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Balda liefert skurriles Verwirrspiel um M&A-Deal

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Eigentlich wollte der Kunststoffteilehersteller Balda sein operatives Geschäft an den PE-Investor Paragon verkaufen. Doch jetzt, da die Verträge unterzeichnet sind, präsentiert Balda ein alternatives Angebot.
Balda

Es ist ein Verwirrspiel, wie man es selten sieht am M&A-Markt: Vergangene Woche hat der Kunststoffteilehersteller Balda erklärt, er verkaufe das operative Geschäft an den PE-Investor Paragon. Der Kaufpreis liege bei 62,9 Millionen Euro, hieß es von dem Unternehmen, dessen Aufsichtsratschef und gleichzeitig größter Anteilseigner mit 29,43 Prozent Thomas von Aubel mit seiner Investmentgesellschaft Elector ist.

Jetzt hat es sich Balda offenbar anders überlegt: Das Unternehmen gab überraschend bekannt, dass ein weiteres Angebot zur Debatte steht. Die Industrieholding Heitkamp & Thumann bietet mit 70 Millionen Euro eine ganze Ecke mehr als Paragon.  Allerdings etwas spät: H&T hatte Balda-Angaben zufolge schon zuvor beim Verkaufsprozess mitgezogen, aber ein schlechteres Gebot abgegeben als Paragon. Nach dem Signing mit Paragon habe die Industrieholding ihr Angebot dann noch einmal nachgebessert, so Balda.

Balda lässt Investoren über M&A-Deal abstimmen

Balda plant, bei der Hauptversammlung über beide Angebote abstimmen zu lassen. Doch das könnte zur Farce werden, denn der Pflichtmitteilung Baldas zufolge existiert bereits ein notarieller Kaufvertrag mit Paragon. Voraussetzung für dessen Umsetzung ist es der Mitteilung zufolge, dass Großaktionär Elector zusagt, „in der anstehenden Hauptversammlung für den Verkauf an Paragon zu stimmen“.

Paragon scheint daraus weit reichende Befugnisse abzuleiten: In einer Stimmrechts-Mitteilung ließ der Investor gestern Nachmittag – nur zwei Stunden nach der überraschenden Ankündigung des zweiten Angebots des Managements – mitteilen, ihm seien über die Elector GmbH 29,43 Prozent der Anteile zuzurechnen.

In der Meldung von Balda klingt das Ergebnis der M&A-Bemühungen dagegen deutlich offener. Dort heißt es: „Somit wird die Hauptversammlung nicht nur beschließen, ob das operative Geschäft der Balda-Gruppe veräußert werden soll, sondern auch zwischen dem Kaufvertrag mit Paragon vom 23. September und dem Angebot von H&T entscheiden müssen. Der Beschluss der Hauptversammlung bedarf einer Mehrheit von 75 Prozent der abgegebenen Stimmen.“

Das bedeutet im Klartext: Die HV soll nach Wunsch von Balda zwischen den beiden Angeboten wählen. Allerdings macht der PE-Investor Paragon mit seiner Stimmrechtsanzeige klar, dass gegen ihn kein alternativer Deal zu machen ist, denn ohne die 29,4 Prozent von Elector hätte H&T keine Chance, das nötige HV-Quorum zu erreichen. Die Hauptversammlung war eigentlich für den 19. November angesetzt. Balda erwägt aber, sie nach den jüngsten Querelen um einige Tage zu verschieben.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

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Balda fällt nicht zum ersten Mal unangenehm auf am Kapitalmarkt. Mehr zu der bewegten Börsen- und M&A-Geschichte des Unternehmens finden Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Balda.

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