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Axel Springer bereitet IPO von Awin vor

Der Medienkonzern Axel Springer tut sich im Online-Marketing mit United Internet zusammen.
Axel Springer

United Internet und Axel Springer machen künftig gemeinsame Sache bei der Vermittlung von Werbeleistungen zwischen Online-Medien und Unternehmen, dem sogenannten Affiliate Marketing. Wie der Internetdienstleister und der Medienkonzern am heutigen Mittwoch mitteilten, bringt United Internet seine Tochter Affilinet bei der Axel-Springer-Gesellschaft Awin ein.

An dem fusionierten Unternehmen, das auf Basis der 2016-Zahlen einen kombinierten Umsatz von gut 700 Millionen Euro erwirtschaftet, wird Springer 80 Prozent und United Internet 20 Prozent halten. Dabei soll es jedoch nicht bleiben: Das Ziel der beiden Konzerne ist ein Börsengang von Awin.

Awin soll mit Affilinet schneller und profitabel wachsen

Das fusionierte Unternehmen solle schneller wachsen und neue Erlösmodelle erschließen, erklärten die zwei Konzerne die Ratio hinter dem M&A-Deal. Reichweite und Skaleneffekte spielt eine entscheidende Rolle im Affiliate Marketing: Je mehr Werbetreibende und Publisher eine Plattform erreicht, desto relevanter wird sie und desto ausgelasteter ist ihre Infrastruktur.

Das ist wichtig, denn Fixkosten solcher Portale sind vergleichbar hoch, während das Geld über Provisionen verdient wird. Axel Springer hatte Awin deshalb bereits in den vergangenen Monaten durch kleinere Zukäufe gestärkt. Die Konkurrenz ist allerdings mächtig: Der US-Riese Google ist ebenfalls in dem Markt aktiv.

Axel Springer zieht Kaufoption mit Swisscom

Die heute verkündete Transaktion ist komplex, denn Axel Springer gehören derzeit nur 52,5 Prozent der Anteile an Awin. Den Rest hält der Schweizer Telekomkonzern Swisscom. Im ersten Schritt überweist Springer-CFO Julian Deutz daher für den 47,5-Prozent-Anteil an Awin 59,5 Millionen Euro zuzüglich Zinsen in die Schweiz. Eine entsprechende Kaufoption hatten der MDax-Konzern und Swisscom bereits im vergangenen Dezember vereinbart.

Erst im zweiten Schritt bringt dann United Internet seine Tochter Affilinet bei Awin ein und erhält dafür im Gegenzug 20 Prozent der Anteile. Im dritten Schritt soll das fusionierte Unternehmen dann an die Börse gebracht werden. Der IPO dürfte jedoch frühestens im Frühjahr nächsten Jahres erfolgen, denn Springer und United Internet wollen zunächst die Integration abschließen. Das Closing des Deals wird für das vierte Quartal erwartet.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Ankündigung, ein IPO sei geplant, mit Vorsicht zu genießen ist. So wurde Douglas in letzter Sekunde an den Finanzinvestor CVC verkauft, statt an die Börse zu gehen. Es darf insofern davon ausgegangen werden, dass Springer und United Internet ihr gemeinsames Unternehmen verkaufen würden, falls sich das als der lukrativere Ausstieg herausstellt.

Ebitda-Mulitples liegen im mittleren einstelligen Bereich

Die Bewertungen von Awin und Affilinet im Rahmen der zweistufigen Transaktion nähren den Verdacht, dass dem entstehenden Unternehmen zumindest jetzt noch eine reizvolle Equity-Story fehlt. Die Ebitda-Multiples liegen FINANCE-Informationen zufolge jeweils nur im mittleren einstelligen Bereich. Im aktuell heiß gelaufenen M&A-Umfeld sind das niedrigere Werte.

2016 hatte Awin bei einem Umsatz von 567 Millionen Euro ein operatives Ergebnis von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 25,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Auf Basis des für 2017 leicht höher erwarteten Ebitda liege der Kaufpreis-Multiple für die Transaktion mit Swisscom bei 5,2x, wie aus einer Investorenpräsentation von Axel Springer hervorgeht.

United-Internet-CFO Frank Krause konnte für Affilinet beim Deal mit Springer FINANCE-Informationen zufolge ein etwas höheres Multiple erreichen. Es soll zwischen 6x und 8x Ebitda liegen. Bei einem operativen Ergebnis von 4,9 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr entspräche das einem Unternehmenswert von 30 bis 40 Millionen Euro. Affilient ist zuletzt allerdings sowohl beim Umsatz als auch beim Ebitda dynamischer gewachsen als Awin.

Axel Springer erfreute seine Investoren derweil mit sehr guten Halbjahreszahlen und einer höheren Prognose für das Gesamtjahr: Der Umsatz legte gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 6,9 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro zu. Das Ebitda kletterte sogar 16,2 Prozent auf 317,2 Millionen Euro. Mit seinen digitalen Aktivitäten erwirtschaftet der Medienkonzern inzwischen 77 Prozent seines Ergebnisses.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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