hohe Summe für das Unternehmen, das kleiner ist als Osram und an der Börse nur wenig mehr als 3 Milliarden Euro auf die Waage bringt. Gerüchten zufolge sollen die finanzierenden Banken Druck gemacht haben, sich nicht dauerhaft in dieser Lösung einzurichten.

Für die Akquisition hat sich AMS eine Brückenfinanzierung über 4,4 Milliarden Euro von HSBC, UBS und der Bank of America Merrill Lynch zusagen lassen. 1,6 Milliarden Euro soll eine Kapitalerhöhung erbringen, um den Leverage nach einer erfolgreichen Übernahme wieder zu senken.

Für AMS-Vorstandschef Alexander Everke bietet der Zusammenschluss enormes Potenzial: „Nach der Abwanderung großer Bereiche der Mikroelektronik und Bionik nach Asien kann die Kombination von AMS und Osram einen europäischen Champion schaffen.“

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

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Mehr über den Lichtkonzern lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Osram.

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