Ist dies der letzte Akt im Osram-Übernahmekrimi? Wie der österreichische Halbleiterhersteller AMS heute bekanntgab, unterbreitet er den Osram-Aktionären ein „endgültiges Übernahmeangebot“ zu je 41 Euro je Osram-Aktie. Das Angebot gilt auch für Aktien, die AMS bereits angedient worden sind.
Das neue Gebot entspricht einer Unternehmensbewertung inklusive Schulden und Pensionsverpflichtungen von 4,58 Milliarden Euro. Zuvor lag die Offerte der Österreicher bei 38,50 Euro je Osram-Anteilsschein, was einer Unternehmensbewertung von 4,3 Milliarden Euro entsprach.
AMS reagiert auf Bain und Advents Schachzug
AMS hat das Angebot erhöht, nachdem kürzlich der Finanzinvestor Bain gemeinsam mit Advent als neuem Sparringspartner vorgeprescht ist. Vor zwei Tagen gab das Private-Equity-Duo bekannt, ein Übernahmeangebot vorbereiten zu wollen, das mit einem „bedeutenden Aufschlag“ gegenüber der damaligen AMS-Offerte versehen ist.
Das Angebot von Bain mit Advent liefe dann parallel zu der Offerte, die Bain bereits mit Carlyle lanciert hat: Gemeinsam boten die beiden im Juli 4 Milliarden Euro für den Lichtkonzern – eine Summe, über die Carlyle offenbar nicht hinausgehen wollte, weshalb Bain sich mit Advent einen neuen Bieterpartner gesucht hat.
Dieses in Aussicht gestellte Angebot von Bain und Advent hat AMS nun zum Anlass genommen, sein Angebot aufzustocken – und das, obwohl weder bekannt ist, wie viel die beiden bieten würden, noch klar ist, ob denn wirklich ein Angebot kommen wird.
Die Luft wird dünn für Bain und Advent
Denn Bain und Advent müssen unter anderem noch eine Due Diligence durchführen und die Akquisitionsfinanzierung regeln. AMS rührt denn auch ordentlich die Werbetrommel für die eigene Offerte: Es sei eine „deutlich bessere, sichere und sofort umsetzbare Transaktion für Osram-Aktionäre im Vergleich zu Spekulationen über ein ungewisses indikatives Drittbieterangebot“.
Tatsächlich rennt den Finanzinvestoren die Zeit davon, denn die Angebotsfrist von AMS läuft am 1. Oktober aus. Trotz des nachgebesserten Angebots von AMS verlängert sich diese Frist nicht, wie es das Wertpapier- und Übernahmegesetz vorsieht – dank eines juristischen Tricks: AMS hat am freien Markt eine einzige Osram-Aktie zum Preis von 41 Euro gekauft. Damit erhöht sich das Übernahmeangebot für alle Aktien automatisch auf diesen höheren Preis – ohne das Übernahmeangebot oder die daran geknüpften Bedingungen zu beeinflussen. Ob Bain und Advent das neue Angebot von AMS jetzt überhaupt noch übertrumpfen wollen, ist auch unklar.
AMS hat Akquisitionsfinanzierung angepasst
Im Zuge des neuen Angebots haben die Österreicher auch die Akquisitionsfinanzierung angepasst. Hatte sich AMS in der Vergangenheit bereits eine 4,2 Milliarden Euro schwere Brückenfinanzierung gesichert, liegt diese jetzt bei 4,4 Milliarden Euro. Gestellt wird sie von der HSBC, UBS und der Bank of America Merrill Lynch. Diese soll durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapitalemissionen refinanziert werden.
Dazu will AMS 1,6 Milliarden Euro über eine Kapitalerhöhung einsammeln, im alten Angebot waren es noch 1,5 Milliarden Euro. Die Kapitalerhöhung wird von der HSBC und der UBS abgedeckt.
Werden Bain und Advent versuchen, die AMS-Offerte mit einem eigenen Übernahmeangebot zu überbieten?
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AMS-Verschuldungsgrad würde weiter steigen
Diese neue Finanzierungsstruktur sieht eine hohe Verschuldung von AMS vor: Zum Dezember 2019 erwarten die Österreicher nun einen Pro-forma-Verschuldungsgrad von 4,5x, beim alten Angebot lag er bei 4,3x. Bereinigt um laufende Synergien liege der Leverage (Nettoverschuldung in Relation zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bei 3,4x, zuvor waren es 3,2x.
AMS beschwichtigt: Aufgrund des erwarteten „starken Cashflow-Profils“ des kombinierten Konzerns gehen die Österreicher davon aus, dass sich der Verschuldungsgrad „rasch deutlich verringern“ wird.
Info
Mehr über den Lichtkonzern lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Osram.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.