Rund zwei Monate nach dem Abschluss des Monsanto-Kaufs strafft Bayer an anderer Stelle sein Portfolio: Die Leverkusener trennen sich von ihrem globalen Geschäft mit verschreibungspflichtigen Hautarzneien. Käufer ist der dänische Dermatologie-Spezialist LEO Pharma.
Das Unternehmen wurde 1908 in Kopenhagen gegründet und ist nicht börsennotiert. Mit rund 5.200 Mitarbeitern erwirtschaftete LEO Pharma 2017 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro.
LEO Pharma und Bayer erzielen 20 Prozent Ebitda-Marge
Im Zuge des Geschäfts trennt sich Bayer von einer Reihe von Arzneien, die etwa der Behandlung von Akne und Pilzinfektionen dienen. Im vergangenen Jahr erlöste Bayer mit ihnen einen Umsatz von mehr als 280 Millionen Euro. „Seit das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Dermatologika 2006 zu Bayer kam, hat es sich gut entwickelt“, erklärt Divisions-Chef Heiko Schipper.
Zum Kaufpreis machten beide Parteien keine Angaben. Es zeichnet sich aber ab, dass es sich trotz des vergleichsweise geringen Umsatzvolumens um keinen kleinen Deal handelt. Mit ähnlichen Produkten erwirtschaftete LEO Pharma zuletzt eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 20 Prozent. Genauso viel erreicht auch Bayer in seinem Geschäftsbereich Consumer Health, zu dem die jetzt nach Dänemark wandernden Geschäfte zählen.
Kalkuliert man auch für die jetzt getätigte M&A-Transaktion mit einer Ebitda-Marge von 20 Prozent auf den Umsatz sowie einem für die Healthcare-Branche nicht unüblichen Ebitda-Multiple von 10x, dann ergibt sich ein Transaktionsvolumen von 560 Millionen Euro. Als Bayer 2014 die Consumer-Care-Sparte des US-Pharmakonzerns Merck & Co erwarb, belief sich das Ebitda-Multiple sogar auf 21x.
Nicht der erste Anlauf zum Verkauf
Die Transaktion soll auf dem US-Markt noch in diesem Jahr abgeschlossen werden und im zweiten Halbjahr 2019 für die übrigen Märkte. Zuvor müssen die Wettbewerbshüter noch grünes Licht geben. Das Geschäft mit frei verkäuflichen Dermatologika wie beispielsweise der Bepanthen-Salbe bleibt bei Bayer.
Damit kann Bayer einen Strich unter ein M&A-Projekt ziehen, das sich über längere Zeit entwickelt hat. Dem Vernehmen nach testete Bayer schon 2016 einen Verkauf der Dermatologiesparte, kurz nach der Lancierung des über 60 Milliarden Dollar schweren Monsanto-Geschäfts. Doch die hohen Preisvorstellungen von Bayer-Chef Werner Baumann sowie die engen Verflechtungen der Sparte mit anderen Geschäftsteilen sollen damals dazu geführt haben, dass der Verkauf nicht zustande kam. Für den strategischen Käufer LEO Pharma dürften beide Punkte kleinere Hürden gewesen sein als für die Finanzinvestoren, die sich auch für eine Übernahme der Sparte interessierten.
FINANCE-Köpfe
Rätselraten über Bayer-Schulden endet bald
Den Verkaufserlös wird der neue Bayer-CFO Wolfgang Nickl mit großer Wahrscheinlichkeit zum Schuldenabbau verwenden. Unmittelbar nach dem Monsanto-Closing begab Bayer in einem Mega-Deal Anleihen in einem Wert von 18 Milliarden Euro. Anschließend folgte eine Kapitalerhöhung über 6 Milliarden Euro.
Wie hoch der Schuldenstand des Dax-Konzerns jetzt genau ist, wird sich am 5. September zeigen. Dann präsentiert Bayer seine Halbjahresbilanz, in der erstmals auch die neue Konzerntochter Monsanto konsolidiert wird.