NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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Audi, BMW und Daimler zahlen 2,8 Milliarden Euro für Here

Der Kartendienstleister Here geht an ein Konsortium aus Daimler, Audi und BMW.
Here

Nach monatelangen Spekulationen kommt der M&A-Deal jetzt tatsächlich: Audi, BMW und Daimler kaufen Nokia die Karten-Tochter Here ab. Das Konsortium bezahlt 2,8 Milliarden Euro, davon sind 300 Millionen Euro Schulden. Der Buchgewinn werde bei rund einer Milliarde Euro liegen, verkündete Nokia.

Damit ist der Kaufpreis höher als zuletzt vermutet, in Medienberichten war vor einigen Wochen noch von einer Spanne zwischen 2,2 und 2,7 Milliarden Euro die Rede. Der Abschluss des Deals hatte sich offenbar wegen ungleicher Preisvorstellungen hingezogen. Zur Diskussion stand in den vergangenen Wochen offenbar auch, dass Nokia einen Minderheitsanteil an Here behält. Vorbehaltlich der Freigabe durch die Kartellbehörden wird der Abschluss im ersten Quartal 2016 erwartet.

Die drei Autokonzerne übernehmen Here zu gleichen Teilen, heißt es in einer heute veröffentlichen Pressemitteilung. Das Management von Here soll weiterhin eigenständig operieren. „Mit dem Einstieg von Here wollen wir die Unabhängigkeit dieses zentralen Angebots für alle Fahrzeughersteller und Zulieferer sowie für Kunden aus weiteren Branchen sichern“, lässt sich Daimler-Chef Dieter Zetsche zitieren. Damit spielt Zetsche auf die Gerüchte an, dass Google auch nach Here greifen könnte. Mit Google Maps ist der Internetriese ein großer Konkurrent, der auch Interesse an Here’s Datensätzen und Technologien haben dürfte, nicht zuletzt auch wegen der selbstfahrenden Fahrzeuge, an denen der Konzern tüftelt.  Weitere Konkurrenten von Here sind die niederländische TomTom und OpenStreetMap.

Audi, Daimler und BMW: Milliardeninvestition in das Auto der Zukunft

Nokia Here ging aus dem US-Navigationsanbieter Navteq hervor, den die Finnen 2008 für rund 8 Milliarden Dollar übernahmen. Das Unternehmen stellt Karten und Daten für knapp 200 Länder in mehr als 50 Sprachen bereit. Here hat namhafte Kunden: Dazu gehören neben den deutschen Autokonzernen auch Toyota, General Motors, Fiat oder Crysler. Auch Amazon, Yahoo oder Paketdienste wie Fedex oder UPS nutzen die Kartendaten von Here.

Die Nokia-Tochter beschäftigt derzeit über 6.400 Mitarbeiter. Im Jahr 2014 lag der operative Gewinn bei 31 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 971 Millionen Euro. Medienberichten zufolge erwarten Analysten für dieses Jahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar. Insider hatten geschätzt, dass Daimler, Audi und BMW als Kunden für 30 Prozent des Here-Umsatzes verantwortlich sind.

Mit dem Einstieg bei Here wollen Daimler, Audi und BMW in die Digitalisierung beim Autofahren investieren. Dabei ist die Rede von verbesserten Karten über neue Assistenzsysteme bis hin zum vollautomatisierten Fahren. Die digitalen Karten sollen mit Echtzeit-Fahrzeugdaten verbunden werden, Kameras und Sensoren, die in die Autos der Zukunft eingebaut werden, sollen die Aktualisierung der Karten, aber auch die Erfassung kritischer Fahrsituationen ermöglichen. Für Nokia selbst stellt der Verkauf den letzten Schritt des Unternehmensumbaus dar. Der einstige Handy-Marktführer versucht derzeit, sich neu zu erfinden. Zuletzt gab Nokia den Kauf des Netzwerkausrüsters Alcatel-Lucent bekannt, die Finnen wollen stärker in der Netzwerkbranche aufsteigen.  

julia.becker[at]finance-magazin.de

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