Osram ist offenbar ins Visier mehrerer Finanzinvestoren geraten: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, erwägt der Private-Equity-Investor Bain Capital eine Übernahme des gebeutelten Lichtkonzerns. Sowohl Bain als auch Osram kommentierten die Gerüchte bislang öffentlich nicht.
Bain Capital arbeitet derzeit daran, mit Finanzberatern den Wert von Osram einzuschätzen, heißt es bei der Agentur weiter. Die Marktkapitalisierung der ehemaligen Siemens-Tochter lag zuletzt bei rund 3,3 Milliarden Euro. Auch andere Finanzinvestoren sollen an Osram interessiert sein, konkrete Namen kursieren jedoch noch nicht.
Der US-Investor Bain hat erst vor kurzem eine große Transaktion in Deutschland getätigt: Gemeinsam mit dem Finanzinvestor Cinven hatte er den Generikahersteller Stada übernommen. Der aktivistische Investor Elliott hatte zuvor den Preis der Transaktion in die Höhe getrieben.
FINANCE-Köpfe
Osram immer wieder Übernahmeziel
Osram ist in der Vergangenheit wiederholt zum Übernahmekandidaten geworden: 2016 beispielsweise sondierte der chinesische Konzern San’an einen Einstieg bei dem deutschen Unternehmen, dem jedoch keine Transaktion folgte.
Einen Großaktionär, der die Übernahme erschweren könnte, hat Osram nicht: Die ehemalige Mutter Siemens hat Anfang des Jahres ihre letzte Beteiligung von rund 17 Prozent verkauft. Seitdem liegen die Anteile mehrheitlich im Streubesitz, die größten Aktionäre sind mit je rund 5 Prozent die Allianz und die Deutsche Bank.
Im Zuge der jüngsten Übernahmegerüchte machte die Osram-Aktie einen deutlichen Sprung um zeitweise 17 Prozent auf 40 Euro. Der Kurs befindet nach zwei Gewinnwarnungen innerhalb dieses Jahres auf Talfahrt und hat sich seit Jahresanfang mehr als halbiert. In einem Interview mit FINANCE gab CFO Ingo Bank kürzlich zu, dass die Kritik der Investoren gerechtfertigt sei: „Wir müssen unsere Planungs- und Prognosesicherheit weiter verbessern“, räumte der Finanzchef ein.
Osram-Aktie auf Talfahrt seit Jahresbeginn
Osram steckt mitten im Umbau
Das Unternehmen befindet sich schon seit einigen Jahren im Umbau und versucht unter anderem, sich stärker von der Autoindustrie zu lösen, die selbst mit Absatzproblemen kämpft. Finanzchef Bank will Osram in Zukunft zum „Photonic-Champion“ machen und sämtliche Funktionen des Lichts nachbilden und für Produkte nutzen, beispielsweise für Visualisierungen oder die Wachstumsförderung von Pflanzen sowie für Sensorik. Aktuell stehen daher das Servicegeschäft in den USA und das Leuchtengeschäft zum Verkauf. Die Lampentochter Ledvance hat Osram bereits vor zwei Jahren verkauft.
Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018, die Osram Anfang November veröffentlicht hat, sahen eher mau aus: Der Konzernumsatz stagniert verglichen mit dem Vorjahr bei 4,1 Milliarden Euro, der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 13 Prozent auf 605 Millionen Euro. Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn beinahe auf 142 Millionen Euro. Immerhin erreichte das Unternehmen die gesenkte Jahresprognose.
Info
Erfahren Sie mehr über die bisherige Karriere des Osram-CFOs auf dem Profil von Ingo Bank. Mehr über den Lichtkonzern lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Osram.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.