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Aurubis-Milliardendeal droht zu platzen

Eigentlich will Aurubis sein Segment für Flachwalzprodukte an die Wieland-Werke abgeben. Doch der Deal könnte an wettbewerbsrechtlichen Bedenken scheitern.
Aurubis

Der seit Monaten geplante Verkauf des Segments Flat Rolled Products von Aurubis an die Wieland-Werke droht zu scheitern: Wie die Kupferhütte Aurubis in einer Pressemeldung mitteilte, reichen der Europäischen Kommission die vorgeschlagenen Zusagen wahrscheinlich nicht aus, um eine Freigabe für den Deal zu erteilen.
 
Die Kommission hatte bereits im August bei Beginn einer intensiven Prüfung der geplanten Transaktion Bedenken geäußert. In einer bereits hoch konzentrierten Branche würde der Deal die zwei Top-Anbieter von Kupferwalzprodukten zusammenbringen.

Um den im Februar bekanntgemachten Deal noch zu retten, müssten deshalb wahrscheinlich weitere Zusagen gegenüber der Kommission gemacht werden. Die müssten die Wieland-Werke aber laut dem Kaufvertrag nicht anbieten, betont Aurubis. Daher sei der Vollzug der Transaktion „nicht mehr überwiegend wahrscheinlich.“ Wie genau die bisherigen Zusagen von Wieland aussehen, ist nicht bekannt.

Wieland will weiter für Deal arbeiten

Vom Tisch ist der Deal aber noch nicht. Beide Unternehmen haben gemeinsam beschlossen, das Verfahren bei der EU-Kommission weiterzuführen und auf eine Freigabe der Transaktion hinzuarbeiten. Bis Mitte Januar hat das Gremium für die Prüfung Zeit.
 
Ob die Wieland-Werke bereit sind, gegebenenfalls weitere Zusagen zu machen, ist völlig offen. In der Mitteilung von Aurubis heißt es allerdings, dass man versuche, die Freigabe „insbesondere auf Basis einer geänderten wettbewerbsrechtlichen Einschätzung“ noch zu erhalten.

„Die derzeitige Einschätzung der Kommission, dass weitere Auflagen notwendig sind, um den Verkauf der Flachwalzproduktsparte der Aurubis AG an die Wieland-Werke zu genehmigen, teilen wir in dieser Form nicht“, lässt sich Erwin Mayr, CEO der Wieland Group, in der Mitteilung zitieren.

Aurubis sieht sich nach Alternativen für das Segment um

Aurubis sagt den Wieland-Werken bei der Weiterführung des Prozesses die Unterstützung zu. Der MDax-Konzern hat allerdings als „Vorsichtsplanung“ strategische Alternativen für die Flachwalzproduktsparte identifiziert. Um welche es sich dabei genau handelt, teilt Aurubis nicht mit.

Der Verkauf der Sparte ist Teil einer Neuausrichtung des Konzerns. Aurubis hatte sich zum Beginn des Geschäftsjahrs 2017/2018 eine neue Struktur gegeben. Das Geschäft wurde damals bereits in die Segmente Metal Refining & Processing (MRP) sowie Flat Rolled Products unterteilt.

Aurubis-Aktienkurs seit Februar 2018

Durch den Verkauf der Sparte, die rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, könnte Aurubis sich stärker auf das Kerngeschäft im Bereich Multi-Metall fokussieren. Die Kupferhütte, die im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 11 Milliarden Euro erwirtschaftete, würde ihre Belegschaft durch den Deal um rund ein Viertel reduzieren. Ebenfalls Teil des Segments, das verkauft werden soll, ist das Joint Venture Schwermetall Halbzeugwerk, das bereits zur Hälfte dem potentiellen Käufer Wieland-Werke gehört.

Kurz nach Veröffentlichung der Meldung am Mittwochvormittag fiel die Aurubis-Aktie um knapp 3 Prozent auf 54,70 Euro. Der Verkauf des Geschäftsfeldes sei Teil des Programms zur Steigerung der Effizienz, begründete ein Händler die Marktreaktion gegenüber dpa-AFX. Sollte der Verkauf scheitern oder nur unter für Aurubis ungünstigeren Bedingungen grünes Licht aus Brüssel erhalten, dürften die positiven Auswirkungen auf das Ergebnis entsprechend geringer ausfallen.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.

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