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Bayer muss weiter auf Monsanto-Übernahme warten

Die kartellrechtlichen Prüfungen der Monsanto-Übernahme ziehen sich hin. Vor 2018 wird Bayer den Deal nicht abschließen können.
Bayer

Bayer kommt bei der größten Übernahme seiner Firmengeschichte nur schleppend voran. Die rund 66 Milliarden US-Dollar schwere Transaktion wird von den Kartellbehörden noch intensiv geprüft, teilte Bayer am heutigen Dienstag mit.

Demnach sieht der im Dax notierte Pharmakonzern zwar Fortschritte, allerdings wird sich der Abschluss des M&A-Deals weiter verzögern, da noch einige kartellrechtliche Genehmigungen ausstehen. Seit Ende August läuft derzeit eine sogenannte Phase-II-Untersuchung durch die Europäische Union. Eine solche vertiefte Prüfung ist bei komplexen M&A-Transaktionen üblich. Bayer hatte nach eigenen Angaben mit einer Phase-II-Untersuchung gerechnet.

Bayer wartet noch auf fast zwei Drittel der Genehmigungen

Die Prüffrist für die kartellrechtlichen Genehmigungen wurde jüngst um zehn Werktage verlängert und läuft bis zum 22. Januar 2018. Einen entsprechenden Antrag hat Bayer nach eigenen Angaben am gestrigen Montag in Absprache mit der EU-Kommission gestellt. Die verlängerte Prüffrist soll der Größe des M&A-Deals Rechnung tragen.

Die Fristverlängerung führt allerdings dazu, dass die Leverkusener die Transaktion voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr werden abschließen können. „Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass ein Abschluss der Transaktion statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist“, sagt Liam Condon, Mitglied des Bayer-Vorstands und Leiter der Division Crop Science.

Der Genehmigungsaufwand ist enorm: Bayer hat inzwischen nach eigener Aussage bei fast allen der rund 30 relevanten Behörden die Genehmigung des M&A-Deals beantragt. Mehr als ein Drittel habe bereits grünes Licht gegeben – was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Zustimmung in rund 60 Prozent der Fälle noch aussteht.

Monsanto-Übernahme ist finanzielles Großprojekt für Bayer

Trotz der Verzögerung dürfte Bayer-CFO Johannes Dietsch den Megadeal noch zu Ende begleiten. Dietsch hatte im Frühjahr angekündigt, den CFO-Posten im Mai 2018 zu räumen. Die Monsanto-Übernahme wolle er aber noch zum Abschluss bringen, sagte er damals. Bayer zahlt für eine Monsanto-Aktie 128 US-Dollar. Derzeit notiert das Papier bei rund 119 Dollar. Die nach wie vor recht deutliche Diskrepanz zwischen Aktienkurs und Angebotskurs ist ein Zeichen dafür, dass die Börse den Deal immer noch nicht ganz in trockenen Tüchern sieht.

Für den Zukauf hat Dietsch in den vergangenen Monaten schon einige anspruchsvolle Projekte in der Finanzabteilung gemeistert. So sicherte er den Leverkusenern einen 56,9 Milliarden Dollar schweren Brückenkredit, der an 20 Banken syndiziert wurde.  

Im März und im Juni nutzte Bayer die gute Bewertung des Spin-offs Covestro, um sich von einem Teil seiner Aktien zu trennen. Die im März erlösten 1,5 Milliarden Euro sowie 1 Milliarde Euro aus einem weiteren Teilverkauf im Juni wollten die Leverkusener nutzen, um einen Teil der für die Monsanto-Übernahme aufgenommenen Schulden zu tilgen. Vor wenigen Tagen erst platzierte Bayer eine weitere Tranche Covestro-Aktien.

19 Milliarden Euro will CFO Dietsch in den kommenden Monaten noch über eine Kapitalerhöhung oder eigenkapitalähnliche Instrumente einsammeln. Auch den Bondmarkt will Bayer im großen Stil für die Refinanzierung des Mega-Deals nutzen.

Info

Mehr über den Werdegang von Johannes Dietsch lesen Sie auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.

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