Die beiden Gewerbeimmobilienkonzerne Aroundtown und TLG sind einen Schritt weiter bei ihrer geplanten Milliardenfusion gekommen. Nachdem sich die beiden Unternehmen Ende Oktober auf die Eckpunkte der Fusion verständigten, folgt nun das konkrete Übernahmeangebot. Demnach bietet Aroundtown den TLG-Aktionären je Aktie 3,6 Aroundtown-Papiere aus einer Kapitalerhöhung an, wie beide Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilten.
Die Offerte entspricht einem Angebotspreis von 27,66 Euro je TLG-Titel, beziehungsweise einer Prämie von 3,2 Prozent zum letzten Schlusskurs. Damit wird das Eigenkapital von TLG mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Bereits bei der Vorlage der Eckpunkte hieß es, die Offerte werde sich an dem EPRA NAV, einem für Immobilienunternehmen genutzten Indikator für den Netto-Vermögenswert, orientieren. Ende Juni betrug dieser nach Angabe der Unternehmen bei TLG 29,77 Euro je Aktie und war damit noch höher als das nun vorgelegte Angebot.
TLG-Großaktionär trennt sich von Anteilen
Der neue Immobiliengigant soll einen neuen Namen erhalten und seine deutsche operative Hauptverwaltung weiterhin in Berlin haben. Wie zu erwarten unterstützen Vorstand und Aufsichtsrat von TLG das freiwillige Angebot – TLG hatte im September den ersten Schritt hin zu einer Fusion gemacht und war bei TLG mit knapp 10 Prozent eingestiegen.
Für das Angebot sei „voraussichtlich“ keine Mindestannahmeschwelle geplant. Auch habe sich die größte TLG-Aktionärin, die vom israelischen Investor Amir Dayan kontrollierte Ouram Holding, „unter bestimmten Bestimmungen verpflichtet“ ihre Beteiligung von rund 28 Prozent anzudienen. Die endgültigen und rechtlich verbindlichen Bedingungen des Angebots wollen beide Seiten im Dezember 2019 bekanntgeben. TLG hat Goldman Sachs, Kempen und UBS als Finanzberater sowie Sullivan & Cromwell als Rechtsberater mandatiert.
Synergien für neuen Immobiliengiganten erwartet
Sollte die Fusion gelingen, entstünde eigenen Angaben zufolge der europaweit größte Anbieter von Gewerbeimmobilien mit einem Vermögen von 25 Milliarden Euro. Dabei gehen die beiden Immobilienspezialisten mit Büros und Hotels in diversen deutschen Städten sowie in den Niederlanden auch von deutlichen Einsparungen aus. So sollen die Synergien in den ersten fünf Jahren nach Zusammenschluss das operative Ergebnis vor Steuern (pre-tax FFO) von 110 auf 139 Millionen Euro pro Jahr erhöhen.
Auch auf der Finanzierungsseite erwarte man Verbesserungen: Das neue Unternehmen würde von einem „beschleunigten Erreichen eines A-Ratings, dem Zugang zu verbesserten Finanzierungsbedingungen und längeren Laufzeiten“ profitieren, werben die beiden Parteien, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.
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Nach TLG-Aroundtown-Fusion: Wer wird CFO?
Welcher CFO sich dann über die verbesserten Bedingungen freuen darf, steht noch nicht fest. Klar ist nur: Sollte Aroundtown über 50 Prozent der TLG-Aktien angedient bekommen, erhält TLG das Recht, die Position des CFOs und des Verwaltungsratschef zu bestimmen. Aktuell ist Gerald Klinck Finanzchef bei TLG, möglicherweise wäre das für eine Aufstiegsmöglichkeit. Kommt Aroundtown auf mehr als 66 Prozent, stellt die TLG Immobilien zudem den Co-Vorstandschef.
Durch den Zusammenschluss entstehe laut Analysten ein möglicher Kandidat für den Dax. Analyst Andre Remke von der Baader Bank hebt in seinem Bericht die Einsparungen von Finanzierungskosten durch eine womöglich höhere Bonitätseinstufung hervor. An der Börse kamen die neuen Informationen zum Deal denn auch gut an: Die Papiere von TLG konnten am Dienstagnachmittag 4,1 Prozent auf 27,90 Euro zulegen, während die Aroundtown-Aktie 1,5 Prozent auf 7,80 Euro gewann.
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