Bayer kommt den kritisch gestimmten Kartellbehörden im Genehmigungsverfahren für die Monsanto-Übernahme weiter entgegen. Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die „New York Post“ berichtet, hat der Pharma- und Chemiekonzern weitere Tochterfirmen aus seinem Agrargeschäft zum Verkauf gestellt.
Dabei soll es sich um einen Hersteller von Gemüse-Saatgut und einen Spezialisten für Agrar-Software handeln. Der Hintergrund dieser Verkaufsprozesse dürfte eindeutig kartellrechtlicher Natur sein, denn genau diese beiden Geschäftsfelder würden durch die Integration von Monsanto massiv gestärkt werden. Bayer hat die Meldung bislang aber noch nicht bestätigt.
Situation für Bayer verschlechtert sich
Die Ausweitung des Verkaufsprogramms ist eine Reaktion darauf, dass die Kartellbehörden vor allem in Europa, den USA und Brasilien die Monsanto-Übernahme sehr intensiv prüfen. Mit der erhofften Freigabe des Deals bis zum Jahresende wurde es nichts, Bayer hofft aber nach wie vor auf eine Genehmigung „Anfang des Jahres“.
Doch eine solche zeichnet sich noch nicht ab, im Gegenteil: Die kürzlich erfolgte Freigabe des früher angemeldeten Mega-Mergers der Agrargeschäfte von Dow Chemical und Dupont hat Kartellrechtsexperten zufolge die Genehmigungshürden für Bayer erhöht. Der Grund: Die Marktkonzentration im globalen Crop-Science-Geschäft hat dadurch noch weiter zugenommen.
BASF-Deal über 5,9 Milliarden Euro wohl zu wenig
Bayer hat die Vorbehalte der Kartellbehörden allerdings schon mit einem großen Deal adressiert: Im Oktober 2017 gelang es dem Dax-Konzern, eine Verkaufsvereinbarung mit BASF zu schließen. Wird der Monsanto-Deal genehmigt, übernimmt BASF für 5,9 Milliarden Euro zentrale Teile des Bayer-Geschäfts mit Saatgut- und Unkrautvernichtungsmitteln. Der vereinbarte Kaufpreis entspricht einem Ebitda-Multiple von 15,3 und einem Umsatz-Multiple von 4,5 auf die Erlöse der verkauften Unternehmen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro.
Damit ging Bayer schon nah an die Grenze dessen, was die Bayer-Führung an Desinvestments veranschlagt hat, um grünes Licht für die Monsanto-Übernahme zu bekommen. Im Mai 2016 bezifferte Bayer diese mit 1,6 Milliarden Dollar Jahresumsatz, umgerechnet 1,4 Milliarden Euro. Durch die nun angeschobenen Verkäufe könnte diese Grenze erreicht, wenn nicht gar überschritten werden.
Fällt die Bayer-Kapitalerhöhung kleiner aus als erwartet?
Während Bayers Portfolio im Agrargeschäft damit möglicherweise stärker schrumpft als erwartet, helfen die höheren Verkaufserlöse bei der der Refinanzierung des 66 Milliarden-Dollar-Deals. Aktuell hält Bayer dafür einen Brückenkredit in Höhe von 57 Milliarden US-Dollar vor.
Nach Abschluss der Übernahme soll dieses Darlehen zügig mit Anleihen und einer großen Kapitalerhöhung refinanziert werden. Der Markt geht davon aus, dass Bayer über 30 Milliarden Euro an Bonds platzieren muss, flankiert durch eine gewaltige Kapitalerhöhung von 10 bis 15 Milliarden Euro. Dank des Verkaufserlöses aus dem BASF-Deal und der guten Preise, die Bayer für diverse Aktienpakete an der früheren Chemietochter Covestro erhalten hat, rechnen Analysten nun aber damit, dass das Volumen der Kapitalerhöhung eher bei 10 Milliarden Euro oder sogar noch niedriger liegen könnte.